"Mit den »Probleme der Moralphilosophie« liegt die dritte von 15 Vorlesungen Adornos vor, die als Tonband-Transkriptionen vollständig erhalten blieben. »Der grundlegende Gedanke ist der, daß das gesprochene lebendige Wort zurückantwortet, daß die Rede ›Rede und Antwort steht‹ und eingeht auf den spezifischen Menschen, an den sie gerichtet ist, während das geschriebene Wort alle Menschen gleich anblickt, nicht zu differenzieren vermag, auf jede Frage stumm bleibt, sich nicht...
"Mit den »Probleme der Moralphilosophie« liegt die dritte von 15 Vorlesungen Adornos vor, die als Tonband-Transkriptionen vollständig erhalten blieben. »Der grundlegende Gedanke ist der, daß das gesprochene lebendige Wort zurückantwortet, daß die Rede ›Rede und Antwort steht‹ und eingeht auf den spezifischen Menschen, an den sie gerichtet ist, während das geschriebene Wort alle Menschen gleich anblickt, nicht zu differenzieren vermag, auf jede Frage stumm bleibt, sich nicht verändert.« (Vorlesung vom 19. Dezember 1956; Theodor W. Adorno Archiv, Vo 1344) Adorno, der sich als Vertreter einer ›letzten‹ Philosophie verstand, handelt konsequent auch vom Ende der Moralphilosophie, von ihren Grenzen. Er hat in der Vorlesung von 1963, die vor allem an Kant orientiert war, nur mehr die Aporien der Moral thematisch gemacht."
Übersicht
1. VORLESUNG 9
Moralphilosophie als theoretische Disziplin 9 - Zum Begriff
der Praxis 10 - Theorie als Widerstand und"Realitätsprüfung";
Gegen Praktizismus 13 -Naivetät und Reflexion 14 - Zum
Spannungsverhältnis von Theorie und Praxis 16 - Spontaneität
und Widerstand 17 - Irrationales als Moment 19-Gegen die
Moralität des Partikularen 21 - Ethik als schlechtes Gewissen;
Für eine Moral der schroffen Unvereinbarkeit mit Erfahrung 22
2. VORLESUNG 24
Das "Unbehagen an der Moral" 24 - Zum Problem von Ethos
und Persönlichkeit 26 - Das Sittliche keine Naturbestimmung
28 - Moral und gesellschaftliche Krisis 30 - Soziologie des re-
pressiven Charakters .32 - Allgemeines und Besonderes 33
Plan der Vorlesung 3 5 - Textgrundlage 3 7
3. VORLESUNG 39
Methoden ad homines 39 - Vorlesungen: Modellversuche von
Kritik 41 - Der Doppelcharakter der Vernunft bei Kant: Theo-
rie und Praxis, Erkenntnistheorie und Metaphysik 43 - Das
Problem der Freiheit 47 - Zur Antinomienlehre 48 - Dialektik
50 -"Skeptische Methode" im Unterschied zu Skeptizismus 52
4. VORLESUNG 54
Charakter der Antinomik 54 - Kausalität und Freiheit; Sponta-
neität 55 - Die Thesis der dritten Antinomie 57 - Der Beweis
der Thesis 6o - Zum Motiv einer Kausalität aus Freiheit 63 -
Die Antithesis 65
5. VORLESUNG 69
Das Prinzip der Kausalität und die Notwendigkeit der Antino-
mik 69 - Dialektik bei Kant und Hegel 71 - Problem der prima
philosophia; Das Erste als Moment 73 - Kausalität, Gesetz und
Freiheit 75 - Äußerlichkeit des Kausalitätsbegriffs 76 - Freiheit
als Gegebenheit 8o - Zusammenfassung: Kausalität aus
Freiheit 83
6. VORLESUNG 85
Doppelcharakter der Kantischen Philosophie; Eines und Vieles
85 - Noch einmal: Theorie und Praxis 88 - Zur "Methoden-
lehre": 1. Die Natur der Vernunft 90 - 2. Spekulation 92 -
3. Naturbeherrschung und Freiheit 93 - 4. Enttäuschung der
metaphysischen Frage 96 - 5. Auflösung der philosophischen
Gleichgültigkeit 98 - 6. Die Idee Gottes und das Recht der
Kritik 99 - 7. Vorrang der Praxis 100
7. VORLESUNG 101
Theorie und Praxis der "Methodenlehre" 101 - Form und Inhalt
in der praktischen Philosophie 103 - Praxis als Ausschluß der
Erfahrung; Freiheit als Vernunft 105 - Erstes und Zweites; Die
Gegebenheit des Sittengesetzes 109 - Die Auflösbarkeit gesell-
schaftlicher Widersprüche; Bürgerlicher Optimismus 113-
Zur Erfahrbarkeit des Sittengesetzes 114
8. VORLESUNG 117
Indifferenz des Apriori und der Erfahrung 117 - Notwendig-
keit und Allgemeinheit; Eine "Gegebenheit zweiten Grades"
118 - Zwangscharakter der empirisch gegebenen Moral 120 -
Psychoanalytische Einrede 122 - Gesinnungsethik 124 - Rück-
kehr des Teleologie-Gedankens; Moment der Heteronomie 127
9. VORLESUNG 133
Gesetze der Freiheit 133 - Prinzip der Auslegung; "Erlöschen
der Intention" 136 - Doppelcharakter der Natur 138 - Kants
"Abbrechen"; Abwehr und Akzeptanz des Heteronomen 141 -
Moment des Absurden 144 - Geschichtliche Dialektik des Mo-
ralischen; Das "Alt-Werden der Tugend" 145
10. VORLESUNG 149
Das Unerträgliche des Dualismus von Gesetz und Freiheit;
Protestantische Tradition 149 - Erfahrung von Geist und Na-
tur versus Herrscbaft 15 2 -Methodenexkurs: Wörtliche Inter-
pretation gegen Geistesgeschichte 157 - Kant: Die Moralphi-
losophie par excellence 158 - Formalismus und Rigorismus 16o
11. VORLESUNG 164
Rationale Moralbegründung; Gegen "Herzensbildung" 164 -
Prinz Hamlet 166 - Nichtidentisches Moment; Nötigung
durch ein Drittes 169 -Vernunft als Praxis 170 - Eingeschränk-
ter Charakter der Kantischen Ethik; Bürgerliches Kalkül und
Beamtentugend 173 - Ambivalenz der Unmittelbarkeit des
Guten 175 - Autonomie und Heteronomie 176
12. VORLESUNG 180
Selbstbestimmung 18o - Kein Kultus der Werte 180 - Fehlende
Balance zwischen Freiheit und Gesetz 180 - Formalismus und
gesellschaftlicher Funktionszusammenhang 182 - Kants moral-
philosophische Schriften 182 - Zur »Grundlegung der Meta-
physik der Sitten « 18 3
13. VORLESUNG 187
Exkurs zur Phänomenologie 187 - Der Begriff des Willens 188
- Psychologischer Anteil: Guter und böser Wille 191 - Pflicht
und Achtung 195 -Repressives Moment 197 - Das Ver-
schwinden der Freiheit 199 - Übergang zum Problem von
Gesinnungs- und Verantwortungsethik 200
14. VORLESUNG 202
Triebunterdrückung als Habitus der Philosophie 202 - Selbst-
erhaltung und Kompensation 204 - Fetischisierung des Ver-
zichts 206 - Idee der Menschheit als Hypothese 209 - Totalita-
rismus des Zwecks 213 - Vernunft als Selbstzweck 215
15. VORLESUNG 217
Kants Gesinnungsethik 217 - Doppelstellung gegen Empiris-
mus und Theologie 220 - Differenz zu Platon: Idealismus der
Vernunft 222 - Frühbürgerliches Pathos und Rousseausches
Motiv 225 - Innerlichkeit und deutsche Misere 228
16. VORLESUNG 233
Dialektisches Moment der Moral 233 - Exkurs: lbsens »Wild-
ente« 234 - Das Gewissen: eine »eklige Geschichte« 237 - Ex-
plikation: Verstrickung ins Bestehende 238 - Kritik an Hegels
Aufhebung der Moral 243
17. VORLESUNG 248
Widerstand gegen falsches Leben 248 - Fehlbar vor den Deck-
bildern des Schlechten 2 5 2 - Gegen Nietzsches Moralkritik 2 5 5
- Moralische Aporie als Krise des Individualismus; Übergang
der Kritik ins politische Bewußtsein 260
Theodor W. Adornos im Wintersemester 1957/58 gehaltenen Vorlesung über Erkenntnistheorie ist die einzige Vorlesung, die er diesem Zentralthema der Philosophie gewidmet hat. Sie führt nicht...
Die Philosophische Terminologie, die auf einzigartige Weise Adornos Beziehungen zum philosophischen Denken und zur Geschichte der Philosophie freilegt, erscheint nun erstmals in einem...
Theodor W. Adorno wurde am 11. September 1903 in Frankfurt am Main geboren und starb am 06. August 1969 während eines Ferienaufenthalts in Visp/Wallis an den Folgen eines Herzinfarkts. Von 1921 bis 1923 studierte er in Frankfurt Philosophie, Soziologie, Psychologie und Musikwissenschaft und promovierte 1924 über Die Transzendenz des Dinglichen und Noematischen in Husserls Phänomenologie. Bereits während seiner Schulzeit schloss er Freundschaft mit Siegfried Kracauer und während seines Studiums mit Max Horkheimer und Walter Benjamin. Mit ihnen zählt Adorno zu den wichtigsten Vertretern der »Frankfurter Schule«, die aus dem Institut für Sozialforschung an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt hervorging. Sämtliche Werke Adornos sind im Suhrkamp Verlag...
Theodor W. Adorno wurde am 11. September 1903 in Frankfurt am Main geboren und starb am 06. August 1969 während eines Ferienaufenthalts in...