Spätestens die Attentate in Halle (2019) und Pittsburgh (2018) lassen keinen Zweifel mehr daran, dass Antisemitismus kein Phänomen einer dunklen Vergangenheit ist, sondern auch heute offen und aggressiv gelebt wird. Doch war der Antisemitismus in unserer Gesellschaft jemals verschwunden? Und wo liegt der Unterschied zwischen »klassischem« und »neuem« Antisemitismus? In dieser Folge von Suhrkamp espresso stellen wir Bücher zum Thema Antisemitismus vor.
In Gegen Judenhass schildert Oliver Polak seine persönlichen Erfahrungen mit Antisemitismus und appelliert für eine klare Haltung: Wenn wir eine liberale Gesellschaft sein wollen, müssen wir uns endgültig von unseren Vorurteilen befreien. Neuer Antisemitismus?, herausgegeben von Christian Heilbronn, Doron Rabinovici und Natan Sznaider, ist eine Anthologie, die die globale Debatte über den »neuen Antisemitismus« dokumentiert und fortsetzt. In einer multiperspektivischen Annäherung beleuchten die Autorinnen und Autoren unterschiedliche Aspekte und Ausprägungen von Antisemitismus. Das KZ-Universum von David Rousset, das bereits 1945 verfasst wurde und nun erstmals auf Deutsch erscheint, beschreibt das System, das hinter den Konzentrationslagern steckte – und welche Konsequenzen dieser Apparat für die Nachgeborenen hat. Matthias Bormuth porträtiert in seinem Buch Die Verunglückten, das 2019 im Berenberg Verlag erschien, vier verzweifelte Menschen, die ein Leben im Schatten des Holocausts führten: Ingeborg Bachmann, Uwe Johnson, Jean Améry und Ulrike Meinhof.