Deniz Ohde wird für ihren Debütroman Streulicht mit dem »aspekte«-Literaturpreis 2020 ausgezeichnet.
In der Begründung der Jury heißt es: »Eine Arbeiterwohnung am Rande einer westdeutschen Industriegegend. Eine junge Frau, die in ihr früheres Zuhause zurückkehrt, das Armut, Beengtheit und Arbeiterluft atmet. Der Besuch beim Vater wird zu einer Reise in die Kindheit und Jugend, in der die Herkunft wie Schmutz am Ich klebt, sichtbar für alle. Das Klassenbewusstsein der anderen ist so ausgeprägt, wie die Scham vor der eigenen Herkunft und die Angst, nicht dazuzugehören, die für die Ich-Erzählerin prägend sind. Das Versprechen eines Aufstiegs durch Bildung ist schal geworden und lässt sich nur mit Mühe und Glück erreichen. Mit stillen und leisen Sätzen und lange nachklingenden Bildern entwickelt Deniz Ohde in ihrem Roman Streulicht das Bild einer Gesellschaftsschicht, aus der es kein Entrinnen gibt. Scharfsichtig, feinsinnig und ohne Werturteile zu fällen, legt sie Schicht für Schicht einen wenig beachteten Teil unserer Gesellschaft frei, der so noch nicht betrachtet worden ist. Streulicht ist ein preiswürdiges Debut einer neuen literarischen Stimme in Deutschland.«
Der ZDF-»aspekte«-Literaturpreis wird in diesem Jahr zum 41. Mal vergeben. Er ist mit 10.000 Euro dotiert und die bedeutendste Auszeichnung für deutschsprachige Erstlingsprosa.