Lutz Seiler wird für seinen Roman Kruso mit dem Kakehashi-Literaturpreis 2020 ausgezeichnet. Er erhält den mit insgesamt 20.000 Euro dotierten Preis gemeinsam mit dem Übersetzer Jisung Kim, der den Roman ins Japanische überträgt. Die Jury betonte, Seiler gelinge es mit Kruso, »ein wichtiges literarisches Porträt zur Wende vorzulegen«, das eine gänzlich andere Perspektive auf die Ereignisse biete, als es journalistische Reportagen könnten: »In einer poetisch dichten Prosa hat der Autor die politischen Ereignisse der Wendezeit so verfremdet, dass der Text stets an der Grenze zwischen Fantastik und Realismus oszilliert.«
Der Kakehashi-Literaturpreis wird seit 2014 alle zwei Jahre vom Goethe-Institut und Merck vergeben. Durch ihn sollen »die deutschsprachige Gegenwartsliteratur und ihre Übersetzungen in Japan stärker gefördert werden.« Übersetzer können dabei deutschsprachige Autoren zur japanischen Übersetzung vorschlagen. Zu den bisherigen Preisträgern zählen Arno Schmidt und Juan Wada, Ilma Rakusa und Fuminari Niimoto sowie zuletzt Clemens J. Setz und Ayano Inukai. Der Preis wird im kommenden Oktober in Tokio verliehen.