Karl Dedecius, der bedeutendste Mittler polnischer Literatur und Kultur in Deutschland, ist am 26. Februar 2016 in Frankfurt am Main im Alter von 94 Jahren gestorben.
Als Übersetzer hunderter Bücher, Autor zahlloser Reden und Aufsätze, Herausgeber der Polnischen Bibliothek und Gründer des Deutschen Polen-Instituts in Darmstadt wurde er vielfach gewürdigt und ausgezeichnet, u.a. mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels (1990), dem Orden des Weißen Adlers (1999) in Polen und dem Deutschen Nationalpreis (2010).
Zuletzt erschienen im Suhrkamp Verlag Meine polnische Bibliothek - Literatur aus neun Jahrhunderten und seine Übersetzung von Wislawa Szymborskas Gedichtband Glückliche Liebe und andere Gedichte.
»Dass er ein Brückenbauer war, ist bekannt. Die Brücke, die er gebaut hat, ist keine papierene Brücke, sie besteht auch nicht nur aus Wörtern. Sie ist aus einem harten Material gemacht, aus einer geistigen Substanz. Freundschaft, glaube ich, war sein Element, die Poesie sein Instrument. In diesem Fall wäre es schwierig, zwischen beiden zu unterscheiden. Er hat sie beide lieben müssen, die Poesie und die Freundschaft. In beiden Sphären war er zu Hause, loyal, großzügig und begabt.«
Auszug aus der Trauerrede des Lyrikers und Essayisten Adam Zagajewski, der kürzlich in Berlin mit dem Jean-Améry-Preis ausgezeichnet wurde.