Der wohl auffälligste Aspekt des europäischen Hexenwahns in seiner kodifizierten Form ist die Verknüpfung von Irrationalität und formal-systematischer Vernunft. Die Hexenverfolgung zu Beginn der Neuzeit war nicht lediglich eine »Kinderkrankheit« der menschlichen Gattung, vielmehr muß sie im Zusammenhang mit der Institutionalisierung des Christentums, der Auflösung der feudalen und der Entstehung der bürgerlichen Gesellschaft (Verinnerlichung von Moral, Verdinglichung der gesellschaftlichen...
Der wohl auffälligste Aspekt des europäischen Hexenwahns in seiner kodifizierten Form ist die Verknüpfung von Irrationalität und formal-systematischer Vernunft. Die Hexenverfolgung zu Beginn der Neuzeit war nicht lediglich eine »Kinderkrankheit« der menschlichen Gattung, vielmehr muß sie im Zusammenhang mit der Institutionalisierung des Christentums, der Auflösung der feudalen und der Entstehung der bürgerlichen Gesellschaft (Verinnerlichung von Moral, Verdinglichung der gesellschaftlichen Beziehungen der Menschen, bürgerliche Naturaneignung) gesehen werden. – Die in diesem Band versammelten Studien untersuchen die Entstehung des Hexenbildes und seine Befestigung anhand der historischen Dokumente, die Verbindung zwischen der Hexenverfolgung einerseits, den Ketzerbewegungen, der vordringenden Geldwirtschaft, der Legitimationskrise der Kirche, der Polarisierung des Wertbildes der Frau andererseits; und sie bestimmen die fortwirkenden Elemente politischer und gesellschaftlicher Mythenbildung in der aktuellen Auseinandersetzung um das Selbstverständnis der Frauen. Eine Materialiensammlung und ein ausführliches Literaturverzeichnis beschließen den Band.