Der am Beginn dieses Jahrhunderts in die Wege geleitete Versuch, den Bereich des sprachlich Sinnvollen auf formale und in diesem Sinne ›technische‹ Weise abzugrenzen und ihn damit kalkülmäßig zu beherrschen, ist aus präzise angebbaren Gründen zum Scheitern verurteilt, und es ist sprachphilosophisch höchst aufschlußreich und für die Geisteswissenschaften von größtem Belang, diese Gründe im einzelnen zu studieren. Die Kompetenz, Sinn von Unsinn zu unterscheiden, läßt sich nicht als eine allein...
Der am Beginn dieses Jahrhunderts in die Wege geleitete Versuch, den Bereich des sprachlich Sinnvollen auf formale und in diesem Sinne ›technische‹ Weise abzugrenzen und ihn damit kalkülmäßig zu beherrschen, ist aus präzise angebbaren Gründen zum Scheitern verurteilt, und es ist sprachphilosophisch höchst aufschlußreich und für die Geisteswissenschaften von größtem Belang, diese Gründe im einzelnen zu studieren. Die Kompetenz, Sinn von Unsinn zu unterscheiden, läßt sich nicht als eine allein ›rechnende‹, formale oder schematische Kompetenz rekonstruieren; die natürliche Sprache ist kein Kalkül, obwohl sie wichtige Aspekte hat, die sich angemessen so darstellen lassen. Die nichttechnische Fähigkeit zur spontanen, von Regeln nicht geleiteten Handlung, die im Titel mit dem Wort ›Phantasie‹ angedeutet ist, durchsetzt sie – die natürliche Sprache – sogar so, daß auch das Formale an ihrer strukturellen Seite nur dann richtig verstanden werden kann, wenn die Rolle der spontanen Handlung stets mitgedacht wird. Zugleich gilt umgekehrt, daß man dem besonderen Charakter der sprachlichen Ausprägung der Phantasie nur gerecht werden kann, wenn man sie zur formalen, kalkülhaften Seite der Sprache in Beziehung setzt.