Dieser vierte Band von Niklas Luhmanns Studien zum Zusammenhang von Gesellschaftsstruktur und Semantik zeigt am Thema »Natur«, daß die alte (aristotelische) Paradoxie einer zugleich naturgemäßen (perfekten) und naturwidrigen (korrupten) Natur unter modernen Bedingungen nicht fortgesetzt werden kann. Sie wird in verschiedene Naturbegriffe aufgelöst. Der Begriff der »Kultur«, oft als Gegensatz zur »Natur« vorgestellt, führt in ganz andere Probleme. Hier ist zu bedenken, daß es sich um...
Dieser vierte Band von Niklas Luhmanns Studien zum Zusammenhang von Gesellschaftsstruktur und Semantik zeigt am Thema »Natur«, daß die alte (aristotelische) Paradoxie einer zugleich naturgemäßen (perfekten) und naturwidrigen (korrupten) Natur unter modernen Bedingungen nicht fortgesetzt werden kann. Sie wird in verschiedene Naturbegriffe aufgelöst. Der Begriff der »Kultur«, oft als Gegensatz zur »Natur« vorgestellt, führt in ganz andere Probleme. Hier ist zu bedenken, daß es sich um begriffliche Erfindungen des späten 18. Jahrhunderts, also um einen historischen Begriff handelt, der aber zugleich mit geschichtlich und regional universalem Geltungsanspruch ausgestattet wird. Eine weitere Frage ist, was geschieht, wenn der alte Begriff der »admiratio« (Bewunderung, Verwunderung, Staunen, Entsetzen) aufgegeben und durch Vorstellungen über Störbarkeit oder Irritation ersetzt wird. Am Begriff des »Staates« kann gezeigt werden, daß fünfhundert Jahre Geschichte dieses Wortes auf ganz verschiedene gesellschaftsstrukturelle Bedingungen reagiert haben. Das führt zu der Frage, was man heute unter den Bedingungen zunehmender Globalisierung auch der Politik noch vom Staat erwarten kann. Und welche Bedeutung hat der Begriff der »Barbarei« für eine soziologische Zeitdiagnose? Themen dieser Art werden nicht mehr im Stile der klassischen Wissenssoziologie behandelt. Statt dessen wird – im letzten Kapitel des Bandes – die Wissenssoziologie in der von Marx und Mannheim vorgegebenen Ausrichtung selbst zum Thema.
Kapitel 1 Über Natur
Kapitel 2 Kultur als historischer Begriff
Kapitel 3 Die Behandlung von Irritationen: Abweichung oder Neuheit?
Kapitel 4 Metamorphosen des Staates
Kapitel 5 Jenseits von Barbarei
Kapitel 6 Die Soziologie des Wissens: Probleme ihrer theoretischen Konstruktion
Niklas Luhmann wurde am 8. Dezember 1927 als Sohn eines Brauereibesitzers in Lüneburg geboren und starb am 6. November 1998 in Oerlinghausen bei Bielefeld. Im Alter von 17 Jahren wurde er als Luftwaffenhelfer eingezogen und war 1945 in amerikanischer Kriegsgefangenschaft. Von 1946 bis 1949 studierte er Rechtswissenschaften in Freiburg und absolvierte seine Referendarausbildung. 1952 begann er mit dem Aufbau seiner berühmten Zettelkästen. Von 1954 bis1962 war er Verwaltungsbeamter in Lüneburg, zunächst am Oberverwaltungsgericht Lüneburg, danach als Landtagsreferent im niedersächsischen Kultusministerium. 1960 heiratete er Ursula von Walter. Aus der Ehe gingen drei Kinder hervor. Seine Ehefrau verstarb 1977. Luhmann erhielt 1960/1961 ein Fortbildungs-Stipendium für die...
Niklas Luhmann wurde am 8. Dezember 1927 als Sohn eines Brauereibesitzers in Lüneburg geboren und starb am 6. November 1998 in Oerlinghausen bei...