Die Erfindung der Kreativität

Zum Prozess gesellschaftlicher Ästhetisierung
Die Erfindung der Kreativität
Zum Prozess gesellschaftlicher Ästhetisierung

Be creative! In der Gegenwartsgesellschaft haben sich die Anforderung und der Wunsch, kreativ zu sein und schöpferisch Neues hervorzubringen, in ungewöhnlichem Maße verbreitet. Was ehemals subkulturellen Künstlerzirkeln vorbehalten war, ist zu einem allgemeingültigen kulturellen Modell, ja zu einem Imperativ geworden. Andreas Reckwitz untersucht, wie im Laufe des 20. Jahrhunderts das Ideal der Kreativität forciert worden ist: in der Kunst der Avantgarde und Postmoderne, den...

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Be creative! In der Gegenwartsgesellschaft haben sich die Anforderung und der Wunsch, kreativ zu sein und schöpferisch Neues hervorzubringen, in ungewöhnlichem Maße verbreitet. Was ehemals subkulturellen Künstlerzirkeln vorbehalten war, ist zu einem allgemeingültigen kulturellen Modell, ja zu einem Imperativ geworden. Andreas Reckwitz untersucht, wie im Laufe des 20. Jahrhunderts das Ideal der Kreativität forciert worden ist: in der Kunst der Avantgarde und Postmoderne, den creative industries und der Innovationsökonomie, in der Psychologie der Kreativität und des Selbstwachstums sowie in der medialen Darstellung des kreativen Stars und der Stadtplanung der creative cities. Es zeigt sich, daß wir in Zeiten eines ebenso radikalen wie restriktiven Prozesses gesellschaftlicher Ästhetisierung leben.

Einleitung: Die Unvermeidlichkeit des Kreativen
1. Ästhetisierung und Kreativitätsdispositiv:
Das gesellschaftliche Regime des ästhetisch Neuen
1.1 Ästhetische Praktiken
1.2 (Ent-)Ästhetisierungen und Moderne
1.3 Gesellschaftliche Regime des Neuen
1.4 Kreativität als Dispositiv
2. Künstlerische »Schöpfung« zwischen Geniesubjekt und Publikum: Die Formierung des modernen Kunstfeldes
2.1 Die Kunst als Form des Sozialen
2.2 Das Regime des Neuen der Kunst
Künstler-Kreateure
Das ästhetische Publikum
Das Paradox der Zertifizierung des Neuen
2.3 Grenzüberschreitungen und Delegitimierungen des Künstlerischen
Vie de bohème
Universalisierungsprogramme des Schöpferischen
Pathologisierungen des Ästhetischen
2.4 Das bürgerliche Kunstfeld und seine Affektkartografie
3. Zentrifugale Kunst: Die Selbstentgrenzung der Kunstpraktiken
3.1 Namuths Pollock
3.2 Externe und immanente Entgrenzungen des Künstlerischen
3.3 Avantgarde-Kreativität
Prozeduren und Automatismen
Materialisierungen und Technisierungen
Die Aktivierung des Rezipienten
3.4 Kreativität in der postmodernen Kunst
Appropriationsverfahren: Das relativ Neue
Vom Werk zum Ereignis: Ästhetik des Installativ-Performativen
3.5 Postmoderne Künstlersubjekte
Der Künstler als Arrangeur
Künstler-Performativität
3.6 Die Kunst als exemplarisches Format der Spätmoderne
4. Der Aufstieg der ästhetischen Ökonomie: Permanente Innovation, creative industries und Designökonomie
4.1 Das doppelte Paradox des Neuen und seine Auflösung
4.2 Bürgerliche Oppositionsnischen gegen die organisierte Moderne
Arts and Crafts
Der »divinatorische« Unternehmer als Innovator
4.3 Innovationspermanenz als Managementproblem
»Personality and organization« und das Motivationsproblem
Die Innovationsökonomie und das Umweltproblem
4.4 Die Etablierung der creative industries
Die Mode
Die Werbung
Das Design
4.5 »Management by Design«
4.6 Die Ästhetisierung des Ökonomischen und der affektive Kapitalismus
5. Die Psychologisierung der Kreativität: Vom pathologischen Genie zur Normalisierung des Ressourcen-Selbst
5.1 Rorschachs Klecksbilder
5.2 Die psychologische Pathologisierung des »Genies«
5.3 »Kreativität« am Rande der Schulpsychologie
Psychoanalyse und Schöpfung: Zwischen Sublimierung und Wiederholungsbruch
Gestaltpsychologie und »produktives Denken«
5.4 Kreativität als psychologische Notwendigkeit
Sich selbst verwirklichen – die »self growth psychology«
Kreativität und Intelligenzforschung
5.5 Die Normalität der Kreativität: Psychologische Kreativitätspraxeologien
5.6 Auf dem Weg zur kreativitätsorientierten Regierung der Selbstregierung
6. Die Genese des Starsystems: Die massenmediale Konstruktion expressiver Individualität
6.1 Das massenmediale Aufmerksamkeitsregime
6.2 Der Kunststar als performing self
6.3 Performance-Kreativität
Filmstars
Popstars
6.4 Die Expansion des Starsystems
7. Creative Cities: Die Kulturalisierung der Stadt
7.1 »Loft living«
7.2 Funktionale Stadt und kulturorientierte Stadt
7.3 Kritischer Urbanismus: Der Protest gegen die sinnliche Leere
7.4 Merkmale der kulturorientierten Stadt
Ästhetisierte Stadtviertel
»Creative clusters«
Konsumräume und der touristische Blick
Musealisierung
7.5 Kulturorientierte Gouvernementalität
Die Planung von Differenzen und Atmosphären
Kulturplanung und ihre Grenzen
8. Ästhetisierungsgesellschaft: Strukturen, Dissonanzen, Alternativen
8.1 Der Affektmangel der Moderne
8.2 Grundstrukturen des Kreativitätsdispositivs
Ästhetische Sozialität
Ästhetische Mobilisierung
Aufmerksamkeitskultur des Neuen
8.3 Strukturelle Rahmenbedingungen: Ökonomisierung, Medialisierung, Rationalisierung
Ökonomisierung und Ästhetisierung
 Medialisierung und Ästhetisierung
Rationalisierung und Ästhetisierung
Limitierung statt Kolonialisierung
8.4 Dissonanzen kreativer Lebensführung
Der Leistungs- und Steigerungszwang der Kreativität
Diskrepanzen zwischen kreativer Leistung und Kreativerfolg
Aufmerksamkeitszerstreuungen
Ästhetisierungsüberdehnungen
8.5 Alternative Formen des Ästhetischen?
Künstlerkritik und Sozialkritik
Profane Kreativität
Alltagsästhetik der Wiederholung
Inhaltsverzeichnis
Bibliografische Angaben
Service
Umschlag / Cover (Web)Umschlag / Cover (Print)Leseprobe
Produktsicherheit

ENTDECKEN

Im Fokus
Am Donnerstag, 21.11.2024, um 19:30 Uhr stellt Andreas Reckwitz sein vieldiskutiertes neues Buch Verlust. Ein Grundproblem der Moderne vor.
 
Im Fokus
Am Donnerstag, 21.11.2024, um 19:30 Uhr stellt Andreas Reckwitz sein vieldiskutiertes neues Buch Verlust. Ein Grundproblem der Moderne vor.
 

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Am Donnerstag, 21.11.2024, um 19:30 Uhr stellt Andreas Reckwitz sein vieldiskutiertes neues Buch Verlust. Ein Grundproblem der Moderne vor.
 

Personen für Die Erfindung der Kreativität

Andreas Reckwitz, geboren 1970, ist Professor für Allgemeine Soziologie und Kultursoziologie an der Humboldt-Universität zu Berlin und war Fellow im Thomas Mann House in Los Angeles. Sein Buch Die Gesellschaft der Singularitäten wurde 2017 mit dem Bayerischen Buchpreis ausgezeichnet und stand 2018 auf der Shortlist des Sachbuchpreises der Leipziger Buchmesse. 2019 erhielt er den Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft.
Andreas Reckwitz, geboren 1970, ist Professor für Allgemeine Soziologie und Kultursoziologie an der Humboldt-Universität zu Berlin und war Fellow im...

STIMMEN

»Reckwitz hat gegen mehr Kreativität im Alltag nichts einzuwenden, ist aber auch sensibel für die Pervertierungen, die bei der Institutionalisierung des Ephemeren entstehen. Kreativität im Dauermodus führt zu Ermüdung und Überdehnung. Das Neue wäre da, einmal nicht kreativ zu sein.«
Thomas Thiel, Frankfurter Allgemeine Zeitung
»Eindrucksvolle Studie.«
Thomas Assheuer, DIE ZEIT
»Klug und wissenschaftlich fundiert legt der Autor, der Kulturwissenschaftler Andreas Reckwitz, dar, warum uns Kreativität heute als eine >natürliche<, menschliche Fählgkeit erscheint, eine, die wir unbedingt zu brauchen meinen, um uns überhaupt als Persönlichkeit entwickeln und entfalten zu können.«
Michaela Schlagenwerth, Frankfurter Rundschau
»Reckwitz hat gegen mehr Kreativität im Alltag nichts einzuwenden, ist aber auch sensibel für die Pervertierungen, die bei der Institutionalisierung des Ephemeren entstehen. Kreativität im Dauermodus führt zu Ermüdung und Überdehnung. Das Neue wäre da, einmal nicht kreativ zu sein.«
Thomas Thiel, Frankfurter Allgemeine Zeitung
»Eindrucksvolle Studie.«
Thomas Assheuer, DIE ZEIT
»Klug und wissenschaftlich fundiert legt der Autor, der Kulturwissenschaftler Andreas Reckwitz, dar, warum uns Kreativität heute als eine >natürliche<, menschliche Fählgkeit erscheint, eine, die wir unbedingt zu brauchen meinen, um uns überhaupt als Persönlichkeit entwickeln und entfalten zu können.«
Michaela Schlagenwerth, Frankfurter Rundschau
»... eine überaus anregende und überzeugende Diskussionsgrundlage, woher die Emphase der Kreativität heute rührt.«
Volkmar Mühleis, Deutschlandfunk
»Reckwitz großer Verdienst ist es, diese Forschungsergebnisse in einer konzisen Analyse zusammenzuführen. Die Lektüre lohnt sich unbedingt - für alle, die sich fragen, ob und warum sie dauernd kreativ sein sollen - und wollen.«
Eva Behrendt, Deutschlandfunk Kultur

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