Wenn wir von Normen sprechen, denken wir zumeist an Vorschriften, die unser Leben regeln – die uns sagen, was wir tun sollen oder was wir nicht tun dürfen. Normen, so könnte man meinen, verlangen stets bestimmte Handlungen oder Unterlassungen und erfordern eine moralische Rechtfertigung. Aber stimmt das überhaupt? Lässt sich damit das Gemeinsame all jener sozialen Praktiken, die wir als normativ bezeichnen möchten, erfassen?
Christoph Möllers bestreitet das und behauptet, dass unser...
Wenn wir von Normen sprechen, denken wir zumeist an Vorschriften, die unser Leben regeln – die uns sagen, was wir tun sollen oder was wir nicht tun dürfen. Normen, so könnte man meinen, verlangen stets bestimmte Handlungen oder Unterlassungen und erfordern eine moralische Rechtfertigung. Aber stimmt das überhaupt? Lässt sich damit das Gemeinsame all jener sozialen Praktiken, die wir als normativ bezeichnen möchten, erfassen?
Christoph Möllers bestreitet das und behauptet, dass unser Umgang mit Normen an falschen Erwartungen leidet. Wir überfordern, so seine These, die Praxis des Normativen mit moralischen Ansprüchen und mit Hoffnungen auf Wirksamkeit. Beides verfehlt sie, denn die meisten Normen, denen wir begegnen, sind weder moralisch überzeugend gerechtfertigt, noch haben sie eindeutige Wirkungen. Dies ist kein Zufall, ja, es ist noch nicht einmal ein Problem, denn Normen erfüllen einen anderen Zweck: Indem sie eine bestimmte Möglichkeit des Weltverlaufs kennzeichnen und mit einer Bewertung versehen, erlauben sie es uns, inmitten einer Praxis zu ebendieser Praxis auf Abstand zu gehen und Alternativen zu ihr gegenwärtig zu halten. Dies funktioniert aber nur, wenn Normen eine distanzierende Spannung zur Welt aufbauen und auf Dauer stellen können. Ihre eigene Übertretung zuzulassen, so ein Ergebnis dieses Buches, ist deshalb nicht die geringste Aufgabe von Normen.
I Probleme
Gute Gründe? Defizite philosophischer Normativitätskonzepte
Normindividualismus: Normen als Handlungsgründe
Normrationalismus: Normen als Verstandesleistung
Normplatonismus: Normen im »Reich der Gründe«
Pannormativismus: Zur Normativität beschreibender Aussagen
Normmoralisierung: Moralische Normen als Vorbild der
Normtheorie?
Begriffliche Hypotheken empirischer Forschung
Nach Kant: Rationalisierung des Normativen durch Verallgemeinerbarkeit
Nach Hume: Präferenzen oder die Empirisierung des Normativen
Nach Foucault: Macht oder die Absorption des Normativen
Normen in der Welt: Moralischer Realismus
Zwischenbetrachtung: Falsche Alternativenpaare zur Beschreibung von Normen
II Begriffe
Die Möglichkeit der Normen: ein begriffliches Modell
Einführung
Element 1: Möglichkeit
Element 2: Realisierungsmarker
Sanktionen
Normative Ordnung, Norm und Normanwendung
Normen und Fakten
Zwischenbetrachtung: Fällt Kunstästhetik in die Sphäre des Normativen?
Die Wirklichkeit der Normen: Operationsbedingungen des Normativen
Formalisierung, Autorisierung und Verschriftlichung
Zeit
Raum
Von der normativen Haltung zur normativen Ordnung – und zurück
III Erträge
Bedeutung und Funktion sozialer Normen
Ethische Implikationen?
Begriffliche Unterscheidungen
Heterogenität und Hierarchie in normativen Ordnungen
Gesellschaftliche Integration durch Normen?
Realität, Idealität und Wirkung von Normen
Norm – Form – Freiheit
Dogmatik: Zur Rehabilitierung lokaler Normativität
Perspektiven der Forschung
Empirie
Normen jenseits von funktionaler Differenzierung und Autonomie
Das Historismusproblem und das Projekt einer Theoriekomparatistik
Übernormativierung und Unternormativierung – zwei Ausblicke zum Gelingen von Normativität
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