Manet

Eine symbolische Revolution
Vorlesungen am Collège de France 1998-2000. Mit einem unvollendeten Buchmanuskript von Pierre und Marie-Claire Bourdieu. Aus dem Französischen von Achim Russer und Bernd Schwibs
Manet
Eine symbolische Revolution
Vorlesungen am Collège de France 1998-2000. Mit einem unvollendeten Buchmanuskript von Pierre und Marie-Claire Bourdieu. Aus dem Französischen von Achim Russer und Bernd Schwibs

Wie vollzieht sich eine symbolische Revolution? Wann hat sie Erfolg? Am Beispiel des Begründers der modernen Malerei, Édouard Manet, geht Pierre Bourdieu diesen Fragen in seinen bahnbrechenden Vorlesungen am Collège de France aus den Jahren 1998 bis 2000 nach.

Bourdieu situiert Manets Malerei in der Krise der Kunst Mitte des 19. Jahrhunderts. Manet bricht mit den Regeln der akademischen Malerei und revolutioniert die gesamte ästhetische Ordnung. Seine Gemälde sind...

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Wie vollzieht sich eine symbolische Revolution? Wann hat sie Erfolg? Am Beispiel des Begründers der modernen Malerei, Édouard Manet, geht Pierre Bourdieu diesen Fragen in seinen bahnbrechenden Vorlesungen am Collège de France aus den Jahren 1998 bis 2000 nach.

Bourdieu situiert Manets Malerei in der Krise der Kunst Mitte des 19. Jahrhunderts. Manet bricht mit den Regeln der akademischen Malerei und revolutioniert die gesamte ästhetische Ordnung. Seine Gemälde sind eine Kampfansage: an den Akademismus, den Realismus, den Eklektizismus und sogar an den Impressionismus. Solche symbolischen Revolutionen, so Bourdieu, sind nur vor dem Hintergrund der Konstellationen des gesamten kulturellen Feldes zu erklären. Mit seinen Studien zu Manet hat Bourdieu ein Grundlagenwerk der Kunstsoziologie vorgelegt.

 

Der Manet-Effekt
Vorlesung vom 6. Januar 1999
Thema der Vorlesung: die von Manet ausgelöste symbolische Revolution – Eine vollendete symbolische Ordnung – »Peinture pompier« – Die Konstruktion der modernen Kunst: ein umkämpftes Thema – Parenthese: Soziale Probleme und soziologische Probleme – Staatskunst und Akademismus der Avantgarde – Die Talmi-Revolution – Parenthese über wissenschaftlichen Populismus – Ein unmögliches Forschungsprogramm: der Raum der Kritik – Vom Banalen zum Skandal – Ein Bild voller Unstimmigkeiten – Die Kollision zwischen Edlem und Trivialem – Die Affinität zwischen den Hierarchien – Der falsche Gegensatz »Realismus/Formalismus«
Vorlesung vom 13. Januar 1999
Frage nach der Revolution in der Kunst – Das Spiel des projektiven Bildungstests (»Das erinnert mich an . . .«) – Das Feld der Kritik konstruieren – Die Wirkungen des Kunstwerks – Die »Kommunikation von Unbewußtem« – Die intentionalistische Theorie – Regelverstoß und ästhetische Barbarismen – Rhetorik des Euphemismus und Wirkung des Titels – Die Wirkungen der Komposition – Eine symbolische Bombe – Die Daseinsberechtigung eines Bildes – Die Infragestellung der Malerei innerhalb der Malerei – Intention und Disposition
Vorlesung vom 17. Februar 1999
Eine akademische Kunst – Pompier-Kunst, Aristokraten und Neureiche – Die akademische Ästhetik – Eine integrierte akademische Institution – Ateliers und Initiationsriten – Konsekration und Glaubensproduktion – Ein gradus ad parnassum – Académie und akademische Malerei – Technische und historische Virtuosität – Eine Ästhetik der Lesbarkeit – Eine »enthistorisierte« Geschichte – Eine Ästhetik der Vollendung
Vorlesung vom 24. Februar 1999
Manets Kritiker – Parenthese über die Grenze zwischen Privatem und Öffentlichem – Lebensstil und Werkstil – Die Abschaffung der Bedeutung – Häretiker und Orthodoxe – Die Nominierung – Der Kampf um das Monopol – Ausstellung und Konsekration – Die Transformation des Bildungswesens – Verteidigung der Körperschaft – Eine Glaubenskrise – Das morphologische Modell Durkheims und seine Grenzen
Vorlesung vom 4. März 1999
Externe Faktoren und Logik der Felder: die Überproduktion von Absolventen – Die Reproduktion der Unterschiede – Disziplinen und »Zufluchts«-Positionen – Die Schwächung des staatlichen Monopols – Der Beitrag des Publikums zur Revolution – Sklerose des Salon und verallgemeinerte Glaubenskrise – Ein Vergleich des künstlerischen Milieus in Paris und London – Manet und die Präraffaeliten – Manet in der Sicht Mallarmés
Vorlesung vom 9. Februar 2000
Bruch und Kontinuität – Der Salon des refusés von 1863 – Für einen rationalen Eklektizismus – Brüche in der Kontinuität (1): die Vorwegnahmen – Bruch in der Kontinuität (2): die Parodie – Das Paradox der symbolischen Revolutionäre – Erklärung des Charismas – Die technischen Faktoren – Die morphologischen Veränderungen – Faktoren auf seiten der Nachfrage – Ein multifaktorielles Modell – Besonderheit der Ökonomie der symbolischen Güter
Vorlesung vom 16. Februar 2000
Das künstlerische Feld – Gesellschaftliche Veränderungen und Veränderungen der Form – Parenthese über Forschungen »im Schongang« – Der »Maler des modernen Lebens« – Der Irrtum des Kurzschließens – Der Blick bei Manet – Das Feld als intermediärer sozialer Raum – Die Künstlergesellschaften – Parenthese über Pseudo-Begriffe – Ästhetisch-politische Haltungen und Positionen im Feld – Das Feld der Kritik zwischen literarischem und künstlerischem Feld – Eine Revolution im Feld
Vorlesung vom 23. Februar 2000
Die Produktion von Glauben – Zweckmäßigkeit des Feld-Begriffs – Das Feld der Kritik: die zwei Dimensionen – Kritikerporträts – Die Funktionsweise des Felds der Kritik – Das Kompetenzprinzip – Auf dem Feld-Begriff basierende Analyse – Manet, Subjekt und Objekt des künstlerischen Felds
Vorlesung vom 1. März 2000
Mechanische Erklärung und strukturale Kausalität – Die körperliche Hexis – Manet: ein gespaltener Habitus – Manets Kapital – Die Orte der Akkumulation sozialen Kapitals: 1) Das Collège Rollin – 2) Der Salon des Kommandanten Lejosne – 3) Der Salon von Manets Gattin – 4) Das Atelier von Thomas Couture – 5) Das Louvre-Museum – 6) Die Cafés: eine schicke Bohème – 7) Die Ateliers der Maler
Vorlesung vom 8. März 2000
Das weitere Vorgehen – Die Kunst, eine »reine Praxis ohne Theorie« – Der Standpunkt des Autors und die Beziehung zum Publikum – Eine Wirkungsästhetik – Manet als konkretes Individuum – Form und Inhalt – Der Manet-Effekt – Stützpunkte und Kontrastfiguren – Analyse von Werken
Opus Infinitum. Genese und Struktur eines unvollendeten Werks
Christoph Charle
Manet, der Häresiarch
Pierre und Marie-Claire Bourdieu
Selbstporträt als freier Künstler oder »Ich weiß nicht, warum ich mich da hineingemischt habe«
Pascale Casanova
Inhaltsverzeichnis
Bibliografische Angaben
Service
VLB-TIX
Umschlag / Cover (Web)Umschlag / Cover (Print)Leseprobe
Produktsicherheit

Personen für Manet

Pierre Bourdieu, am 1. August 1930 in Denguin (Pyrénées Atlantiques) geboren, besuchte dort das Lycée de Pau und wechselte 1948 an das berühmte Lycée Louis-le-Grand nach Paris. Nachdem er die Eliteschule der École Normale Supérieure durchlaufen hatte, folgte eine außergewöhnliche akademische Karriere. Von 1958 bis 1960 war er Assistent an der Faculté des lettres in Algier, wechselte dann nach Paris und Lille und wurde 1964 Professor an der École Pratique des Hautes Études en Sciences Sociales. Im selben Jahr begann er, die Reihe Le sens commun beim Verlag Éditions de Minuit herauszugeben und erhielt einen Lehrauftrag an der Ècole...

Pierre Bourdieu, am 1. August 1930 in Denguin (Pyrénées Atlantiques) geboren, besuchte dort das Lycée de Pau und...

Übersetzer
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Bernd Schwibs, geboren 1945, ist nach Stationen an der Fondation Maison des Sciences de l’Homme, beim Suhrkamp Verlag, bei den Zeitschriften Psyche und Westend jetzt freier Übersetzer.
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Bernd Schwibs, geboren 1945, ist nach Stationen an der Fondation Maison des Sciences de l’Homme, beim Suhrkamp Verlag, bei den Zeitschriften...

STIMMEN

»Die Kunstkritik nach Bourdieu wird nicht mehr an der sozioanalytischen Beschreibung der Disposition der Künstler vorbeikommen ... «
Harald Loch, Badische Zeitung
»Bourdieus Methode zwischen Fantasie und Wissenschaftlichkeit trifft den Kern der Moderne. ... Diese historische Transformation – mit Manet in ihrem Zentrum – sie ist noch heute ein Gewinn.«
Fabian Granzeuer, Deutschlandfunk
» ... dieses Buch setzt Standards für Kunstkritik und -wissenschaft zu Zeiten, in denen Art-Celebrities an die Stelle der großen Meister getreten sind.«
Ingo Arend, taz. die tageszeitung
»Die Kunstkritik nach Bourdieu wird nicht mehr an der sozioanalytischen Beschreibung der Disposition der Künstler vorbeikommen ... «
Harald Loch, Badische Zeitung
»Bourdieus Methode zwischen Fantasie und Wissenschaftlichkeit trifft den Kern der Moderne. ... Diese historische Transformation – mit Manet in ihrem Zentrum – sie ist noch heute ein Gewinn.«
Fabian Granzeuer, Deutschlandfunk
» ... dieses Buch setzt Standards für Kunstkritik und -wissenschaft zu Zeiten, in denen Art-Celebrities an die Stelle der großen Meister getreten sind.«
Ingo Arend, taz. die tageszeitung
»Schließlich enthält der sehr lesenswerte Band, der für die Bereiche Kunstgeschichte, Kunstsoziologie, Ideengeschichte des 19. Jahrhunderts und generell für Kulturwissenschaften in vieler Hinsicht anschlußfähig ist, ein Personen- und Sachregister, mit dem der Band gute Dienste leisten kann.«
Till Kinzel, Informationsmittel (IFB)

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