Was macht aus Menschen moralische Personen? Wie entstehen die spezifischen Verhältnisse, in denen Phänomene wie Schuld, Scham, Verantwortung und Respekt auftreten? Und warum fühlen wir uns oft so fremd in unserem Selbstverständnis – warum ist es so schwierig, unsere eigenen Verhältnisse mit unseren moralischen Begriffen und philosophischen Theorien zu verstehen? Auf den ersten Blick sind das aussichtslose Fragen, denn das moralische Leben gründet nicht auf moralphilosophischen Argumenten. Es...
Was macht aus Menschen moralische Personen? Wie entstehen die spezifischen Verhältnisse, in denen Phänomene wie Schuld, Scham, Verantwortung und Respekt auftreten? Und warum fühlen wir uns oft so fremd in unserem Selbstverständnis – warum ist es so schwierig, unsere eigenen Verhältnisse mit unseren moralischen Begriffen und philosophischen Theorien zu verstehen? Auf den ersten Blick sind das aussichtslose Fragen, denn das moralische Leben gründet nicht auf moralphilosophischen Argumenten. Es entwickelt sich vielmehr in sozialen Praktiken und kulturellen Lebensformen, die nicht auf Theorien reduziert werden können. Maria-Sibylla Lotter greift auf einschlägige ethnologische Forschungen unterschiedlicher Lebensformen zurück und bringt sie mit dem moralphilosophischen Diskurs ins Gespräch. So eröffnet sich ein innovativer Zugang zu ethischen Fragen.
Die Frage nach der Person
Fortschrittsgeschichten
Gibt es einen allgemeinen Begriff der Person?
Dünne und dichte Beschreibungen
Die empirische Grundlage der Kritik
II Die Quellen der Moral
Personen und Imahbal
Die moderne Theorie des auferlegten Gesetzes
Soziale Sanktionen
Externe und interne Quellen der Moral
Die kantische Theorie des immanenten Gesetzes: Autonomie
Normative Identität
III Selbstbewusstsein: Die Vertreibung aus dem Paradies
Selbstbewusstsein in der Tradition Lockes
Scham als objektivierendes Selbstbewusstsein
Die Vertreibung aus dem Paradies
Der Blick des anderen
Die Schutzfunktion der Scham
Schluss
IV Scham, Demütigung und das Ideal der autonomen Person
Das Schamphänomen im Kontext des sogenannten Zivilisationsprozesses
Zur Unterscheidung zwischen Scham- und Schuldkulturen
Das moderne Paradox der Demütigung
Die Rolle des imaginären anderen
Die Bedeutung von Schamkonflikten für die moralische Entwicklung
V Schuld und moralische Haftung
Moralische Schuld
Reaktive moralische Gefühle
Agamemnon und die Schuldfrage
Moralische Haftung und andere Formen moralischer Verantwortung ohne Vorwerfbarkeit
Der diebische Mönch
Der eilige Rechtsanwalt und die Frage nach der moralischen Schuld
Freier Wille bei Augustinus
Die aristotelische Konzeption moralischer Verantwortung
Moralischer Zufall und andere moderne Probleme
Kompatibilistische Versionen moralischer Verantwortung
VI Achtung zwischen Personen
Das moderne Gebot gleicher Achtung
Zurückhaltung und Fürsorge als Formen der Achtung
Symmetrischer Respekt als Lebensform: Fallbeispiel I
Vertikale Solidarität in Altägypten: Fallbeispiel II
Personalität und Gedächtnis
Achtung als differenzierendes Verhalten: Fallbeispiel III
VII Verantwortung im Kontext
Die Verantwortung der individuellen Täterin und des kollektiven Sündenbocks
Die Elemente der Verantwortung
Die moderne Aufspaltung von Recht und Moral
Haftungspraktiken aus kulturanthropologischer Perspektive
Tabu und Sünde
Die Verinnerlichung der Verantwortung: Das Beispiel der Ashanti
Wahre moralische Verantwortung
Personalität und Verantwortung aus der Perspektive des Jenseitsgerichts
Zusammenfassung
VIII Recht und Gerechtigkeit
Soziale Vernunft, Recht, Gerechtigkeit
Kontexte von Rechten und Pflichten
Ethische Systeme und die Rechtsfigur der vernünftigen Person
Zurechnung in einem pflichtorientierten System: Der Fall des vermeintlichen Inzests
Das Recht als Transformationsverfahren von individuellen Konfliktgeschichten in vernünftige Verhältnisse
Wie ein Ochse zum Kalb wird: Vernunft und Gerechtigkeit in einem konsensorientierten Kontext
Kreativität im Recht
IX Zur Konstruktion von Verantwortung im Strafrecht
Die Ausschließung des Opfers
Das Schuldprinzip
Die moralischen Aspekte der Schuld
Die subjektive Interpretation: Mackies »geradlinige« Regel der Verantwortung
Eine wittgensteinsche Deutung: Die Rekonstruktion der psychischen Schuldfaktoren aus ihrer sozialen Umgebung
Anders handeln können als Voraussetzung strafrechtlicher Schuld
X Schlussfolgerungen
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