Leben und sterben lassen

Rede zur Entgegennahme des Literaturpreises der Welt
Leben und sterben lassen
Rede zur Entgegennahme des Literaturpreises der Welt

»Der Dichter ist unsterblich, lernte ich damals. Selbst wenn er elendig verreckt. Da ist etwas, das ist stärker als er, unverwüstlicher, unbrechbarer als sein Körper: das ist seine Sprache, sein Lied, das von Mund zu Mund, von Lippen zu Lippen weiterlebt. Naturgemäß ist das idealisiert, der Fiebertraum aller Ohnmächtigen, aber für den jungen Menschen ist Idealisierung der Treibstoff des Lebens. Aber ich wusste auch: Literatur ist etwas, das man mit diesem Leben bezahlen muss. Die...

Mehr anzeigen

»Der Dichter ist unsterblich, lernte ich damals. Selbst wenn er elendig verreckt. Da ist etwas, das ist stärker als er, unverwüstlicher, unbrechbarer als sein Körper: das ist seine Sprache, sein Lied, das von Mund zu Mund, von Lippen zu Lippen weiterlebt. Naturgemäß ist das idealisiert, der Fiebertraum aller Ohnmächtigen, aber für den jungen Menschen ist Idealisierung der Treibstoff des Lebens. Aber ich wusste auch: Literatur ist etwas, das man mit diesem Leben bezahlen muss. Die existentialistische Ganz-in-Schwarz-mit-Gitanes-Maïs-Phase war später die erste Konsequenz dieser Erkenntnis. Zum Glück haben Schriftsteller mindestens sieben Leben, die für die Katz sind. Mir war trotz allem wie dem Jungen aus dem Neandertal schon als Kind klar: dort, wo die Literatur sich verbirgt, da lauert auch der Tod. Bis ich ihm selbst begegnete.«

Bibliografische Angaben

Personen für Leben und sterben lassen

Albert Ostermaier ist 1967 in München geboren, wo er heute als freier Schriftsteller lebt. 1995 erschien sein erster Gedichtband Herz Vers Sagen, der mit dem Lyrikpreis des PEN Liechtenstein ausgezeichnet wurde. Im selben Jahr fand die Uraufführung seines ersten Stückes Zwischen zwei Feuern - Tollertopographie im Marstall des Bayerischen Staatsschauspiels statt. Es folgten Uraufführungen an renommierten Theatern im In- und Ausland. Namhafte Regisseur:innen wie Andrea Breth, Martin Kušej, Kay Voges und Thorleifur Örn Arnasson inszenieren seine bildkräftigen Stücke. Aktuell wird das Theaterstück Stahltier. Ein Exorzismus im März 2024 die Uraufführung am Théâtre National du Luxembourg erleben.

14 Gedichtbände, 40 Theaterstücke, 8 Libretti und 4 Romane...
Albert Ostermaier ist 1967 in München geboren, wo er heute als freier Schriftsteller lebt. 1995 erschien sein erster Gedichtband Herz Vers...

STIMMEN

Wie hat Ihnen das Buch gefallen?
Wie hat Ihnen das Buch gefallen?

Das könnte Ihnen auch gefallen

Flügelwechsel

13,95 €

Außer mir

21,95 €

Über die Lippen

22,00 €

Für den Anfang der Nacht

6,00 €

Schwarze Sonne scheine

22,90 €

»Worte müssen etwas bedeuten«

10,00 €

Wer vertritt das Volk?

12,00 €

Werke. Tübinger Ausgabe

Neu
25,00 €

Der Leser. Das Erzählen

11,00 €

Wie verdächtig ist der Mensch?

12,00 €

Verlagerung des geheimen Punkts

28,00 €

Politische Reden

138,00 €

Politische Reden in vier Bänden

138,00 €

Über die Schädlichkeit des Tabaks

14,00 €

Heine und der deutsche Donner

10,00 €

Die Realität so sagen, als ob sie trotzdem nicht wär oder Die Wutausbrüche der Engel

17,90 €
13,95 €
21,95 €
22,00 €
6,00 €