Zitronen von Valerie Fritsch: eine Fotostrecke

Nach Winters Garten und Herzklappen von Johnson & Johnson ist soeben mit Zitronen der dritte Roman von Valerie Fritsch erschienen. Wir haben eine Auswahl an Fotografien der Autorin mit passenden Zitaten aus ihrem neuen Roman zusammengestellt.
Reisen & Schauen

»Er sah wieder vor sich, wie die alte Nachbarin den ganzen Tag saß, im Hof, vor dem Ofen, auf der Bank, an eine Wand gelehnt, die Beine lang ausgestreckt, die Hände wie Brot im Schoß. Wie ihr Mann vor dem Haus auf einem weißen Plastikstuhl thronte, dessen poröse Lehne sich um seinen Buckel bog. Wie sich nicht nur die Menschen, aber auch der Hund nie zu bewegen schien, der wie eine in die Ferne sehende Statue am Tor hockte, selbst wenn die beiden Rüden der Drachs nach ihm bellten.«
Lesen & Schreiben

»Wie ihn der Vater immer kleinmachte und daran groß wurde. Wie er die Kälte zelebrierte, nicht ablassen konnte vom vermeintlichen Fehler. Wie die Festlichkeit der Strafe, das Feierliche daran ihn ganz erfüllte. Wie er kein Herz hatte, aber eine Hand.«
Schießen & Sterben
Und er erzählte, wie er früher mit den anderen Kindern in den leeren Grabkammern der steinernen Kästen gesessen war, wie sie in den obersten gekrümmt gehockt waren unter der niedrigen Decke wie in Nestern, in den Ecken Vorräte von Süßigkeiten anlegten und Amarettini und Zuckerschlangen aßen zwischen den Toten. Wie sie einander Gespenstergeschichten zuflüsterten.«
Alle Fotos: © Valerie Fritsch
Ein Roman über eine außergewöhnliche Mutter-Sohn-Beziehung
»Nichts ist so bedrohlich wie Zärtlichkeit dort, wo sie nicht hingehört.«
Sprachgewaltig, in packenden Bildern und Episoden erzählt Valerie Fritsch in ihrem neuen Roman von der Ungeheuerlichkeit einer Liebe, die hilflos und schwach macht, die den anderen in mentaler und körperlicher Abhängigkeit hält. Ein Entkommen ist nicht vorgesehen, es sei denn um den Preis, selbst schuldig zu werden.
Leserstimme verfassen
»In Valerie Fritschs Prosa ist etwas von der kindlichen Verletzlichkeit und dem Erstaunen lebendig, die man sich irgendwann abtrainiert, um überleben zu können.«
Juliane Liebert, DIE ZEIT
»Valerie Fritsch schreibt, als würde sie zeichnen – und zwar meisterhaft: Sie braucht nur wenige Linien, ein Satz, zwei Sätze, dann steht das Bild, und es öffnet sich ein ganzer Kosmos.«
Katharina Kluin, stern
»Valerie Fritsch vermag es, über diesen Schmerz zu schreiben, ohne uns zu Voyeuren zu machen, vielmehr zu Staunenden, die plötzlich ein Stück mehr über die Welt begreifen.«
Wiebke Porombka, ZEIT ONLINE
Leserstimme verfassen