Ralf Rothmann erhält Uwe-Johnson-Preis 2018

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19.07.2018

Der in Berlin lebende Schriftsteller Ralf Rothmann erhält den mit 20.000 Euro dotierten Uwe-Johnson-Preis 2018 für seinen Roman Der Gott jenes Sommers.

In der Begründung der Jury heißt es: »Mit ihrem Votum für Der Gott jenes Sommers verleihen die Stifter den Uwe-Johnson-Preis 2018 an einen Autor, in dessen Gesamtwerk die unbestechliche Erinnerungsarbeit eine zentrale Rolle spielt. In seinem neuen Roman zeigt Ralf Rothmann aus der Sicht eines dreizehnjährigen Mädchens, dass Krieg nicht allein Tod und Verletzung, Entbehrung und Angst oder die Sorge um die Angehörigen bedeuten. Es geht ihm nicht nur um die Darstellung der äußeren Gewalt. Rothmann beschreibt eindrucksvoll, wie der Krieg die Seele angreift und die ›ethische Sicherheit‹ des einzelnen bedroht. Der Gott jenes Sommers ist geprägt von einer Schreibweise, in der die präzise Darstellung des tagtäglichen Lebens vordringt zu einem minutiösen Abwägen zwischen Freiheit und Zwang, zwischen Widerstand und Resignation, Erlaubtem und Verbrechen – und deren Zwischenstufen. Indem der Autor in seinen Roman Erzählstücke hineinwebt, die im Dreißigjährigen Krieg angesiedelt sind, stellt er eine Verbindung der Zeiten her und wirft die existenzielle Frage auf, ob der Mensch aus den Kriegen ›gelernt‹ hat. Die außergewöhnliche Fülle an Details und die Art der Darstellung lassen uns staunend erfahren, wie das letzte Kriegsjahr und der Sommer 1945, die still und leise aus den Berichten von Zeitzeugen zu verschwinden drohen, durch das literarische Erinnern erneut wichtig werden für die Gegenwart. Ralf Rothmanns Kunst besteht darin, dem Individuum Rechnung zu tragen und es zugleich in den gesellschaftlichen Zeitläuften zu verorten, in die es – oft gegen seinen Willen – hineingezogen wird. Das impliziert neben dem Realismus des Erzählens, wie bei Uwe Johnson, die Wort für Wort artikulierte Hoffnung: Das private und allgemeine Verhängnis dürfen nicht das letzte Wort behalten.«

Der Uwe-Johnson-Preis fördert deutschsprachige Autorinnen und Autoren, in deren Schaffen sich Bezugspunkte zu Johnsons Poetik finden und die heute mit ihren Texten ebenso unbestechlich und jenseits der ›einfachen Wahrheiten‹ deutsche Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft reflektieren. Der Uwe-Johnson-Preis wurde 1994 erstmals verliehen. Zu den bisherigen Preisträgerinnen und Preisträgern gehören unter anderen Lutz Seiler, Christoph Hein, Christa Wolf, Uwe Tellkamp, Jürgen Becker, Marcel Beyer und Kurt Drawert.

Die feierliche Preisverleihung an Ralf Rothmann findet während der Uwe-Johnson-Tage am 21. September 2018 in der Landesvertretung Mecklenburg-Vorpommern in Berlin statt.


Ralf Rothmann wurde am 10. Mai 1953 in Schleswig geboren und wuchs im Ruhrgebiet auf. Nach der Volksschule (und einem kurzen Besuch der Handelsschule) machte er eine Maurerlehre, arbeitete mehrere Jahre auf dem Bau und danach in verschiedenen Berufen (unter anderem als Drucker, Krankenpfleger und Koch). Sein Werk wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Er lebt seit 1976 in Berlin.
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