Die Religionen der Vorgeschichte
Die Religiosität der prähistorischen Menschen war und ist ein beliebter Tummelplatz für Spekulationen. Die Dürftigkeit der überkommenen Spuren hat stets dazu verleitet, die Lücken mit Phantasie oder ethnographischen Versatzstücken zu stopfen. Dabei ist ein fester Bestand wissenschaftlicher Folklore entstanden, der wechselnden Interessen und Beweisnöten nur allzu willfährig entgegenkommt. »So scheint es unerläßlich«, schreibt Leroi-Gourhan in der Einleitung zu seinem Buch, »einmal aufs...
Die Religiosität der prähistorischen Menschen war und ist ein beliebter Tummelplatz für Spekulationen. Die Dürftigkeit der überkommenen Spuren hat stets dazu verleitet, die Lücken mit Phantasie oder ethnographischen Versatzstücken zu stopfen. Dabei ist ein fester Bestand wissenschaftlicher Folklore entstanden, der wechselnden Interessen und Beweisnöten nur allzu willfährig entgegenkommt. »So scheint es unerläßlich«, schreibt Leroi-Gourhan in der Einleitung zu seinem Buch, »einmal aufs genaueste zusammenzustellen, was wir wissen und was wir uns bei den Australiern und Feuerländern zusammengesucht haben; wir müssen den bunten Mantel der Knochenkulte, der Geisterfallen, der befruchtenden Ahnen, der magischen Verhexungen, der Initiationstänze und des Totemismus zerreißen, damit wir sehen, ob, wenn der Mantel fällt, dahinter ein lebendiger und denkender Mensch zum Vorschein kommt oder nur ein paar zerstreute Knochen.« In dieser Absicht untersucht Leroi-Gourhan die materiellen Spuren – und nur solche hatten die Chance zu überdauern –, die aus dem Paläolithikum überkommen sind, und die Interpretationen, die daran geknüpft wurden. Fast all diese Interpretationen erweisen sich in dieser Analyse als haltlos oder als eine von mehreren plausiblen, aber nicht begründbaren Möglichkeiten. Das Inventar gesicherten Wissens, das Leroi-Gourhan hier zu erstellen sucht, fällt so dürftig aus wie die fossilen Knochenreste; es belegt jedoch auch, daß die Menschen des Paläolithikums ein komplexes Denken besaßen, das über die unmittelbaren Erfordernisse des materiellen Lebens hinausging, und daß sie es verstanden, diesem Denken in Bildern, Gravuren und Plastiken Ausdruck zu verleihen.
Die Quellen
Knochenkult
Knochenkreise
In Klumpen oder Haufen eingeschlossene Knochen
Dekorierte Knochen
Trophäen
Barenkult
Bestattungspraktiken
Der Kult der Kinnladen
Isolierte Schädel
Überlegungen zum Kult der Schädel und Kinnladen
Kannibalismus
Die Ablösung des Fleisches vom Skelett
Bestattung
Das Problem der Palaanthropinen-Graber
Die Graber des oberen Palaolithikums
Vorlaufige Bilanz zu den Knochenkulten und Bestattungspraktiken
Gegenstände und Riten
Farbstoffe
Fossilien und Muscheln
Riten
Die religiöse Kunst
Die Verbreitung der paläolithischen Kunst
Chronologie der Stile
Die Sujets der mobilen und der Parietal-kunst
Die Zeichen
Wandbilder
Thematische Analyse der Heiligtümer
Paarweise Anordnung
Die dominierenden Tiere
Das dritte Tier
Seltene Themen
Die mobile Kunst
Plaketten
Statuetten
Gegenstände, die möglicherweise Gebrauchcharakter besaßen
Gegenstände zum Aufhängen
Riten
Die Religion im Paläolithikum
Das obere Paläolithikum
Literaturhinweise
Suhrkamp Verlag GmbH
Torstraße 44
10119 Berlin
info@suhrkamp.de
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