Fremde Vernunft

»Vernunft« ist in der europäischen Philosophie seit den Griechen der zentrale Begriff für das Selbstverständnis und die Weltorientierung des Menschen. Der Begriff soll Kriterien der Rationalität vorgeben. Damit ist dann auch unmittelbar die Frage nach dem Irrationalen, seiner Bedeutung und nach »vernünftigen« Kriterien für seine Abgrenzung gestellt. Spätestens mit Kant tritt zu dem abstrakten Gegensatz des Rationalen und Irrationalen aber ein dritter Begriff in die Diskussion, der Begriff einer »fremden Vernunft«, in deren anderem »Horizont« als vernünftig und gut begründet gelten kann, was im eigenen als unvernünftig erscheinen mag. Was über den eigenen Horizont geht, muß, wie Kant feststellt, »darum nicht über den Horizont anderer« gehen.

Dieser vierte Band in der Reihe »Zeichen und Interpretation« behandelt Probleme, die sich im Ausgang von der unaufhebbaren Differenz der Vernunft ergeben.

Von Zeichen zu Zeichen. Zur Vermittlung von Unmittelbarkeit und Vermittlung des Verstehens
Josef Sirnon
Zeichenlogik, Bedeutung und Rationalität
Günter Abel
Die Funktion der Unmittelbarkeit und der philosophische Pragmatismus
Michael Hampe
Logik der Dekonstruktion? Derrida als Logiker
Hartwig Frank
Orte der Wahrheit, Orte des Widerstreits. Zur diskursiven Bestimmung von Bedeutung nach Lyotard
Tilman Borsehe
Diplomatie der Zeichen. Orientierung im Dialog eigener und fremder Vernunft
Werner Stegmaier
Zum intrinsischen Ethos der Wahrnehmung
Brigitte Scheer
Zur Ethik der Linguistik
Ana Agud Aparicio
Das Recht der Zeichen - im Zeichen des Rechts
Walter Grasnick
Das Zeremoniell als Zeichensprache. Moses Mendelssohns Apologie des Judentums im Rahmen der aufklärerischen Semiotik
Daniel Krochmalnik