Mystische Fabel

16. bis 17. Jahrhundert
Aus dem Französischen von Michael Lauble. Mit einem Nachwort von Daniel Bogner
Mystische Fabel
16. bis 17. Jahrhundert
Aus dem Französischen von Michael Lauble. Mit einem Nachwort von Daniel Bogner

In seiner fulminanten historischen Studie befreit Michel de Certeau die Mystiker der frühen Neuzeit von der Aura einer religiösen Nischenexistenz und rückt sie in die Mitte der geistig-politischen Auseinandersetzungen um die Moderne. Sie sind sensibel für die Krise der religiösen Institutionen, bemerken als erste, was sich verändert, wenn überkommene Sinnkontexte zerbrechen und die soziokulturellen Transmissionsriemen des Religiösen nicht mehr funktionieren. Mystik begründet...

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In seiner fulminanten historischen Studie befreit Michel de Certeau die Mystiker der frühen Neuzeit von der Aura einer religiösen Nischenexistenz und rückt sie in die Mitte der geistig-politischen Auseinandersetzungen um die Moderne. Sie sind sensibel für die Krise der religiösen Institutionen, bemerken als erste, was sich verändert, wenn überkommene Sinnkontexte zerbrechen und die soziokulturellen Transmissionsriemen des Religiösen nicht mehr funktionieren. Mystik begründet nicht eine Geheimsprache, sondern kämpft mit den Mitteln der untergehenden Welt um deren mögliche Zukunft. Die Tradition wird zum Ruinenfeld, das es neu zu bewohnen gilt im Interesse einer wiederzugewinnenden Plausibilität. Als Figuren des Übergangs markieren Mystiker die Genealogie eines epistemologischen Bruchs: Religion und Moderne unterhalten eine schwierige, aber enge Beziehung, sie liegen nicht so weit auseinander wie oft vermutet. Certeau bietet eine genaue Analyse des historisch-literarischen Materials auf höchstem methodischem Niveau. Souverän verfügt er über linguistische, psychoanalytische und theologisch-hermeneutische Methoden und stellt vor Augen, worum es der frühneuzeitlichen Mystik geht: die Erotik des Gotteskörpers fühlbar zu machen als Spur eines untergehenden, vermißten, wiederzugewinnenden Sinnanspruchs.

Einleitung
Quadratur der Mystik
Eine historische Formation
erster Teil: Ein Ort, sich zu verlieren
Kloster und Marktplatz: Narrheiten in der Menge
Die Närrin (4. Jahrhundert)
Narrengelächter (6. Jahrhundert)
Der Garten: Rausch und Lüste des Hieronymus Bosch
Ein entzogenes Paradies
Enzyklopädien, die Abwesenheit schaffen
Wege ins Nirgendwo
Körperkalligraphien
zweiter Teil: Eine Topik
Die neue Wissenschaft
Corpus mysticum oder der fehlende Körper
Das Adjektiv eines Geheimnisses
Das Substantiv einer Wissenschaft
Sprechweisen
Voraussetzungen: eine Pragmatik der Sprache
Die mystischen Phrasen: Diego de Jesús, Exeget des Johannes vom Kreuz
dritter Teil: Die Szenerie des mystischen Aussageaktes
Conversar
Der Dialog
Eine Vorbedingung: das volo (von Meister Eckhart zu Madame Guyon)
Die Institution des Sagens
Von wo aus sprechen?
Das Ich, der Auftakt zur Science expérimentale (J.‑J. Surin)
Die Fiktion der Seele, Fundament der Wohnungen (Teresa von Ávila)
vierter Teil: Gestalten des Wilden
Der erleuchtete Ungebildete
Verbreitung des Textes (1630-1690)
Der Engel in der Wüste
Das Legendar des Armen
Die kleinen Heiligen von Aquitanien
Die Defizite der Gesellschaft Jesu (1606)
Die Jagd auf die außergewöhnlichen Frömmigkeitsformen (1615-1645)
Eine Art von Erleuchteten
Labadie der Nomade
Ein Geist auf der Suche nach einem Ort
Die Entdeckung der Ausdehnung
Ouvertüre zu einer Poetik des Körpers
Inhaltsverzeichnis
Bibliografische Angaben
Service
VLB-TIX
Umschlag / Cover (Web)Umschlag / Cover (Print)Leseprobe
Produktsicherheit

Personen für Mystische Fabel

Michel de Certeau (1925–1986), Historiker und Theologe, war Mitglied des Jesuitenordens und Mitbegründer der École Freudienne in Paris. Er lehrte unter anderem am Institut catholique in Paris, Genf und San Diego.

Michel de Certeau (1925–1986), Historiker und Theologe, war Mitglied des Jesuitenordens und Mitbegründer der École Freudienne in...

Übersetzer
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STIMMEN

»So wird das Werk Michel de Certeaus von seiner Geschichte der Spiritualität her verständlich: In vorzüglicher Übersetzung ist seine Mystische Fabel nun auch der deutschen Leserschaft zugänglich.«
Jörg Dünne, Frankfurter Allgemeine Zeitung
»So wird das Werk Michel de Certeaus von seiner Geschichte der Spiritualität her verständlich: In vorzüglicher Übersetzung ist seine Mystische Fabel nun auch der deutschen Leserschaft zugänglich.«
Jörg Dünne, Frankfurter Allgemeine Zeitung

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