Das Thema Zeichen und Interpretation bezieht sich auf eine aktuelle philosophische Diskussion, die sich im Anschluß an die Wendung der Philosophie zur Sprachphilosophie als philosophischer Grunddisziplin ergeben hat. Nicht nur die Sprache, sondern Zeichen in einem weiteren Sinn vermitteln das menschliche Weltverständnis, auch in nichtverbalen Semiotiken, wie zum Beispiel der Kunst, und auch darüber hinaus wird uns alles dadurch, daß wir es verstehen, zum Zeichen. Der Weltbezug ist in...
Das Thema Zeichen und Interpretation bezieht sich auf eine aktuelle philosophische Diskussion, die sich im Anschluß an die Wendung der Philosophie zur Sprachphilosophie als philosophischer Grunddisziplin ergeben hat. Nicht nur die Sprache, sondern Zeichen in einem weiteren Sinn vermitteln das menschliche Weltverständnis, auch in nichtverbalen Semiotiken, wie zum Beispiel der Kunst, und auch darüber hinaus wird uns alles dadurch, daß wir es verstehen, zum Zeichen. Der Weltbezug ist in einem kritischen philosophischen Verständnis nicht mehr primär als »Seinsbezug« aufgefaßt. Er ist immer schon Zeichenbezug, das heißt genuin auf etwas bezogen, das im jeweiligen Welt- und Erfahrungszusammenhang entweder unmittelbar in einer bestimmten Bedeutung verstanden wird oder nach einer weiteren Interpretation verlangt. In ihr wird dann in anderen Zeichen zu umschreiben versucht, »was« es »in Wahrheit« bedeute bzw. »wirklich« sei. Die Antwort auf die Frage nach der Bedeutung könnte im Prinzip immer wieder nach weiterer Interpretation verlangen, und der Prozeß wird nur dadurch abgebrochen, daß ein Verständnis erreicht ist, das für die Orientierung zu einer bestimmten Zeit als hinreichend erscheint.
Dieser »pragmatische« Gesichtspunkt impliziert, daß Personen den Punkt des Abbruchs eines interpretierenden Zeichenprozesses nach ihren besonderen Zwecken und Vorverständnissen und damit auch anders als andere Personen bestimmen können. Der Gesichtspunkt einer Übereinstimmung in »derselben« Bedeutung wird zum praktischen Problem. »Übereinstimmung« erweist sich als etwas beständig neu zu Besorgendes, das immer nur temporär und bedingt zu erreichen ist.