Sicherheit, Territorium, Bevölkerung. Geschichte der Gouvernementalität I.
Allgemeine Züge der Sicherheitsdispositive (2): Das Verhältnis zum Ereignis: Die Kunst des Regierens und die Behandlung des Aleatorischen. – Das Problem des Nahrungsmangels im 17. und 18. Jahrhundert. – Von den Merkantilisten zu den Physiokraten. – Unterschiede zwischen Sicherheitsdispositiv und Disziplinarmechanismus in der Art, das Ereignis zu behandeln. – Die neue gouvernementale Rationalität und die Emergenz der »Bevölkerung«. – Schlußfolgerung zum Liberalismus: Die Freiheit als Ideologie und Regierungstechnik.
Allgemeine Züge der Sicherheitsdispositive (3): Die Normalisierung. – Normation [normation] und Normalisierung. – Das Beispiel der Epidemie (die Pocken) und die Impfkampagnen im 18. Jahrhundert. – Emergenz neuer Begriffe: Fall, Risiko, Gefahr, Krise. – Die Normalisierungsformen in der Disziplin und in den Sicherheitsmechanismen. – Einsetzung einer neuen politischen Technologie: die Regierung der Bevölkerungen. – Das Problem der Bevölkerung bei den Merkantilisten und den Physiokraten. – Die Bevölkerung als Operator von Transformationen in den Wissensarten: Von der Analyse der Reichtümer zur politischen Ökonomie, von der Naturgeschichte zur Biologie, von der allgemeinen Grammatik zur historischen Philologie.
Das Problem der »Regierung« im 16. Jahrhundert. – Multiplizität der Regierungspraktiken (Leitung des Selbst [gouvernement de soi], Seelenführung [gouvernement des âmes], Lenkung der Kinder [gouvernement des enfants] usw.) – Das spezifische Problem der Regierung des Staates. – Der Stein des Anstoßes für die Regierungsliteratur: Der Fürst von Machiavelli. – Kurze Rezeptionsgeschichte des Fürsten bis ins 19. Jahrhundert. – Die Kunst des Regierens, unterschieden vom einfachen Geschick des Fürsten. – Beispiel für diese neue Kunst des Regierens: Le Miroir politique von Guillaume de La Perrière (1555). – Eine Regierung, die ihr Ziel in den zu lenkenden »Dingen« sieht. – Rückzug des Gesetzes zugunsten verschiedener Taktiken. – Die historischen und institutionellen Hindernisse für die Anwendung dieser Kunst des Regierens bis zum 18. Jahrhundert. – Das Problem der Bevölkerung als wesentlicher Faktor bei der Aufhebung der Blockade der Regierungskunst. – Das Dreieck Regierung–Bevölkerung–politische Ökonomie.
Warum die Gouvernementalität untersuchen? – Das Problem des Staates und der Bevölkerung. – Erinnerung an das Gesamtprojekt: Dreifache Umstellung der Analyse hinsichtlich a) der Institution, b) der Funktion, c) des Objekts. – Thema der diesjährigen Vorlesung. – Elemente einer Geschichte des Begriffs »Regierung«. Sein semantisches Feld vom 13. bis zum 15. Jahrhundert. – Die Idee der Regierung der Menschen [gouvernement des hommes]. Ihre Quellen: A) die Organisation einer pastoralen Macht im vorchristlichen und christlichen Orient; B) die Gewissensleitung.
Analyse des Pastorats (Fortsetzung). – Das Problem der Beziehung Hirte–Herde in der Literatur und im griechischen Denken: Homer, die pythagoreische Tradition. Seltenheit der Hirten-Metapher in der klassischen politischen Literatur (Isokrates, Demosthenes). – Eine wichtige Ausnahme: Platons Politikos. Der Gebrauch der Metapher in den anderen Texten Platons (Kritias, Nomoi, Politeia). Die Kritik an der Idee eines Hirten-Magistrats im Politikos.
Analyse des Pastorats (Schluß). – Spezifität des christlichen Pastorats im Vergleich zu den orientalischen und hebräischen Traditionen. – Eine Kunst, die Menschen zu regieren. Ihre Rolle in der Geschichte der Gouvernementalität.
Der Begriff des »Verhaltens«. – Die Krise des Pastorats. – Die Verhaltensrevolten im Feld des Pastorats.
Von der Pastoral der Seelen zur politischen Regierung der Menschen. – Allgemeiner Kontext dieser Transformation: Die Krise des Pastorats und die Aufstände des Verhaltens im 16. Jahrhundert.
Die Staatsräson (2): Ihre Definition und Hauptmerkmale im 17. Jahrhundert. – Das neue Modell der durch die Staatsräson implizierten historischen Zeitlichkeit.
Die Staatsräson (3). – Der Staat als Verständnisprinzip und als objektives Prinzip. – Die Funktionsweise dieser gouvernementalen Vernunft: A) In den theoretischen Texten. Die Theorie der Erhaltung des Staates. – B) In der politischen Praxis. Das Konkurrenzverhältnis zwischen den Staaten.
Das zweite Ensemble von Techniken, die für die neue Regierungskunst charakteristisch sind: die Polizei.
Die Polizei (Fortsetzung). – Delamare. – Die Stadt, Ort der Entfaltung der Polizei. Polizei und städtische Regelung.
Die Bestandteile der neuen Regierungskunst: Wirtschaftspraxis, die Führung der Bevölkerung, Recht und Achtung der Freiheiten, Polizei mit Unterdrückungsfunktion."
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Michel Foucaults in den Jahren 1972 und 1973 gehaltene große Vorlesungen untersuchen die Beziehungen zwischen Recht und Wahrheit und wie beide sich verbunden haben, um zur Entstehung eines neuen...
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Die Vorlesungen, die Michel Foucault in den Jahren 1979 und 1980 am Collège de France gehalten hat, haben in seinem Werk eine Scharnierfunktion. Nach der Untersuchung der politischen...
Über den Willen zum Wissen
Personen für Sicherheit, Territorium, Bevölkerung. Geschichte der Gouvernementalität I.
Michel Foucault
Paul-Michel Foucault wurde am 15. Oktober 1926 in Poitiers als Sohn einer angesehenen Arztfamilie geboren und starb am 25. Juni 1984 an den Folgen einer HIV-Infektion. Nach seiner Schulzeit in Poitiers studierte er Philosophie und Psychologie in Paris. 1952 begann seine berufliche Laufbahn als Assistent für Psychologie an der geisteswissenschaftlichen Fakultät in Lille. 1955 war er als Lektor an der Universität Uppsala (Schweden) tätig. Nach Direktorenstellen an Instituten in Warschau und Hamburg (1958/1959) kehrte er 1960 nach Frankreich zurück, wo er bis 1966 als Professor für Psychologie und Philosophie an der Universität Clermont-Ferrand arbeitete. In diesem Zeitraum erschien 1961 seine Dissertationsschrift Folie et déraison. Histoire...
Paul-Michel Foucault wurde am 15. Oktober 1926 in Poitiers als Sohn einer angesehenen Arztfamilie geboren und starb am 25. Juni 1984 an den Folgen...

