Das abgelegene Ferienhaus, in dem die Frauen mit den Kindern den Sommer verbringen, befindet sich an der Atlantikküste Südwestfrankreichs. Was verbindet Sie mit dieser Landschaft?
Ein paar Mal habe ich dort Ferien gemacht, als ich etwa so alt war wie die Mädchen im Roman. Alles war anders, angefangen mit der Unterkunft: Unsere waren nicht im Mindesten abgelegen. Ich erinnere zerdehnte Zeit, und Landschaft, die nicht aufhört, und Angst und Lust vor der Kraft der Wellen und der unsichtbaren Strömungen, Langeweile und Euphorie.
Hitze, Trockenheit, Waldbrände – die Natur wird im Verlauf des Romans immer mehr zur Bedrohung. Welche Rolle spielt der Klimawandel in Drei Wochen im August?
Wenn ein Roman von dieser Gegenwart handelt, wüsste ich nicht, wie ich Umweltschäden beim Erzählen aussparen sollte. Einen Klimawandelroman wollte und konnte ich nicht schreiben. Das Buch erzählt nichts, was sich nicht auch aus den Nachrichten erfahren ließe. Die Probleme sind bekannt. Die ökologische Krise bestimmt den Schauplatz und begrenzt den Bewegungsradius der Figuren, wie im echten Leben auch. Aber sie ist nicht der Stoff. Es geht um Privates, sehr kleine Dinge, und um eine Sehnsucht nach Schönheit. Die evakuierte Zone beginnt kurz hinter dem erzählten Bereich, die Figuren schaffen es bis zum Schluss, eine Verknüpfung zu ihrem eigenen Leben nicht herzustellen. Es gab mal eine Passage, in der Eve und Elias sich in die Gefahrenzone aufmachen, um behilflich zu sein. Im Lektorat haben wir entschieden, das zu streichen. Eben weil die Bedrohung da ist, real und machtvoll. Im Ausblenden wird genau das anerkannt.

Worin lag der Reiz, die Geschichte aus der Perspektive von Elena und Eve zu erzählen?
Beide haben recht.
Die Mahlzeiten spielen eine große Rolle in Drei Wochen im August. Welche Gerüche und Geschmäcker verbinden Sie mit Ihrem Roman?
Ich würde gern sagen, Sinnlichkeit spielt eine große Rolle. Die Figuren stecken in ihren Gedanken fest und suchen nach Wegen, sich unterhalb des Halses zu spüren. Sie gehen tanzen und schwimmen. Aber es stimmt auch, dass sie besessen vom Essen sind. Es ist unkomplizierter zu haben als Sex. Die Mahlzeiten am Abend sind das Ritual, das alle einen soll. Bei dem aber auch Macht und Moral verhandelt werden. Im Sinn habe ich aber die Gerüche der Landschaft, Seekiefern und salzfeuchte Mauer.
Mit welcher der Romanfiguren aus Drei Wochen im August würden Sie gern einmal zu Abend essen und warum?
Mich interessiert wirklich, was Linn zu dem Ganzen zu sagen hätte. Aber ich würde eher ein Eis essen gehen mit ihr, oder etwas anderes, bei dem man in Bewegung bleiben kann.
Drei Wochen im August ist Ihr vierter Roman. Wie kamen Sie auf die Idee zur Geschichte und wie lange haben Sie daran gearbeitet?
Ungefähr drei Jahre. Ziemlich am Anfang stand eine Frau, die bezahlte Sorgearbeit für eine andere erledigt. Das Verhältnis von Intimität und Professionalität, eine Fremde, die auf private Dinge blickt. Und das Rätsel Jugend. Am Ende hat mich das am meisten interessiert.
Alle Fotos © Nina Bußmann