Deniz Utlu erhält den Alfred-Döblin-Preis 2021

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07.05.2021
Der Schriftsteller Deniz Utlu erhält den Alfred-Döblin-Preis 2021. Der Preisträger wurde unter sechs Autor:innen ausgewählt, die sich am heutigen Samstag im Rahmen eines öffentlichen Lese- und Diskussionstages im Literarischen Colloquium Berlin der Diskussion stellten.

Ihre Entscheidung begründete die Jury, bestehend aus Marie Schmidt, Sieglinde Geisel und Knut Elstermann, wie folgt: »Deniz Utlu baut in Erinnerungsschichten die Geschichte einer Vater-Sohn-Beziehung auf. Sein Erzähler tritt in einen inneren Dialog mit dem Vater, in dem existenzielle Themen ihres Lebens umkreist werden: die Entstehung von Männlichkeit, Fragen von Schicksal und Spiritualität, Erfahrungen von Migration und Zugehörigkeit. In einer unmittelbar berührenden und humorvollen Sprache lässt er uns teilhaben an den Konflikten, Feiern und dem Alltag einer Familie. Utlu eröffnet für die deutsche Literatur eine Erinnerungsgeographie, die von Hannover bis weit in die Türkei, an die syrische Grenze reicht.«

Deniz Utlu, 1983 in Hannover geboren, lebt in Berlin. Er studierte Volkswirtschaftslehre an der Freien Universität Berlin sowie an der Université Paris 1 Panthéon-Sorbonne. 2014 veröffentlichte er seinen ersten Roman Die Ungehaltenen, der 2015 im Maxim Gorki Theater für die Bühne adaptiert wurde. 2019 erschien sein zweiter Roman Gegen Morgen beim Suhrkamp Verlag. Seine Essays wurden im Feuilleton (Frankfurter Allgemeine Zeitung, Süddeutsche Zeitung, Der Tagesspiegel, Der Spiegel, Der Freitag) und in Anthologien veröffentlicht (zuletzt: Eure Heimat ist unser Albtraum; Wir. Gestern. Heute. Hier). Von 2003 bis 2014 gab er das Kultur- und Gesellschaftsmagazin freitext heraus. Von 2017 bis 2019 schrieb er die Kolumne Einträge ins Logbuch für den Tagesspiegel. Außerdem kuratiert er die Literaturreihe Prosa der Verhältnisse im Maxim Gorki Theater. Zuletzt erhielt er 2019 den Literaturpreis der Landeshauptstadt Hannover.

Die weiteren Nominierten waren Daniela Dröscher, Ursula Fricker, Valeria Gordeev, Michael Kleeberg und Senthuran Varatharajah.

Der 1979 von Günter Grass gestiftete und seither alle zwei Jahre für ein noch unvollendetes Prosa-Manuskript vergebene Alfred-Döblin-Preis wird von der Akademie der Künste und dem Literarischen Colloquium Berlin ausgerichtet und erinnert im Sinne des Stifters an Döblin als einen der vielseitigsten deutschen Schriftsteller der Moderne. Der mit 15.000 Euro dotierte Alfred-Döblin-Preis wird in diesem Jahr zum 23. Mal vergeben und von der S. Fischer Stiftung unterstützt. Das mit dem Döblin-Preis ausgezeichnete Manuskript ist im Herbst 2023 unter dem Titel Vaters Meer erschienen.

»Es war Sommer, es roch nach Meer, ich war dreizehn Jahre alt, mein Vater fiel.«

Yunus ist dreizehn Jahre alt, da erleidet sein Vater zwei Schlaganfälle und ist fortan nahezu vollständig gelähmt. Er kann nur noch über Augenbewegungen kommunizieren. Zehn Jahre wird er von Yunus’ Mutter gepflegt, erst in einem Heim, dann zu Hause, bevor er stirbt. Und Yunus, der zum Studium ausgezogen ist aus der elterlichen Wohnung, ruft sich immer wieder Bilder aus seiner Kindheit wach: Erlebnisse und Gespräche mit dem Vater, von denen er manchmal gar nicht mehr wusste, dass er sie noch in sich trägt. Sie fügen sich zu dem warmherzigen Porträt eines Mannes, der mit lauter Stimme lachte oder auf Arabisch fluchte, der häufig abwesend und leicht reizbar war und der einst aus Mardin nahe der türkisch-syrischen Grenze nach Istanbul ging, dort den Militärputsch miterlebte und schließlich mit einem Frachtschiff nach Deutschland kam.

Deniz Utlu, geboren 1983 in Hannover, studierte Volkswirtschaftslehre in Berlin und Paris. Von 2003 bis 2014 gab er das Kultur- und Gesellschaftsmagazin freitext heraus. Sein Debütroman, Die Ungehaltenen, erschien 2014 und wurde 2015 im Maxim Gorki Theater für die Bühne adaptiert. Von 2017 bis 2019 schrieb er für den Tagesspiegel die Kolumne Einträge ins Logbuch. 2019 erschien sein zweiter Roman Gegen Morgen. Außerdem hat er Theaterstücke, Lyrik und Essays verfasst (u. a. für FAZ, SZ, Tagesspiegel und Der Freitag). Er forscht am Deutschen Institut für Menschenrechte und veranstaltet am Maxim Gorki Theater die Literaturreihe Prosa der Verhältnisse. Für seine Arbeit wurde er...

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