Judith Schalansky wird für ihr Buch Verzeichnis einiger Verluste mit dem Wilhelm Raabe-Literaturpreis 2018 ausgezeichnet.
Die Begründung der Jury lautet: »Judith Schalansky ist eine Grenzgängerin zwischen Natur und Poesie, zwischen Wissenswelten und Phantasiereichen, zwischen Zählen und Erzählen. Und sie hält das Trägermedium Buch mit den transportierten Inhalten in engstem Kontakt. Ästhetischer Wille und ein untrügliches Formbewusstsein erzeugen Kongruenzen, wo es nur geht. Das ist auch in ihrem neuen, mit dem Wilhelm Raabe-Literaturpreis ausgezeichneten Buch Verzeichnis einiger Verluste so. Es hat nicht nur keine Gattungsbezeichnung, es bietet eher eine ganz neue Gattung an: die poetische Archivierung der verschwundenen Dinge, die auf diese Weise eine Wiederauferstehung in der Verwandlung erfahren – als literarische Erzählung. Ob eine verschwundene Insel im Pazifik, das Skelett eines Einhorns, der kaspische Tiger, die erleuchteten Texte des Religionsstifters Mani oder der Palast der Republik in Berlin: alle Verluste werden in einem Register umfassender Kenntnisse und ungebändigter Fabulierfreude gutgeschrieben. Ein Kompendium der neuen Art, das daran arbeitet, unsere Wissensordnung umzukrempeln, indem es tief ins historische Material einsteigt und sich unbändig daraus erhebt. Judith Schalansky ist damit etwas ganz Ungewöhnliches gelungen. Sie findet eine Verkehrssprache für den Umgang mit dem Toten und dem Verlorenen. Eine poetische Prosa der Metamorphosen. Ausgestreckt zwischen Ovid und Otto Guericke, mit der Stimme der Sappho und der Garbo, ein wundersames, ein Wunder-Buch.«
Der Wilhelm Raabe-Literaturpreis ist mit 30.000 Euro dotiert und wird von der Stadt Braunschweig und Deutschlandfunk gestiftet. Die Preisverleihung findet am 4. November in Braunschweig statt.