Valerie Fritsch steht mit ihrem Roman Zitronen auf der Shortlist des Österreichischen Buchpreises 2024, Julia Jost ist mit Wo der spitzeste Zahn der Karawanken in den Himmel hinauf fletscht auf der Shortlist in der Kategorie für das beste Debüt des Jahres vertreten.
In der Erklärung der Jury zu Zitronen heißt es: »Valerie Fritsch gelingt es überzeugend, die psychische und physische Gewalt, die August erfährt, in eine sensible und zugleich eindringliche Erzählweise zu übertragen. Ihre Prosa besticht durch eine hohe ästhetische Qualität: Jeder Satz ist sorgsam komponiert, und die symbolische Tiefe der Bilder entwickelt einen Sog, dem sich die Leser:innen nicht entziehen können. Fritschs Darstellung von Augusts Leiden ist jedoch nicht kalt, sondern voller poetischer Momente, die den Roman so eindrücklich machen. ... In Zitronen verhandelt sie existenzielle Themen auf literarisch höchst anspruchsvolle und emotional bewegende Weise. Mit diesem Roman beweist Valerie Fritsch, dass sie zu den herausragenden Stimmen der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur zählt.«
Die Nominierung von Wo der spitzeste Zahn der Karawanken in den Himmel hinauf fletscht begründet die Jury wie folgt: »Eine Kärntner Dorfgeschichte mehr, könnte man denken, denkt man beim Lesen aber nie. Zu sinister und zugleich überkandidelt das Geflecht der Ereignisse. Zu originell die Erzählerin, eine forsche Elfjährige, die sich in ihrem Mädchenkörper nicht wohlfühlt, sondern viel lieber ein Junge wäre. Sie war auch dabei, als das zugezogene Kind starb. Verdrängung ist man gewohnt im Ort, von der Nazi-Zeit bis in jüngste Privattragödien hinein. Hellwach nimmt das Mädchen ihre dumpfige Umgebung wahr. Gewalt zeigt sich schon im Verhalten der Kinder untereinander, weil die Erwachsenen im Dorf nun mal Vorbilder sind. Hellwach lernt die Erzählerin aber auch die Liebe kennen, zur Tochter des bosnischen Hausmeisters. Jost ist sicher im Ton, sicher auch darin, wie sie diesen Ton flackern lässt zwischen politischer Schärfe, einer Menschenfreundlichkeit trotz allem und Spaß an leisen Übertreibungen.«
Das Bundesministerium für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport, der Hauptverband des Österreichischen Buchhandels und die Arbeiterkammer Wien richten 2024 gemeinsam den jährlich zu vergebenden Österreichischen Buchpreis aus. Ziel des Wettbewerbs ist es, die Qualität und Eigenständigkeit der österreichischen Literatur zu würdigen und ihr im gesamten deutschsprachigen Raum die gebührende Aufmerksamkeit zu verschaffen.
Der Österreichische Buchpreis ist mit 20.000 Euro dotiert, der Debütpreis mit 10.000 Euro. Vier weitere Titel der Shortlist sowie zwei weitere Titel der Debütpreis-Shortlist erhalten jeweils ein Preisgeld von 2.500 Euro. Die Verleihung findet am 18. November 2024 statt. Die Entscheidung über die Auszeichnungen des Österreichischen Buchpreises trifft eine unabhängige Fachjury.