Valerie Fritsch und Julia Jost auf der Shortlist für den Österreichischen Buchpreis 2024
Nachricht08.10.2024

Valerie Fritsch steht mit ihrem Roman Zitronen auf der Shortlist des Österreichischen Buchpreises 2024, Julia Jost ist mit Wo der spitzeste Zahn der Karawanken in den Himmel hinauf fletscht auf der Shortlist in der Kategorie für das beste Debüt des Jahres vertreten.
In der Erklärung der Jury zu Zitronen heißt es: »Valerie Fritsch gelingt es überzeugend, die psychische und physische Gewalt, die August erfährt, in eine sensible und zugleich eindringliche Erzählweise zu übertragen. Ihre Prosa besticht durch eine hohe ästhetische Qualität: Jeder Satz ist sorgsam komponiert, und die symbolische Tiefe der Bilder entwickelt einen Sog, dem sich die Leser:innen nicht entziehen können. Fritschs Darstellung von Augusts Leiden ist jedoch nicht kalt, sondern voller poetischer Momente, die den Roman so eindrücklich machen. ... In Zitronen verhandelt sie existenzielle Themen auf literarisch höchst anspruchsvolle und emotional bewegende Weise. Mit diesem Roman beweist Valerie Fritsch, dass sie zu den herausragenden Stimmen der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur zählt.«
Die Nominierung von Wo der spitzeste Zahn der Karawanken in den Himmel hinauf fletscht begründet die Jury wie folgt: »Eine Kärntner Dorfgeschichte mehr, könnte man denken, denkt man beim Lesen aber nie. Zu sinister und zugleich überkandidelt das Geflecht der Ereignisse. Zu originell die Erzählerin, eine forsche Elfjährige, die sich in ihrem Mädchenkörper nicht wohlfühlt, sondern viel lieber ein Junge wäre. Sie war auch dabei, als das zugezogene Kind starb. Verdrängung ist man gewohnt im Ort, von der Nazi-Zeit bis in jüngste Privattragödien hinein. Hellwach nimmt das Mädchen ihre dumpfige Umgebung wahr. Gewalt zeigt sich schon im Verhalten der Kinder untereinander, weil die Erwachsenen im Dorf nun mal Vorbilder sind. Hellwach lernt die Erzählerin aber auch die Liebe kennen, zur Tochter des bosnischen Hausmeisters. Jost ist sicher im Ton, sicher auch darin, wie sie diesen Ton flackern lässt zwischen politischer Schärfe, einer Menschenfreundlichkeit trotz allem und Spaß an leisen Übertreibungen.«
Das Bundesministerium für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport, der Hauptverband des Österreichischen Buchhandels und die Arbeiterkammer Wien richten 2024 gemeinsam den jährlich zu vergebenden Österreichischen Buchpreis aus. Ziel des Wettbewerbs ist es, die Qualität und Eigenständigkeit der österreichischen Literatur zu würdigen und ihr im gesamten deutschsprachigen Raum die gebührende Aufmerksamkeit zu verschaffen.
Der Österreichische Buchpreis ist mit 20.000 Euro dotiert, der Debütpreis mit 10.000 Euro. Vier weitere Titel der Shortlist sowie zwei weitere Titel der Debütpreis-Shortlist erhalten jeweils ein Preisgeld von 2.500 Euro. Die Verleihung findet am 18. November 2024 statt. Die Entscheidung über die Auszeichnungen des Österreichischen Buchpreises trifft eine unabhängige Fachjury.
In der Erklärung der Jury zu Zitronen heißt es: »Valerie Fritsch gelingt es überzeugend, die psychische und physische Gewalt, die August erfährt, in eine sensible und zugleich eindringliche Erzählweise zu übertragen. Ihre Prosa besticht durch eine hohe ästhetische Qualität: Jeder Satz ist sorgsam komponiert, und die symbolische Tiefe der Bilder entwickelt einen Sog, dem sich die Leser:innen nicht entziehen können. Fritschs Darstellung von Augusts Leiden ist jedoch nicht kalt, sondern voller poetischer Momente, die den Roman so eindrücklich machen. ... In Zitronen verhandelt sie existenzielle Themen auf literarisch höchst anspruchsvolle und emotional bewegende Weise. Mit diesem Roman beweist Valerie Fritsch, dass sie zu den herausragenden Stimmen der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur zählt.«
Die Nominierung von Wo der spitzeste Zahn der Karawanken in den Himmel hinauf fletscht begründet die Jury wie folgt: »Eine Kärntner Dorfgeschichte mehr, könnte man denken, denkt man beim Lesen aber nie. Zu sinister und zugleich überkandidelt das Geflecht der Ereignisse. Zu originell die Erzählerin, eine forsche Elfjährige, die sich in ihrem Mädchenkörper nicht wohlfühlt, sondern viel lieber ein Junge wäre. Sie war auch dabei, als das zugezogene Kind starb. Verdrängung ist man gewohnt im Ort, von der Nazi-Zeit bis in jüngste Privattragödien hinein. Hellwach nimmt das Mädchen ihre dumpfige Umgebung wahr. Gewalt zeigt sich schon im Verhalten der Kinder untereinander, weil die Erwachsenen im Dorf nun mal Vorbilder sind. Hellwach lernt die Erzählerin aber auch die Liebe kennen, zur Tochter des bosnischen Hausmeisters. Jost ist sicher im Ton, sicher auch darin, wie sie diesen Ton flackern lässt zwischen politischer Schärfe, einer Menschenfreundlichkeit trotz allem und Spaß an leisen Übertreibungen.«
Das Bundesministerium für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport, der Hauptverband des Österreichischen Buchhandels und die Arbeiterkammer Wien richten 2024 gemeinsam den jährlich zu vergebenden Österreichischen Buchpreis aus. Ziel des Wettbewerbs ist es, die Qualität und Eigenständigkeit der österreichischen Literatur zu würdigen und ihr im gesamten deutschsprachigen Raum die gebührende Aufmerksamkeit zu verschaffen.
Der Österreichische Buchpreis ist mit 20.000 Euro dotiert, der Debütpreis mit 10.000 Euro. Vier weitere Titel der Shortlist sowie zwei weitere Titel der Debütpreis-Shortlist erhalten jeweils ein Preisgeld von 2.500 Euro. Die Verleihung findet am 18. November 2024 statt. Die Entscheidung über die Auszeichnungen des Österreichischen Buchpreises trifft eine unabhängige Fachjury.
Ein packender Roman über das Münchhausen-Stellvertreter-Syndrom
August Drach wächst in einem Haus am Dorfrand auf, das Hölle und Paradies zugleich ist. Der Vater, von sich und dem Leben enttäuscht, misshandelt seinen Sohn, Zärtlichkeit hat er nur für die Hunde übrig. Trost findet August bei seiner Mutter, die ihn liebevoll umsorgt. Doch als der Vater die Familie verlässt, verwandelt sich die Zuwendung der Mutter: Sie mischt August heimlich Medikamente ins Essen, schwächt das Kind, macht es krank; von seiner Pflege verspricht sie sich Aufmerksamkeit und Bewunderung. Erst Jahre später gelingt es August, sich aus den Fängen der Mutter zu befreien, ein unabhängiges Leben zu führen, erste Liebe zu erfahren. Doch wie lernt ein erwachsener Mensch, das Rätsel einer Kindheit zu lösen, in der Grausamkeit und Liebe untrennbar zusammengehören? Wie durchbricht er den Kreislauf von Lügen und Betrügen? Und was passiert, wenn sich dieser Mensch, Jahre später, an den Ursprung des Schmerzes zurückwagt?
Leserstimme verfassen
»[Ein] staunenswerter, intensiver Roman ...«
Judith von Sternburg, Frankfurter Rundschau
»Der Fährte [Fritschs] verdichteten Sprache zu folgen, ist ein Genuss. Die Bilder, die sie evoziert, sind gestochen scharf.«
Nadine A. Brügger, Neue Zürcher Zeitung
»Zitronen ist ein Buch über Gewalt, jedoch noch mehr eines über die Ohnmacht, die Menschen durch Ereignisse wie Verlust und Veränderung erleben. ... Gewalt also, erzählt uns Valerie Fritsch bildgewaltig, klug, verstörend und subtil, ist eine Schwäche, die nur mit Macht und Stärke verwechselt wird.«
Ingo Ebener, neues deutschland
»[Der Roman] ist sorgfältig komponiert ... Wie Fritsch die Beziehungen und Innenwelten ihrer Figuren entfaltet, ... ruft Assoziationen an die Bilder von Hieronymus Bosch auf.«
Beate Tröger, der Freitag
»Fritsch entwickelt in ihrem neuen Roman Zitronen ... eine Geschichte, die in ihrer Radikalität bemerkenswert ist.«
Carsten Otte, Der Tagesspiegel
Eine Coming-of-Age-Geschichte voller Drive und Witz
Es ist das Jahr 1994. In einem Kärntner Dorf am Fuß der Karawanken sitzt die Erzählerin unter einem Lkw und beobachtet die Welt und die Menschen knieabwärts. Sie ist elf Jahre alt und spielt Verstecken mit ihrer Freundin Luca aus Bosnien. Zum letzten Mal, denn die Familie zieht um. Der Hof ist zu klein geworden für den Ehrgeiz der Mutter, die ausschließlich eines im Kopf hat – bürgerlich werden! Nach und nach treffen immer mehr Nachbarsleute ein, um beim Umzug zu helfen, und das Kind in seinem Versteck beginnt zu erzählen: von seiner Angst, im Katzlteich ertränkt zu werden, weil es kurze Haare hat. Weil es Bubenjeans trägt. Weil es heimlich in Luca verliebt ist. Dabei ist sie nicht die Einzige, die etwas verbergen muss. Sie kennt Geschichten über die Ankommenden, die in tiefe Abgründe blicken lassen und doch auch Mitgefühl wecken.
Leserstimme verfassen
»[Ein] fulminantes Romandebüt ...«
Tagesspiegel
»Julia Josts Debütroman ist ... gruselig, witzig und politisch klarsichtig ...«
Judith von Sternburg, Frankfurter Rundschau
»[Josts Debüt] lädt zur Zeitreise ins toxische politische Klima Kärntens der 1990er Jahre, wo zwischen der Idiotie des Landlebens und dem Einbruch der Moderne, zwischen Nazi-Nostalgie und neureichem Geschäftssinn das aufkommt, was man später Rechtspopulismus nennt und was nicht nur in Österreich lange Schatten wirft.«
Uwe Mattheiß, wochentaz
»Ein mehr als respektables Debüt im aufgewühlten Gegenwartsdreieck zwischen Queerness, Rechtspopulismus und Abschied von den Boomern ist Julia Jost ... gelungen.«
Iris Radisch, DIE ZEIT
»Sehr intensiv und so detailnah, dass man dahinter wesentlich selbsterlebte Elemente vermutet, wird eine Familiengeschichte erzählt.«
Paul Jandl, Neue Zürcher Zeitung
WEITERE INFORMATIONEN ZUM ÖSTERREICHISCHEN BUCHPREIS UND DEBÜTPREIS
Hintergrund
Zitronen von Valerie Fritsch: eine Fotostrecke
Fotografien der Autorin und passende Zitate aus ihrem neuen Roman.Video
Julia Jost spricht über Wo der spitzeste Zahn der Karawanken in den Himmel hinauf fletscht
Ein Roman über das Aufwachsen in einer archaischen Bergwelt zwischen Stammtisch und Beichtstuhl.Podcast