Erste Seite des Vorabdrucks in der Neuen Rundschau
Zum 100. Jubiläum von Hermann Hesses Siddhartha
Nachricht03.10.2022

Eines der einflussreichsten Werke der europäischen Literatur im 20. Jahrhundert wird 100 Jahre alt: Im Oktober 1922 erschien die erste Ausgabe von Hermann Hesses Siddhartha mit einer Auflage von 6.050 Exemplaren im S. Fischer Verlag.
Hesse, dessen Großvater mütterlicherseits der Indologe Hermann Gundert war, setzte sich früh mit den Religionen und Philosophien Ostasiens auseinander, nicht zuletzt während einer Asienreise im Jahr 1911. Im Winter 1919 – und damit nach seinen während des Ersten Weltkriegs gemachten Erfahrungen in der Kriegsgefangenenfürsorge – begann Hesse mit der Arbeit an Siddhartha. Im darauffolgenden Juli war der erste Teil des Manuskripts fertiggestellt, Hesse arbeitete aber für längere Zeit nicht mehr daran weiter.
Hesse, dessen Großvater mütterlicherseits der Indologe Hermann Gundert war, setzte sich früh mit den Religionen und Philosophien Ostasiens auseinander, nicht zuletzt während einer Asienreise im Jahr 1911. Im Winter 1919 – und damit nach seinen während des Ersten Weltkriegs gemachten Erfahrungen in der Kriegsgefangenenfürsorge – begann Hesse mit der Arbeit an Siddhartha. Im darauffolgenden Juli war der erste Teil des Manuskripts fertiggestellt, Hesse arbeitete aber für längere Zeit nicht mehr daran weiter.
»Im Schatten des Hauses, in der Sonne des Flußufers bei den Booten, im Schatten des Salwaldes, im Schatten des Feigenbaumes wuchs Siddhartha auf, der schöne Sohn des Brahmanen, der junge Falke, zusammen mit Govinda, seinem Freunde, dem Brahmanensohn.«
Siddhartha, die Legende von der Selbstbefreiung eines jungen Menschen aus familiärer und gesellschaftlicher Fremdbestimmung zu einem selbständigen Leben, zeigt, dass Erkenntnis nicht durch Lehren zu vermitteln ist, sondern nur durch eigene Erfahrung erworben werden kann.
Siddhartha, die Legende von der Selbstbefreiung eines jungen Menschen aus familiärer und gesellschaftlicher Fremdbestimmung zu einem selbständigen Leben, zeigt, dass Erkenntnis nicht durch Lehren zu vermitteln ist, sondern nur durch eigene Erfahrung erworben werden kann.
Auf einem Friedenskongress der Internationalen Frauenliga las Hesse im August 1922 zum ersten Mal Passagen aus dieser »indischen Legende«, unter anderem vor dem Philosophen Bertrand Russell und Hesses Freund, dem französische Schriftsteller Romain Rolland. Die zeitgenössischen Besprechungen fielen nach Erscheinen des Buches eher verlegen aus. Ein Tagebucheintrag Rollands aus dem April 1923 zeugt davon, dass Hesse selbst mit der Reaktion seines Umfelds auf Siddhartha nicht gänzlich zufrieden war: »Hesse schreibt mir, daß keines seiner Werke so wenig Resonanz gefunden habe. Seine Freunde haben sich nicht einmal die Mühe gemacht, ihm dafür zu danken.«
Titelblatt der Erstausgabe
In den folgenden Jahrzehnten fiel die Rezeption von Siddhartha jedoch deutlich positiver aus: Neben einer Verfilmung aus dem Jahr 1972 und einer Umsetzung als Musical-Western haben viele bekannte Musikschaffende die Erzählung gewürdigt, darunter u. a. Nick Drake und Pete Townshend oder die Bands Yes und Radiohead. Die Beachtung durch die Popkultur hat sicher dazu beigetragen, dass die Popularität der Erzählung heute ungebrochen ist. Allein die deutsche Gesamtauflage beträgt inzwischen mehr als vier Millionen Exemplare. Die Erzählung wurde in über 40 Sprachen übersetzt, die Übertragungen in die indischen Sprachen nicht mitgerechnet.
Dort ist Siddhartha – wie in vielen anderen Ländern Asiens – ebenfalls populär, bereits 1925 wurde es darüber hinaus ins Japanische übertragen. Allein in den USA wiederum erreichte Siddhartha eine Auflage von mehr als fünf Millionen.
Dort ist Siddhartha – wie in vielen anderen Ländern Asiens – ebenfalls populär, bereits 1925 wurde es darüber hinaus ins Japanische übertragen. Allein in den USA wiederum erreichte Siddhartha eine Auflage von mehr als fünf Millionen.