Ein zentrales Thema in Red Flags ist die Unterscheidung zwischen echten Warnsignalen und normalen menschlichen Unzulänglichkeiten. Was war Deine persönliche Motivation, diese Themen in einem Jugendroman zu behandeln?
Ich denke, auf gewisse Weise begann es mit meiner eigenen Verwirrung darüber, was Jugendliche heutzutage als gesunde oder erstrebenswerte Beziehungen ansehen. Online gibt es so viele unterschiedliche Ratschläge – schon nach fünf Minuten Scrollen wird man mit widersprüchlichen Meinungen überflutet. Ist es wirklich eine »Red Flag«, wenn jemand einen anderen Musikgeschmack hat? Was, wenn jemand ewig braucht, um zurückzuschreiben? Akzeptierst Du eine schlechte Behandlung, wenn er Dir keine Blumen kauft? Ist es seltsam, wenn sie es nicht mag, dass Du Zeit mit Deinen Freund:innen verbringst?
Ich frage mich oft, wie sich das wohl als Teenager anfühlen muss – wenn man gerade erst dabei ist, sich selbst kennenzulernen und eigene Werte zu entwickeln, während das Internet einem ständig ins Ohr schreit! Auch wenn mein Buch soziale Medien nicht direkt in den Mittelpunkt stellt, wollte ich unbedingt zeigen, wie die Figuren damit ringen, herauszufinden, was sich für sie selbst in Beziehungen wirklich echt oder angenehm anfühlt – und warum manche sich an Kleinigkeiten (wie nicht geteilte Hobbys) aufhängen, während andere offensichtliche Warnzeichen (wie manipulative Kontrolle) ignorieren.
Welche Eigenschaften waren Dir bei Poppy besonders wichtig, und welche bei Cam? Was sollten Leser:innen unbedingt über die beiden verstehen?
Ich wollte, dass sie unterschiedlich – und gleichzeitig irgendwie gleich – sind! Etwas, das ich an Poppy und Cam richtig süß finde, ist, dass sie zwar sehr verschiedene Lebensumstände und Erfahrungen haben – und dass Poppy eher diejenige ist, die »Red Flags« erkennt, während Cam eher auf »Icks«, also auf plötzliche und abstoßende Gefühle, achtet –, aber letztlich sind sie doch auf derselben Wellenlänge. Tief im Innern stammen ihre starren Dating-Kriterien aus Angst und Vermeidung, und auch wenn man gut nachvollziehen kann, woher das kommt, liebe ich es, dass sie beide wachsen und anfangen, ihre eigenen begrenzenden Glaubenssätze zu hinterfragen.
Gab es Bücher, die Du Dir als Jugendliche gewünscht hättest – Geschichten, die Du damals vermisst hast?
Die 2000er waren eine seltsame Zeit, um Teenager zu sein – es gab ein paar großartige Bücher, aber ich kann mich nicht daran erinnern, je etwas über gesunde Beziehungen gelesen zu haben oder überhaupt zu wissen, dass ich Anspruch auf eine solche hatte! Ich hätte damals gerne Bücher wie die von Holly Bourne gelesen, um feministischen Themen näherzukommen, oder Fangirl von Rainbow Rowell, um mir die Welt von freundlichen, offenen Jungs wie Levi zu eröffnen!
Gab es bestimmte Bücher, Filme oder reale Gespräche, die Dich beim Schreiben inspiriert haben?
Ich habe Red Flags oft beschrieben als eine Mischung aus How to Lose a Guy in Ten Days und 10 Dinge, die ich an Dir hasse – und ich denke, das trifft es ziemlich gut! Mir gefällt der »Com«-Teil genauso wie der »Rom«-Teil bei Romcoms, deshalb war es mir besonders wichtig, auch Humor in das Buch einzubringen. Ich habe auch Not Here to Be Liked von Michelle Quach sehr geliebt – ihre feministische Hauptfigur Eliza hat eine »Mit-mir-nicht«-Ausstrahlung, und ich bilde mir gerne ein, dass ein bisschen davon auf Poppy abgefärbt hat!
Wem würdest Du Red Flags besonders ans Herz legen?
Ich würde Red Flags Leser:innen empfehlen, die humorvolle Geschichten mit starken Hauptfiguren mögen, bei denen intensive Freundschaften genauso im Mittelpunkt stehen wie romantische Beziehungen. Und erst recht, wenn Du – so wie Poppy (und ich!) – selbst ein Profi im Erkennen von »Red Flags« bist und dank deiner geliebten Liebesromane extrem hohe Ansprüche hast…