Geschäftsmodell Gesundheit

Wie der Markt die Heilkunst abschafft | medizinHuman 15
Geschäftsmodell Gesundheit
Wie der Markt die Heilkunst abschafft | medizinHuman 15

In Deutschlands Krankenhäusern ist die Aufenthaltsdauer der Patienten in den letzten zwei Jahrzehnten  um die Hälfte verkürzt. Über 50 000 Stellen im  Pflegebereich wurden gestrichen. Kranke Menschen  werden immer häufiger vorzeitig entlassen, nur um  mit einem anderen Leiden gleich wieder aufgenommen zu werden. Die Anzahl gut bezahlter Operationen nimmt stetig  zu, während Abteilungen, die sich nicht rentieren, geschlossen werden, unabhängig vom Bedarf. In...

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In Deutschlands Krankenhäusern ist die Aufenthaltsdauer der Patienten in den letzten zwei Jahrzehnten  um die Hälfte verkürzt. Über 50 000 Stellen im  Pflegebereich wurden gestrichen. Kranke Menschen  werden immer häufiger vorzeitig entlassen, nur um  mit einem anderen Leiden gleich wieder aufgenommen zu werden. Die Anzahl gut bezahlter Operationen nimmt stetig  zu, während Abteilungen, die sich nicht rentieren, geschlossen werden, unabhängig vom Bedarf. In keinem  Land der Welt sind mehr Krankenhausbetten im Besitz privater Klinikkonzerne. Das Gesundheitswesen  entwickelt sich zu einer Gesundheitswirtschaft, und  in keinem Wirtschaftszweig sind derzeit höhere Renditen zu erwirtschaften. Was steckt dahinter?

Dieses Buch ist ein Plädoyer für den Weg zu einer  Heilkunst, die den Patienten als Menschen und  nicht als »Kunden« im Blick hat, die Gesundheit  nicht als Ware verkauft und die medizinische Versorgung als Sorge um den Kranken und nicht als  Dienstleistung versteht.

I. Die Medizin auf dem Weg zu Fallpauschalen und Budgetierung
Zur Notwendigkeit ökonomischen Denkens in der Medizin
Von der dienenden zur bestimmenden Ökonomie
III. Praktische Auswirkungen einer ökonomisierten Medizin
Aufnahme: Kategorisierung der Patienten nach ökonomischen Kriterien
Diagnostik: Parallelität von Über- und Unterdiagnostik
Therapie: Fragmentierung und Ziffer im Kopf
Entlassung: Kein sanftes Hinausbegleiten
Patientenkontakt: Handwerklich-technische Qualität vor Beziehungsqualität
Strategie der Simplifizierung
Wettbewerbsfähigkeit als neues Qualitätskriterium
Entsolidarisierung von den Schwächsten
Subtile Disziplinierung der Ärzte durch die Kostenträger
Innere Umprogrammierung der Ärzte
Sinnentleerung ärztlicher Tätigkeit
IV. Theoretische Implikationen einer ökonomisierten Medizin
Abschaffung der Geduld und Abwertung der Sorgfalt
Verlust der Rücksicht
Vernachlässigung der Ausbildung
Abschaffung des ärztlichen Ermessensspielraumes
Einfassen des Patienten in standardisierte Module
Austauschbarkeit des Arztes
Vorstellung herstellbarer Beziehungen
Abschaffung der Kreativität
Legitimierung der Gleichgültigkeit
Entlegitimierung des Nichtmessbaren
Machen statt Versehen
Verlust der Ganzheitlichkeit
Abwertung der ärztlichen Qualität
Etablierung einer Misstrauenskultur
Moralische Dissonanz und Verlust der Freude
Individualisierung struktureller Defizite
Kalküle des Eigennutzes statt Dasein für andere
Verlust des Vertrauens in die Medizin
V. Vom Patienten zum Kunden
Unzulänglichkeit des Kundenbegriffs für die Medizin
Ignorierung der Angewiesenheit des kranken Menschen
Von der Leidenslinderung zur Weckung neuer Bedürfnisse
Werbung für ärztliche Hilfe?
»Nichts ist unmöglich«– Kultivierung der Machbarkeit
VI. Vom Vertrauensverhältnis zum Vertragsverhältnis
Der Vertrag als das Vorgefertigte
Unpersönlichkeit des Vertrages
Egologik des Vertrages
Verlust des sozialen Bandes durch den Vertrag
Zur Notwendigkeit eines sozialen Bandes zwischen Arzt und Patient
Das Arzt-Patient-Verhältnis geht nicht im Rechtsverhältnis auf
VII. Problemfeld Bonuszahlungen: Belohnung für das Falsche
Bonusverträge als Entwertung ärztlicher Hilfe
Einkalkulierte Korrumpierbarkeit der Ärzte
Profanierung des Arztberufs
Die medizinische Indikation als Kernstück ärztlicher Ethik
Helfen aus innerer Motivation und nicht aufgrund äußerer Gratifikation
Monetäre Unbeeinflussbarkeit als zentraler Wert
VIII. »Lohnt es sich zu helfen?« – Der Irrweg in die Priorisierung
Notwendigkeit setzt eine Festlegung des Behandlungsziels voraus
Notwendigkeit setzt Zweckmäßigkeit voraus
Helfen unter Vorbehalt
Unersetzbarkeit ärztlicher Beurteilungserfahrung
Kosten-Nutzen-Analysen benachteiligen die Schwächsten
Verschwendung durch eine sprachlose naturwissenschaftliche Medizin
IX. Gesundheit als Pflicht? Krankheit als Schuld?
Der moderne Patient als »Nutzer«
Der Mensch als Gesundheitsmanager seiner selbst?
Eigenverantwortung erfordert strukturelle Voraussetzungen
Individualisierung der Gesundheitsrisiken
Kranke und alte Menschen als Verlierer
Eigenverantwortung braucht gemeinsame Verantwortung
Eigenverantwortung braucht Vertrauen in das soziale Band
Der kranke Mensch oder: Das Recht, schwach zu sein
Gesundheitskompetenz ist mehr Haltung als Wissen
Nicht Eigenverantwortung statt Sorge, sondern Eigenverantwortung durch Sorge
X. Für eine Aufwertung der Beziehungsmedizin
Notwendige moralische Anreize für eine Beziehungsmedizin
Ärzten muss ermöglicht werden, medizinisch zu entscheiden und nicht ökonomisch
Medizin braucht Anreize für eine ganzheitliche Betreuung
Krankenkassen: Sprechender Dialog mit den Ärzten statt formalisierter Kontrolle
Dialog zwischen Medizin und Ökonomie
Ermöglichung von Zeit, Aufmerksamkeit, Gespräch und Wertschätzung
Inhaltsverzeichnis
Bibliografische Angaben
Service
VLB-TIX
Umschlag / Cover (Web)Umschlag / Cover (Print)Leseprobe
Produktsicherheit

Personen für Geschäftsmodell Gesundheit

Giovanni Maio ist Inhaber des Lehrstuhls für Medizinethik an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg und zugleich Direktor eines eigenen Instituts. Als ausgebildeter Philosoph und Arzt mit langjähriger klinischer Erfahrung ist er ein gefragtes Mitglied zahlreicher Ethikkommissionen, in denen er sowohl die Bundesregierung als auch die Bundesärztekammer und die Deutsche Bischofskonferenz beraten hat und weiterhin berät.

Giovanni Maio ist Inhaber des Lehrstuhls für Medizinethik an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg und zugleich Direktor eines eigenen...

Reihe herausgegeben von

Bernd Hontschik, geboren 1952 in Graz, ist Chirurg in Frankfurt am Main. Abitur und Medizinstudium in Frankfurt am Main. 1978 Beginn der chirurgischen Ausbildung, 1987 Promotion über die Theorie und Praxis der Appendektomie, die als Buch veröffentlicht und 1989 mit dem Roemer-Preis des Deutschen Kollegiums für Psychosomatische Medizin ausgezeichnet wurde. Bis 1991 Oberarzt an der Chirurgischen Klinik des Städtischen Krankenhauses Frankfurt/Main-Höchst, bis 2015 in der Frankfurter Innenstadt niedergelassen in einer chirurgischen Praxis und ambulantem OP-Zentrum.

Er ist verheiratet und hat zwei erwachsene Kinder.

Bernd Hontschik war u.a. Vorstandsmitglied der Thure von Uexküll-Akademie für Integrierte Medizin, ist Herausgeber der Taschenbuchreihe...

Reihe herausgegeben von

Bernd Hontschik, geboren 1952 in Graz, ist Chirurg in Frankfurt am Main. Abitur und Medizinstudium in Frankfurt am Main. 1978 Beginn der...


STIMMEN

»Das Buch ist eine empfehlenswerte Lektüre für Ärzte, medizinisches Personal, aber nicht zuletzt Patienten, vor allem aber auch Akteure von Institutionen des Gesundheitswesens.«
Diether Döring, Frankfurter Allgemeine Zeitung
»...eine exzellente, leicht verständlich geschriebene Analyse der Entwicklung des deutschen Gesundheitswesens...«
Viola Schubert-Lehnhardt, Ethica
»...scharfsinnig und präzise...«
kultur-punkt (10/2014)
»Das Buch ist eine empfehlenswerte Lektüre für Ärzte, medizinisches Personal, aber nicht zuletzt Patienten, vor allem aber auch Akteure von Institutionen des Gesundheitswesens.«
Diether Döring, Frankfurter Allgemeine Zeitung
»...eine exzellente, leicht verständlich geschriebene Analyse der Entwicklung des deutschen Gesundheitswesens...«
Viola Schubert-Lehnhardt, Ethica
»...scharfsinnig und präzise...«
kultur-punkt (10/2014)
»Maios Abhandlung ist ein mutiges, unaufgeregtes Plädoyer für eine humanere Medizin.«
Claire-Lise Tull, Psychologie heute (Januar 2015)
»Ein interessantes Buch, das jedem vermittelt, welche Probleme im gegenwärtigen Gesundheitswesen liegen. Der Autor skizziert zu Recht, wie ökonomisches Denken, insbesondere im Gesundheitswesen, das Berufsethos von Ärzten und Pflegekräften infrage stellen kann. «
Reiner Girstl

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