1968. Literatur in der antiautoritären Bewegung
Nach 20 Jahren Gruppe 47, Manifesten und Wahlhilfe für die parlamentarische Opposition seien die geschichtliche Erinnerungstätigkeit und Schreibweise der literarischen Intelligenz in Westdeutschland, so meinten viele ihrer Vertreter selber, von den Ereignissen in Berlin 1966/67 zum ersten Kassensturz nach 1945 genötigt worden: »die Kasse war leer« (H. M. Enzensberger). Das vorliegende Buch untersucht diesen und andere Debattenkerne um 1968. Es geht erstmals systematisch den Spuren der Nähe...
Nach 20 Jahren Gruppe 47, Manifesten und Wahlhilfe für die parlamentarische Opposition seien die geschichtliche Erinnerungstätigkeit und Schreibweise der literarischen Intelligenz in Westdeutschland, so meinten viele ihrer Vertreter selber, von den Ereignissen in Berlin 1966/67 zum ersten Kassensturz nach 1945 genötigt worden: »die Kasse war leer« (H. M. Enzensberger). Das vorliegende Buch untersucht diesen und andere Debattenkerne um 1968. Es geht erstmals systematisch den Spuren der Nähe nach, in der literarische und rebellische Oppositionshaltungen, alte und neue, damals aktuell sich entdeckten. In welcher Vielfalt dramatisch ausagierter Widersprüche und komplizierter Wechselwirkungen und Entfernungen dies geschah, ist weitgehend in Vergessenheit gebracht. Gegen dieses Vergessen, ebenso wie gegen die Mythisierung der Revolte, schreibt das Buch an. Seine essayistische Schreibweise verbindet einen fragend-analytischen Umgang mit dem Material – auf eine ebensolche Lektüreweise bauend – mit einer Fülle von ›punktuellen‹ Rekonstruktionen, die den Szenen und Situationen, den Tumulten und Kapriolen gelten, die nach Walter Benjamins schönem Begriff vom Organcharakter der Literaturgeschichte Bilder sind, in denen die fortgeschriebenen Konflikte zwischen ›Politik‹ und ›Literatur‹, ›Geschichte‹ und Reflexionskultur‹ heute wieder erkennbar sind.
1. ""Ur-Erwartungen der Menschheit"": Die situationistische Avantgarde
2. Die Kunst bleibt auf der Strecke
3. Momentaufnahme 22. Juni 1966 Freie Universität
**II. Die Provokationsspirale in Westberlin bis zum 2. Juni 1967**
1. ""Direkte Aktion""
2. ""Feinde"" 1966/1967
3. Das Ende der Satire
4. Ende der Satire und Literaturtheorie April/Mai 1967
**III. Gammler; NS-Trauma, Endspiel**
1. Reinhard Lettau und der Stadtdiskurs
2. Aussperrung aus Berlin - Handeln und Schreiben
3. Exkurs: ""Taglicher Faschismus""
4. Zeitgericht - Horror-Kommune
**IV. Die Abwehr der surrealistischen Provokation**
1. Die nationale Veröffentlichung der Revolte
2. Literaturbetrieb, literarisches Sprechen, Nachrichtendienste
3. In ""unserer demokratischen Hauptstadt""
4. "">... alles Mögliche über Kunst gehört"" (Literaturtheorie Juni/Juli 1967)
5. Blut oder Tränen?
**V. Momentaufnahmen 1967/1968**
1. Adorno in Berlin 7.-9. Juli 1967 - Iphigenie
2. Marcuse in Berlin 9.-12. Juli 1967 - Ent-Tauschung
3. Junge Schriftsteller Juni 1967
4. Herbst 1967 - Störungen im Literaturbetrieb
5. ""Politik"" ""Anarchie"" Buch"" Die ""Polizeimesse"" 1968
6. Bündnisrede
7. Die kleine literarische Spur der ""Konkreten""
8. "">Was ist denn nun eigentlich hier wirklich los?""
9. Keiner weiß mehr 1968
10. Herbst 1966 + "">Das ist unser Krieg""
11. Ohnmacht im Schutz des Literaturbetriebs
12. Herbst 1967 - Die radikale Frage
13. Prominente Schriftsteller 1968 ""Was sind das für Leute?""
14. Weder noch - ""Energiebilanz des Gehorsams""
**VI. ""Positionen"", Wirkungsentwürfe, Schreibweisen in der Leere 1967-1969**
1. Irritationen: "">Ach so, nein nein... soso Vietnamaha...""
2. "">... immer wieder mit leeren Händen""
**VII. ""Ornament der Leere"" + Die Ohnmachtsdebatte 1966-1969**
**VIII. ""Danach"" + Zur Dialektik des Scheiterns**
1. Das philosophische Problem der Negation
2. Das ästhetische Problem
3. Scheinfragen und Fragen
4. ""Aktionistische Dynamik"" 1
5. ""Aktionistische Dynamik"" 2: Paris sprachlos? Exkurs
6. Erschrockenes Denken
**Anmerkungen**
**Literaturhinweise**
**Ergänzungen**
**Personenregister**
**Suchbegriffe**
**Postscriptum Oktober 1993**
**Danksagung**"
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Torstraße 44
10119 Berlin
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