Europa erfindet die Zigeuner

Eine Geschichte von Faszination und Verachtung
Europa erfindet die Zigeuner
Eine Geschichte von Faszination und Verachtung

Man bezeichnete sie als ›geborene Diebe und Lügner‹, ›Gefährten des Satans‹, ›unzähmbare Wilde‹. Gleichzeitig schwärmte man von der ›schönen Zigeunerin‹ und bewunderte insgeheim das ›Naturvolk‹ – der Blick auf die Sinti und Roma ist seit 600 Jahren geprägt von Faszination und Verachtung.

Klaus-Michael Bogdals brillant recherchiertes Werk untersucht die Darstellung der ›Zigeuener‹ in der europäischen Literatur und Kunst vom Spätmittelalter bis...

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Man bezeichnete sie als ›geborene Diebe und Lügner‹, ›Gefährten des Satans‹, ›unzähmbare Wilde‹. Gleichzeitig schwärmte man von der ›schönen Zigeunerin‹ und bewunderte insgeheim das ›Naturvolk‹ – der Blick auf die Sinti und Roma ist seit 600 Jahren geprägt von Faszination und Verachtung.

Klaus-Michael Bogdals brillant recherchiertes Werk untersucht die Darstellung der ›Zigeuener‹ in der europäischen Literatur und Kunst vom Spätmittelalter bis heute, von Norwegen bis Spanien, von England bis Russland. Auf der Grundlage von unzähligen neuen Quellen, frühen Chroniken, Artefakten sowie Holocaust-Erinnerungen erzählt Bogdal eine epochen- und genreübergreifende Geschichte der Sinti und Roma.

Prolog
I. Teil: Vom Spätmittelalter bis zum achtzehnten Jahrhundert
1. Die Ankunft der ›Pilger aus Ägypten‹
Fragmente: Chroniken, Historiographien, Rechtsquellen
Legenden: Aus der Bibel in die Geschichte
Nomaden aus dem Niemandsland
2. Die Fremden, die bleiben
›Infame Menschen‹: Ächtung und Ausgrenzung
Territorialität als Terror: Verfolgung und Vertreibung
Die Geheimnisse der Herkunft
3. Gefährten des Satans
Gottlose: Heiden, Ketzer, Teufelsanbeter
›Ägyptische Magier‹: Wahrsagen und Wahr-Sagen
Schadens- und Feuerzauber
4. Was im Gedächtnis bleibt
Die schöne Zigeunerin: Cervantes’ La gitanilla und ihre Doubles in Europa
›Fraternity of Vagabonds‹: Zigeunerreiche
›Lumpengesindel‹: Räuber- und Zigeunerbanden
›Waldmenschen‹: Unzähmbare Wilde
5. Ordnung schaffen im Haus der Menschheit. Zigeuner und Anthropologie der Aufklärung
Deutende Gewalt: Popularisierungen des Wissens über Zigeuner
Im Verein verachteter Völker
Die Entdeckung der ›Zigeunersprache‹ und des indischen Ursprungs
Anthropologische Hierarchien: Zigeuner und der europäische ›Kulturmensch‹
II. Teil: Das neunzehnte Jahrhundert
1. Himmelfahrten und Höllenstürze. Zigeunerromantik in Europa
Nationalmythos der Heimkehr: Achim von Arnims Isabella von Ägypten
Retter der Tradition: Walter Scotts Guy Mannering oder: Der Sternendeuter
Einübung in die Freiheit: Alexander Puschkins Die Zigeuner
»Wir Zigeunerinnen brauchen nichts als Luft und Liebe«: Victor Hugos Der Glöckner von Notre-Dame
Verortungen im Volksleben: Steen Steensen Blichers Keltringleben
2. »Fort ins Zigeunerland«. Trivialisierung und Inflation
Europäische Unordnung nach der Revolution: Wahrsager, Verschwörer, Kindesräuber, Mädchenhändler
»Ein wilder Tanz, ein vaterländisch Lied«: Ungarischer Patriotismus und Zigeunermusik
Die ›letzten Mohikaner‹ Europas: George Borrow und andere Zigeunerversteher
»Afrika beginnt in den Pyrenäen«: Prosper Mérimées Carmen und die Orientalisierung
3. »Menschen sind sie, aber nicht Menschen wie wir«. Zigeuner und die Ethnographie
Ein Naturvolk inmitten der Zivilisation
›Gleich Kaffern, Indianern, Orientalen‹: Enteuropäisierung der Zigeuner
4. Die Geheimnisse eines fremden Stammes
Riskanter Austausch: Begegnungen am Rande der Gesellschaft
Leben auf Bewährung: Integration und Assimilation
III. Teil: Vom Ausgang des neunzehnten Jahrhunderts bis heute
1. Eine »Bande von Asozialen«. Der rassistische Blick
»Paria war tot, Aria hatte gesiegt«: Strindbergs Tschandala
Unter Kreaturen: Triebe, Unbildung, Gewalt
Vermischungen: Folgenlose Liebe
Kriminalbiologie und Rassenlehre: Zigeuner und die ›tödlichen Wissenschaften‹
2. Menschenbrüder. Figuren der Annäherung in Deutschland, Spanien und der Sowjetunion
In der Liga der Heimatlosen: Zigeuner als Opfer sozialer Verelendung
Cante Jondo: Volkskultur und Avantgarde in Spanien
Zigeuner, ein Volk der Sowjetunion
3. ›Genosse Zigeuner‹. Befreiung und Zwangsansiedlung in der Literatur der sozialistischen Länder
Feuertaufe bei den Partisanen
Verschwinden in den Volksmassen, Auftauchen im Elend
4. Geisternomaden – Schattenleben. Zigeuner in der europäischen Literatur nach 1945
Immer noch Diebe und Asoziale
Wer feiert, vergisst: Saintes-Maries-de-la-Mer und die Zigeunerfolklore
Stellvertretererinnerungen an Verfolgung und Vernichtung
5. Mit eigener Stimme. Erinnerungsliteratur der Sinti und Roma
Auschwitz, Ravensbrück, Lackenbach: Zeugenschaft der Überlebenden
»Time of the Gypsies«: Von der eigenen Geschichte erzählen
Inhaltsverzeichnis
Bibliografische Angaben
Service
Umschlag / Cover (Web)Umschlag / Cover (Print)Leseprobe
Produktsicherheit

Personen für Europa erfindet die Zigeuner

Klaus-Michael Bogdal, geboren 1948, ist Professor für Germanistische Literaturwissenschaft an der Universität Bielefeld.

Klaus-Michael Bogdal, geboren 1948, ist Professor für Germanistische Literaturwissenschaft an der Universität Bielefeld.


STIMMEN

»Diese Studie liest sich anregend klar, bereichernd, oft beschämend, wenn etwa der Bundesgerichtshof 1956 Verfolgungen der ›Zigeuner‹ als ›sicherheitspolitische und kriminalpräventive‹ Maßnahmen gegenüber ›primitiven Urmenschen‹ bewertet.«
Rolf-Bernhard Essig, DIE ZEIT
»Bogdals Studie ist einerseits chronologisch aufgebaut, vom ausgehenden Mittelalter bis heute, beschäftigt sich andererseits aber mit sehr unterschiedlichen europäischen Kulturräumen: von Spanien bis Russland, von Schweden bis Rumänien ... Bogdals Buch bietet viele Ansätze. Denn es ist nicht nur politisch alamierend, sondern auch intellektuell elektrisierend.«
Steffen Richter, Der Tagesspiegel
»Bogdal ist trotz der im Untersuchungsgegenstand angelegten Wiederholungen von Zigeuner-Klischeebildern eine höchst differenzierte, gänzlich unkitschige und zuweilen mitreißende Studie gelungen, die nicht umhinkann, ihre Ergebnisse in eine aktuelle Warnung zu überführen …«
Uwe Ebbinghaus, Frankfurter Allgemeine Zeitung
»Diese Studie liest sich anregend klar, bereichernd, oft beschämend, wenn etwa der Bundesgerichtshof 1956 Verfolgungen der ›Zigeuner‹ als ›sicherheitspolitische und kriminalpräventive‹ Maßnahmen gegenüber ›primitiven Urmenschen‹ bewertet.«
Rolf-Bernhard Essig, DIE ZEIT
»Bogdals Studie ist einerseits chronologisch aufgebaut, vom ausgehenden Mittelalter bis heute, beschäftigt sich andererseits aber mit sehr unterschiedlichen europäischen Kulturräumen: von Spanien bis Russland, von Schweden bis Rumänien ... Bogdals Buch bietet viele Ansätze. Denn es ist nicht nur politisch alamierend, sondern auch intellektuell elektrisierend.«
Steffen Richter, Der Tagesspiegel
»Bogdal ist trotz der im Untersuchungsgegenstand angelegten Wiederholungen von Zigeuner-Klischeebildern eine höchst differenzierte, gänzlich unkitschige und zuweilen mitreißende Studie gelungen, die nicht umhinkann, ihre Ergebnisse in eine aktuelle Warnung zu überführen …«
Uwe Ebbinghaus, Frankfurter Allgemeine Zeitung
»Klaus-Michael Bogdals Buch ist für das Verständnis der gegenwärtigen Situation der Roma in Europa und deren Hintergründe unentbehrlich. Man möchte hoffen, dass es seinen Weg in den Geschichtsunterricht und auf den Schreibtisch von Politikern findet - denn, wie Bogdal so treffend bemerkt, der europäischen Kultur ist die Fähigkeit zur Entzivilisierung noch nicht abhandengekommen.«
Cia Rinne, taz. die tageszeitung
»Die profunde Studie hat das Zeug zu einem Standardwerk.«
Edelgard Abenstein, Deutschlandfunk Kultur

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