Eduard Heimann, Alfred von Martin und Hans Freyer zählen zu den späten Vertretern deutscher historischer Soziologie, die auf die einschlägigen Arbeiten Werner Sombarts und Max Webers zu Beginn dieses Jahrhunderts zurückgeht. Dieser Soziologie ging es um wissenschaftliche Zeitdiagnostik. Zu ihren Themen nach 1945 gehörten Faschismus/Nationalsozialismus, Nachkriegsprosperität, die Funktionsweise der fortgeschrittenen industriellen Gesellschaft, Sozialcharakter und Freiheitsraum des einzelnen...
Eduard Heimann, Alfred von Martin und Hans Freyer zählen zu den späten Vertretern deutscher historischer Soziologie, die auf die einschlägigen Arbeiten Werner Sombarts und Max Webers zu Beginn dieses Jahrhunderts zurückgeht. Dieser Soziologie ging es um wissenschaftliche Zeitdiagnostik. Zu ihren Themen nach 1945 gehörten Faschismus/Nationalsozialismus, Nachkriegsprosperität, die Funktionsweise der fortgeschrittenen industriellen Gesellschaft, Sozialcharakter und Freiheitsraum des einzelnen Menschen in den modernen gesellschaftlichen Lebensformen, aber auch bereits die Grenzen des Wachstums und die heraufziehende ökologische Gefährdung.
In den 50er Jahren wurde die historische Soziologie als unwissenschaftliche »Geschichts- und Sozialphilosophie« und »Kulturkritik« abgetan und verschwand von der wissenschaftlichen Bildfläche. Doch war, wie die vorliegende Arbeit zeigt, das theoretische Niveau ihrer Zeitdiagnosen beachtlich. Immerhin gelang die Kombination von historischer und theoretischer Erklärung, die Verknüpfung von Handlungs- und Strukturdimension und die Verbindung von makrosoziologischer Strukturanalyse mit der verstehenden Deutung des Menschen. Ungeachtet vermeidbarer Schwächen ist der historisch-soziologische Ansatz auch heute aktuell, da, wie u.a. die zeitdiagnostischen Defizite heutiger Soziologie lehren, sein Objektbereich von neueren Ansätzen nicht abgedeckt werden konnte.