Judith Schalansky erhält den Lessing-Preis 2025
NachrichtIn der Jury-Begründung heißt es: »Judith Schalansky ist dem enzyklopädischen Verständnis von Aufklärung verpflichtet – als Schriftstellerin gerade auch in ihrer Vielseitigkeit, die der von Gotthold Ephraim Lessings nicht nachsteht. Sie beherrscht die unterschiedlichsten literarischen Formen in Vollendung, und im schreibenden Schaffen hat sie sich noch nie wiederholt: Ihre Palette als Autorin reicht vom typographieästhetischen Standardwerk (Fraktur, mon amour) über Autofiktion (Blau steht dir nicht), fiktionales Sachbuch (Atlas der abgelegenen Inseln), Bildungsroman im buchstäblichen Sinne (Der Hals der Giraffe), Kulturgeschichte (Verzeichnis einiger Verluste) bis zum Großessay (Schwankende Kanarien). Als eigene Gestalterin aller dieser Bücher beweist sie zudem ein Können, das weit übers Schreiben hinausgeht, und auch als Herausgeberin, namentlich der Reihe Naturkunden, ist sie ganz im Sinne Lessings eine versierte Förderin von Literaturpraxis. Als gebürtige Greifswälderin weist Schalansky eine spezifische Neugier für die deutsch-deutsche Vergangenheit ebenso auf wie eine aus der Tradition der alten Hafenstadt resultierende Weltoffenheit, die international dadurch honoriert wird, dass sie aktuell eine der meistübersetzten deutschsprachigen Autorinnen ist. Was Lessing über Montaigne schrieb, das gilt auch für Judith Schalansky: Sie ist ›von zu vielen gelobt worden, als dass wir uns noch diese unnötige Mühe machen dürften‹. Deshalb bekommt sie ohne weitere große Worte den diesjährigen Lessing-Preis der Freien und Hansestadt Hamburg.«
Der Jury gehören in diesem Jahr Esther Kilchmann (Professorin für Deutsche Sprache und Literatur an der Universität Hamburg), Jan Ehlert (Journalist und Redakteur bei NDR Kultur), Marianna Lieder (Journalistin und Literaturkritikerin), Andreas Platthaus (Journalist und Autor) sowie Juliane Rebentisch (Philosophin, Professorin an der HFBK und Preisträgerin 2017) an.
