Alba de Céspedes: Bücher und Leben
Ihre Romane wurden verfilmt, ihre Bücher in zahlreiche Sprachen übersetzt, ihre Werke inspirieren Autorinnen wie Annie Ernaux und Elena Ferrante: Alba de Céspedes gehört zu den wichtigsten Autorinnen der italienischen Literatur des 20. Jahrhunderts.
Nun können Sie die italienische Ikone und ihr Werk endlich auch auf Deutsch wiederentdecken. Erfahren Sie mehr über Alba de Céspedes, ihr Leben und ihre Romane.
»Alba de Céspedes war für mich wie der Einbruch eines unbekannten Universums: gesellschaftliches Umfeld, Empfindungen, Atmosphäre.«
ALBA DE CÉSPEDES’ HAUPTWERK – ENDLICH AUF DEUTSCH
Rom, 1939. Alessandra wächst in bescheidenen Verhältnissen auf. Ihre Mutter Eleonora – ein außergewöhnliches Klaviertalent – wird vom Ehemann ständig in ihre Schranken verwiesen. Nach dem plötzlichen Tod der Mutter wird sie vom Vater in ein Dorf in den Abruzzen geschickt, wo das Mädchen lernen soll, sich zu fügen. Doch Alessandra ist ein freier Geist, sie politisiert sich und fordert nichts weniger als die Gleichberechtigung von Mann und Frau. Als sie zurück in Rom den antifaschistischen Philosophen Francesco kennenlernt, scheint sie endlich am richtigen Ort angelangt zu sein. Doch es wird ihr viel zu spät klar, was ihr für die ersehnte Freiheit abverlangt werden wird.
In einem von Faschismus und dem Patriarchat beherrschten Italien zeichnet Alba de Céspedes das intime und hochpolitische Porträt einer Frau.
KARIN KRIEGER SPRICHT ÜBER DEN ROMAN VON ALBA DE CÉSPEDES
ÜBER ALBA DE CÉSPEDES
1931 zieht Alba de Céspedes mit ihrem Sohn Franco in die Via Tirso 101, wo sie das Schreiben zum Beruf macht. Hier entsteht auch ihr erster Roman, Nessuno torna indietro, der 1938 veröffentlicht wird und wegen seiner zu selbstbestimmten Frauenfiguren der Zensur zum Opfer fällt. Der Roman verhandelt den Weg von acht jungen Frauen, ihre kollektive Bildungserfahrung und das Erwachsenwerden im faschistischen Rom der Jahre 1934-1936.
Gleichzeitig reift in Alba de Céspedes ein ethisches und politisches Bewusstsein: 1943 verlässt sie ihre römische Heimat, um in den vom faschistischen Regime befreiten Teil Italiens zu emigrieren. Sie engagiert sich im aktiven Widerstand, arbeitet als Journalistin für das Radio und diverse für Zeitungen, schreibt Prosa, Lyrik und fürs Theater.
Gemeinsam mit ihrem zweiten Ehemann, dem Diplomaten Franco Bounous, reist Alba de Céspedes zwischen Ende der Vierzigerjahre und Ende der Sechzigerjahre in die Vereinigten Staaten, nach Kuba, Russland, Pakistan und Frankreich, wo sie sich schließlich niederlässt und bis zu ihrem Lebensende bleiben wird. 1967 zieht de Céspedes nach Paris. Die Stadt ihrer Kindheit wird auch zur Stadt ihres internationalen Erfolgs. Ihre Bücher werden übersetzt, von renommierten Zeitschriften rezensiert, die Autorin und ihr Werk sind in Radio- und Fernsehsendungen präsent.
In jenen Pariser Jahren erlangt Kuba, das Herkunftsland ihres Vaters, große Bedeutung für sie. Alba de Céspedes’ Eltern hielten sich bereits während ihrer Kindheit und Jugend dauerhaft in Kuba auf, das Land blieb ihr – bis auf wenige Besuche zwischen 1939 und den frühen Fünzigern – fremd. Nach der Castro-Revolution kehrt de Céspedes im Oktober 1968 nach Kuba zurück, um den hundertsten Jahrestag der Proklamation von Yara zu feiern: Ihr Großvater, der Widerstandskämpfer Carlos Manuel de Céspedes y del Castillo, gilt als Begründer der kubanischen Nation und war deren erster Präsident.
In den Folgejahren wird Kuba für Alba de Céspedes zum Ort privater Erinnerung und Herkunft, der gleichsam als große Metapher für den Kampf um Freiheit und Selbstbestimmung steht. In den Siebzigerjahren beginnt die mittlerweile international renommierte Schriftstellerin mit der Arbeit an einem großen, autobiographisch geprägten kubanischen Roman, Con gran amor, an dem sie bis zu ihrem Lebensende schreibt. Am 14. November 1997 stirbt Alba de Céspedes im Alter von 86 Jahren in Paris.
»Jetzt lese ich, während ich schreibe, nur noch Bücher, die mir keine schöne, sondern gute Gesellschaft leisten. Davon gibt es einige, die ich als Bücher der Ermunterung bezeichne, wie die von Alba de Céspedes.«
DAS FESSELNDE UND ZEITLOSE MEISTERWERK – JETZT AUCH ALS TASCHENBUCH
Eigentlich wollte Valeria nur Zigaretten für ihren Mann besorgen – kauft dann aber heimlich ein Notizheft und ahnt nicht, welche Konsequenzen dies haben würde. Es sind die Nachkriegsjahre in Rom, und Valeria führt das bescheidene und unscheinbare Leben einer Frau der Mittelschicht. Sie ist Mutter, Gattin und Büroangestellte. Mehr sieht niemand in ihr, seit Jahren hat sie ihren eigenen Namen nicht gehört, sogar ihr Mann nennt sie »mamma«. Doch als sie beginnt, in das Notizheft zu schreiben, verändert sich allmählich etwas in ihr. Valeria erkundet ihr Inneres, geht auf die Suche nach ihren eigenen Sehnsüchten und Ängsten. Langsam beginnt sie, sich kleiner Lügen zu bedienen, sich heimlich mit ihrem Chef zu treffen und die Forderungen ihrer Kinder zu übergehen. Bis sie glaubt, einen Schritt zu weit gegangen zu sein …