Daniela Seel und Serhij Zhadan sind Lyrik Empfehlungen 2025

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20.03.2025
Beitrag zu Daniela Seel und Serhij Zhadan sind Lyrik Empfehlungen 2025
Daniela Seels Nach Eden und Serhij Zhadans Chronik des eigenen Atmes gehören zu den Lyrik-Empfehlungen des Jahres 2025.

In der Empfehlung zu Nach Eden schreibt Autorin und Übersetzterin Marie Luise Knott: »Endlich ist er da, der neue Band von Daniela Seel – ein Langgedicht, das drängende Themen unserer Zeit ins Bild setzt: Bedrohung der Artenvielfalt, Mutterschaft, die Gefährdung des Planeten, die Schönheit des Hierseins und die eigenen existenziellen Zweifel. In Anlehnung an Immanuel Kant sieht Seel Evas ›Vertreibung‹ als einen Auszug: ›Der Ausgang des Menschen in die Zeit.‹ Und in die Verantwortung. Viele Texte im Band sind Anrufungen: ›Sing mir, Walgesicht, von beinahe lichtlos / dich nährenden Tiefseegärten, vom Atem / in deinen Adern, vom Mikroplastik, wieg mich / in deinem uralten Wachen.‹ Bildmächtig, konkret und vieltönend zugleich verbindet der Klang hier, was der Kopf oft scheidet. Gedanken, Geschichten und Stimmen kommen und gehen, wie der Atem, das Maß unserer Zeit. Recherchen zum NS-Kindermord mischen sich hinein, auch Erfahrungen von Fehlgeburten, Fetzen von Kindergesprächen. Nach Eden ist durchtränkt von einem irdischen Durst. Das macht seinen großen Zauber aus.«

Lyrikerin, Übersetzerin und Literaturkritikerin Ilma Rakusa empfiehlt Chronik des eigenen Atems. 50 und 1 Gedicht von Serhij Zhadan in der Übersetzung von Claudia Dathe: »Seit Frühjahr 2024 dient der bekannte ukrainische Lyriker in der 13. Brigade der ukrainischen Nationalgarde, wo er für militärisch-zivile Kommunikation zuständig ist; sein Gedichtband Chronik des eigenen Atems entstand zwischen dem 8. August 2021 und dem 4. Juni 2023. Kriegsgedichte? Nicht wirklich. Im Nachwort nennt Zhadan den Band eine ›private, fragmentarische Chronik (…) voller Schnee, Gesang, Orthografie und Liebe‹. Tatsächlich erstaunt, wie zart, ja zärtlich viele Gedichte sind, ohne Drastik, Wut und Hass. Da und dort finden sich atmosphärisch dichte Schilderungen eines ›Armeealltags‹; an anderer Stelle erinnert Zhadan in einem ergreifenden Memento an die ukrainischen Dichter, Schauspieler, Priester und Wissenschaftler, die in den 1930er-Jahren durch Stalins Schergen erschossen wurden. Oft aber spricht er über die Natur, den Atem, die Sprache (›Sprache des Zweifels, Sprache der Freude, Sprache des Dankes‹), in jenem suggestiv-melodiösen Ton, der den hypnotischen Sound seiner Lyrik ausmacht und der ihm trotz der Schrecken des Krieges nicht abhandengekommen ist.«

Die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung, die Stiftung Lyrik Kabinett, das Haus für Poesie und der Deutsche Literaturfonds geben in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Bibliotheksverband einmal jährlich eine Empfehlungsliste von Lyrik-Neuerscheinungen heraus. Die Jurymitglieder wählen deutschsprachige und ins Deutsche übersetzte Gedichtbände aus, die sie für besonders empfehlenswert halten. Die ausgewählten Gedichtbände werden zum Welttag der Poesie am 21. März in über 350 Buchhandlungen und Bibliotheken bundesweit präsentiert.

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Serhij Zhadan, 1974 im Gebiet Luhansk/Ostukraine geboren, studierte Germanistik, promovierte über den ukrainischen Futurismus und gehört seit 1991 zu den prägenden Figuren der jungen Szene in Charkiw. Er debütierte als 17-Jähriger und publizierte zwölf Gedichtbände und sieben Prosawerke. Für Die Erfindung des Jazz im Donbass wurde er mit dem Jan-Michalski-Literaturpreis und mit dem Brücke-Berlin-Preis 2014 ausgezeichnet (zusammen mit Juri Durkot und Sabine Stöhr). Die BBC kürte das Werk zum »Buch des Jahrzehnts«. 2022 erhielt er den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Zhadan lebt in Charkiw und ist seit Mai 2024 Soldat.

Serhij Zhadan, 1974 im Gebiet Luhansk/Ostukraine geboren, studierte Germanistik, promovierte über den ukrainischen Futurismus und gehört seit 1991...

Daniela Seel, geb. 1974 in Frankfurt am Main, lebt als Autorin, Übersetzerin und Verlegerin von kookbooks in Berlin. Sie veröffentlichte die Gedichtbände ich kann diese stelle nicht wiederfinden,  was weißt du schon von prärie und Auszug aus Eden, sowie gemeinsam mit Frank Kaspar das Radiofeature was weißt du schon von prärie. Für ihre Arbeiten wurde sie vielfach ausgezeichnet, und ihre Gedichte wurden in mehrere Sprachen übersetzt. Nach Eden ist ihr erstes Buch im Suhrkamp Verlag.
Daniela Seel, geb. 1974 in Frankfurt am Main, lebt als Autorin, Übersetzerin und Verlegerin von kookbooks in Berlin. Sie veröffentlichte die...