Anatomie des politischen Skandals
Politische Skandale schienen bislang vor allem dem Genre des Enthüllungsjournalismus zugehörig. In dem Maße jedoch, in dem Skandale und Affären zunehmend die politische Öffentlichkeit der letzten Jahre beschäftigt haben, ist auch der »Skandal« zu einem wissenschaftlichen Thema geworden. In dem vorliegenden Band werden die strukturellen und historischen Ursachen, die symbolischen Bedeutungen, die institutionellen Regeln und die politischen Funktionen derartiger Skandale beleuchtet. Die...
Politische Skandale schienen bislang vor allem dem Genre des Enthüllungsjournalismus zugehörig. In dem Maße jedoch, in dem Skandale und Affären zunehmend die politische Öffentlichkeit der letzten Jahre beschäftigt haben, ist auch der »Skandal« zu einem wissenschaftlichen Thema geworden. In dem vorliegenden Band werden die strukturellen und historischen Ursachen, die symbolischen Bedeutungen, die institutionellen Regeln und die politischen Funktionen derartiger Skandale beleuchtet. Die Anatomie des politischen Skandals ist die Anatomie der bürgerlichen Gesellschaft. Im Lichte des politischen Skandals werden Strukturprobleme repräsentativer Demokratien sichtbar. Die Präsentationsmuster skandalierter Politiker, die öffentlichen Reaktionsweisen auf Skandale, ihre Bedeutung für Karriere und Image von Politikern verweisen auf die jeweilige politische Kultur eines Landes. Der politische Skandal ist also, so die These des Bandes, hinsichtlich seiner Themen, Anlässe, Verlaufsformen und Resultate Ausdruck der gesellschaftlichen Verhältnisse, in denen er sich ereignet. Wie in einem Brennglas verdichten sich in ihm langfristige soziale Prozesse, werden diese im Skandal »lesbar«.
Max Gluckman: Klatsch und Skandal
Pierre Bourdieu: Delegation und politischer Fetischismus
Sighard Necke!: Das Stellhölzchen der Macht. Zur Soziologie des politischen Skandals
II. Skandalgeschichte
Wolfgang Schuller: Frevel, Raub, Bestechung - Volksversammlung und Senat. Skandale und Öffentlichkeit in der griechischen und römischen Welt
Herfried Münkler: Von der Herrschaftsregel zum Skandal: Der Umgang der Herrschenden mit den Frauen der Untertanen
Christine Landfried: Korruption und politischer Skandal in der Geschichte des Parlamentarismus
III. Demokratie und Macht: Skandale als Spiegel der Politik
Andrei S. Markovits/Mark Silverstein: Macht und Verfahren. Die Geburt des politischen Skandals aus der Widersprüchlichkeit liberaler Demokratien
Rolf Ebbighausen: Skandal und Krise. Zur gewachsenen »Legitimations-empfindlichkeit« staatlicher Politik
Roland Roth: Eine korrupte Republik? Konturen politischer Korruption in der Bundesrepublik
Sighard Necke!: Machen Skandale apathisch?
Mark Silverstein: Watergate und Irangate. Von der Unausweichlichkeit politischer Skandale in den USA
Peter Klier/Erhard Stölting/Walter Süß: Konvergenz der Skandale? Öffentlichkeit, Publikum und Korruption in der Sowjetunion
IV. Dramaturgien des politischen Skandals
Dirk Käsler: Der Skandal als »Politisches Theater«. Zur schaupolitischen Funktionalität politischer Skandale
Ronald Hitzier: Skandal ist Ansichtssache. Zur Inszenierungslogik ritueller Spektakle in der Politik
Helmuth Berking: Das Ehrenwort
Dagmar Reese: Skandal und Ressentiment: Das Beispiel des Berliner Sklarek-Skandals von 1929
Heinz Bude: Typen von Skandalpolitikern
Suhrkamp Verlag GmbH
Torstraße 44
10119 Berlin
info@suhrkamp.de
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Personen für Anatomie des politischen Skandals
Sighard Neckel
Sighard Neckel ist Professor für Soziologie an der Goethe-Universität Frankfurt. Zuletzt erschienen ist der Band Strukturierte Verantwortungslosigkeit (es 2607), der im September 2010 zum »Sachbuch des Monats« gewählt wurde.
Sighard Neckel ist Professor für Soziologie an der Goethe-Universität Frankfurt. Zuletzt erschienen ist der Band Strukturierte...

