Goethe, unser Zeitgenosse

Warum lesen wir heute, 160 Jahre nach seinem Tod, immer noch in Goethes Werken? Warum kehren wir immer wieder zu ihm zurück? Sicher, wir können seine Erkenntnisse und Erfahrungen zu unserer eigenen Legitimation und auch Lösung unserer alltäglichen Probleme gebrauchen. Unsere Zeit ist gegenwärtig bestimmt durch ein Innehalten, ein Nachdenken, durch das Nachdenken über Gerechtigkeit, über Wohlstand und Armut, über Arbeit und Arbeitslosigkeit, über Ausländer und Ausländerfeindlichkeit. »Gegen große Vorzüge eines anderen«, so die Summe von Goethes Einsichten über das Ausländische, das Fremde, das Andere, »gibt es kein Rettungsmittel als die Liebe.« Goethe hat sein Leben als Lebenskunstwerk gelebt, hat Großes geleistet. »Das wahre Große«, schrieb er in den ›Wanderjahren‹, »hebt uns über uns selbst hinaus und leuchtet uns vor wie ein Stern.« »Über uns selbst hinaus« –, aber, so Siegfried Unseld, zuallererst führt er uns zu uns selbst hin.