Es kann nicht jeder ein Gelehrter sein

Eine Kulturgeschichte der jiddischen Literatur 1105-1597
Es kann nicht jeder ein Gelehrter sein
Eine Kulturgeschichte der jiddischen Literatur 1105-1597

Gelacht und gedacht, erzählt und erzogen wurde in jiddischer Sprache seit dem Hochmittelalter. Auf den letzten Blättern gelehrter Bücher finden wir Rezepte, Zaubersprüche und Gebete. Gereimte Epen kursierten in Abschriften zum geselligen Vortrag. Ein Konvolut von 1382 aus Kairo bezeugt, dass Juden mit deutscher Literatur bestens vertraut waren und sie witzig adaptierten.

Aus Geldnot begannen findige Unternehmer im frühen 16. Jahrhundert in Krakau, Augsburg und Venedig mit dem Druck...

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Gelacht und gedacht, erzählt und erzogen wurde in jiddischer Sprache seit dem Hochmittelalter. Auf den letzten Blättern gelehrter Bücher finden wir Rezepte, Zaubersprüche und Gebete. Gereimte Epen kursierten in Abschriften zum geselligen Vortrag. Ein Konvolut von 1382 aus Kairo bezeugt, dass Juden mit deutscher Literatur bestens vertraut waren und sie witzig adaptierten.

Aus Geldnot begannen findige Unternehmer im frühen 16. Jahrhundert in Krakau, Augsburg und Venedig mit dem Druck jiddischer Bücher. Jetzt hatten auch Frauen und ungelehrte Männer Zugang zur Bibel und den Religionsvorschriften. Deutsche Reformatoren sahen in jiddischen Bibeln eine Gelegenheit zur Judenmission. Doch die Verbreitung jiddischer Bücher schürte nicht die Feuer des Aufbruchs, sondern stärkte den Zusammenhalt der Gemeinschaft. Sie machte die Frauen unabhängiger und selbstbewusster, denn sie kannten nun die Gesetze. Und an langen Sabbatnachmittagen lasen sie von den Abenteuern jüdischer Helden.

Susanne Klingenstein erzählt erstmals die spannende Geschichte der frühen jiddischen Literatur: Wer jiddische Literatur liebt, kann nun ihre Anfänge kennenlernen.
Bibliografische Angaben

ZITATE

»Der Synagogendiener erschrak, als er den Toten bei der Tür sah: ›Haben wir dich nicht gestern beerdigt?‹ Die Seele erwiderte: ›Ja, Ich komme aus dem Paradies zurück, denn, als du mich in den Sarg legtest, hast du mein Gewand zerrissen. Nähe mein Hemd. Ich werde dir nichts tun.‹ Der Diener sagte: ›Aber wie ist es möglich, dass du so schnell ins Paradies kamst?‹ Der Tote antwortete: ›Ich sagte immer die Segen. Doch wir Seelen können den faulen Geruch der Welt nicht ertragen, darum nähe schnell mein Hemd.‹ Der Diener tat es und die Seele verschwand. Ihr seht: Es ist ganz einfach, des Paradieses würdig zu sein. Darum sagen unsere Weisen: Ganz Israel hat einen Anteil an der künftigen Welt.«
»Der Synagogendiener erschrak, als er den Toten bei der Tür sah: ›Haben wir dich nicht gestern beerdigt?‹ Die Seele erwiderte: ›Ja, Ich komme aus dem Paradies zurück, denn, als du mich in den Sarg legtest, hast du mein Gewand zerrissen. Nähe mein Hemd. Ich werde dir nichts tun.‹ Der Diener sagte: ›Aber wie ist es möglich, dass du so schnell ins Paradies kamst?‹ Der Tote antwortete: ›Ich sagte immer die Segen. Doch wir Seelen können den faulen Geruch der Welt nicht ertragen, darum nähe schnell mein Hemd.‹ Der Diener tat es und die Seele verschwand. Ihr seht: Es ist ganz einfach, des Paradieses würdig zu sein. Darum sagen unsere Weisen: Ganz Israel hat einen Anteil an der künftigen Welt.«

Personen für Es kann nicht jeder ein Gelehrter sein

Susanne Klingenstein, geboren 1959 in Baden-Baden, ist Research Fellow am Zentrum für Jüdische Studien an der Harvard University. Sie veröffentlichte Studien zur Identitätsbildung jüdischer Literaturwissenschaftler, übersetzte bedeutende Erzählungen aus dem Jiddischen, schrieb ein Buch über Martin Walser und zuletzt die Studie Mendele der Buchhändler. Leben und Werk des Sholem Yankev Abramovitsh. Eine Geschichte der jiddischen Literatur zwischen Berdichev und Odessa, 1835-1917.
Susanne Klingenstein, geboren 1959 in Baden-Baden, ist Research Fellow am Zentrum für Jüdische Studien an der Harvard University. Sie...

STIMMEN

»Im ersten Band ihrer Kulturgeschichte konzentriert sich Klingenstein ausdrücklich nicht auf die Textexegese, auch wenn diese vorkommt, sondern widmet sich den großen inhaltlichen Linien und den handelnden Personen. ... Von alledem erzählt sie anschaulich und flüssig ...«
Martin Oehlen, Frankfurter Rundschau
»Im ersten Band ihrer Kulturgeschichte konzentriert sich Klingenstein ausdrücklich nicht auf die Textexegese, auch wenn diese vorkommt, sondern widmet sich den großen inhaltlichen Linien und den handelnden Personen. ... Von alledem erzählt sie anschaulich und flüssig ...«
Martin Oehlen, Frankfurter Rundschau

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