»Reichskanzlerplatz« von Nora Bossong: historische Hintergründe zum Roman

Nora Bossong "Reichskanzlerplatz"

Reichskanzlerplatz : der SPIEGEL-Bestseller von Nora Bossong

Angelehnt an eine wahre Begebenheit zeichnet Nora Bossong in ihrem lang erwarteten neuen Buch Reichskanzlerplatz das intensive Porträt der Frau, die Magda Goebbels wurde – erzählt aus der Perspektive ihres jungen Liebhabers Hans: ein Roman über zwei Menschen in der Maschinerie der historischen Ereignisse zwischen 1919 und 1944, unterschiedlich verstrickt, unterschiedlich schuldig geworden. Auch an sich selbst.


Nominiert für den Deutschen Buchpreis 2024

Reichskanzlerplatz
Broschur 14,00 €
eBook 21,99 €
Signiertes Exemplar 25,00 €
Der Südwesten Berlins im Jahr 1919: Die Weimarer Republik ist im Aufbruch und Hans so heftig wie hoffnungslos in seinen Mitschüler Hellmut Quandt verliebt. Als der Gymnasiast die junge und schöne Stiefmutter seines Schulfreunds kennenlernt, ahnt er noch nicht, welche Rolle Magda Quandt in seinem Leben spielen wird – für ihn persönlich, aber auch Jahre später als fanatische Nationalsozialistin und Vorzeigemutter des »Dritten Reichs«. Nach einem Unglücksfall beginnen Hans und Magda eine Affäre, von der sich beide Trost und Vorteile versprechen: Sie will aus ihrer unglücklichen Ehe ausbrechen, er seine Homosexualität verbergen. Erst als Magda Anfang der Dreißigerjahre Joseph Goebbels kennenlernt und der NSDAP beitritt, kommt es zwischen Hans und ihr zum Bruch. Und während Magda mit ihren Kindern in der Wochenschau zu sehen ist, wird Hans’ Leben zunehmend gefährlicher ...

STIMMEN ZUM BUCH



»Ein furchtloser Roman über Mittäterschaft und darüber, wie aus dem kleinen Bösen das große Böse wächst. Kann man denn über das ›Dritte Reich‹ erzählen? Die Frage wird oft gestellt, nicht zu Unrecht. Nora Bossong beantwortet sie mit diesem großartigen Buch, indem sie es tut – vielschichtig, besonnen und erbarmungslos.«

Daniel Kehlmann
»Ein wahnsinnig kluger Text über Menschen und ihre Abgründe.«
Inger-Maria Mahlke

BLICK AUFS BUCH

 

»Reichskanzlerplatz« von Nora Bossong: Blick aufs Buch

»Reichskanzlerplatz« von Nora Bossong: Blick aufs Buch

»Reichskanzlerplatz« von Nora Bossong: Blick aufs Buch

DIE AUTORIN IM GESPRÄCH

Nora Bossong, was hat Sie an Magda Quandt bzw. Goebbels während der Recherche überrascht?
Man kennt Magda Goebbels als Vorzeigemutter des sogenannten »Dritten Reichs«, als eine Frau, die eine entscheidende Rolle in der Propagandamaschine des NS-Regimes gespielt hat. Auch von ihren letzten Stunden, dem Mord an sechs ihrer Kinder im Führerbunker, wissen die meisten. Dass diese Frau eine abgrundtiefe Fanatikerin war, ist offensichtlich. Doch wenn man in ihrer Lebensgeschichte zurück geht, werden auch Widersprüche deutlich – einige sind so groß, dass man sich fragt, wie aus der jungen Magda Friedländer, Stieftochter eines jüdischen Kaufmanns, verliebt in den Bruder einer jüdischen Schulfreundin, eine überzeugte Nationalsozialistin werden konnte. Ihr Weg war nicht vorgezeichnet, sie hat sich immer wieder selbst entschieden, noch tiefer in die NS-Ideologie hineinzugehen und das, was sie sogar in ihrer eigenen Biografie davor hätte bewahren können, von sich zu stoßen.

Wie haben Sie die Balance zwischen historischen Fakten und erzählerischer Freiheit gefunden, um die Geschichte von Hans Kesselbach und Magda Goebbels zu erzählen?
Gerade für erzählerische Freiräume ist gute Faktenkenntnis wichtig. So habe ich in den historischen Quellen selbst meinen Raum für die Fiktion gefunden: Während ihrer ersten Ehe mit dem deutlich älteren, einflussreichen Großunternehmer Günther Quandt hatte Magda tatsächlich eine Affäre, um die sich einige Legenden ranken. Es kursieren mehrere Namen, nichts ist wirklich sicher. Es soll ein etwas jüngerer Student der Rechtswissenschaften gewesen sein. Diese historische Lücke war für mich die Tür, durch die mein Protagonisten Hans Kesselbach in das Geschehen eintritt.

Welche Bedeutung hat der titelgebende Reichskanzlerplatz für Magda Goebbels und für Ihren Roman?
Am Reichskanzlerplatz bezog die geschiedene Magda Quandt ihre erste eigene, großbürgerliche Wohnung, gezahlt von ihrem geschiedenen Ex-Mann. Hier gab sie Salons und brachte Joseph Goebbels und auch Adolf Hitler mit der gehobenen Gesellschaft zusammen. Es war so gesehen der erste Ort, an dem die spätere Magda Goebbels aktiv politisch am Aufstieg der NSDAP mitwirkte.

NORA BOSSONG IM PODCAST DICHTUNG & WAHRHEIT

Nora Bossong, 1982 in Bremen geboren, schreibt Lyrik, Romane und Essays, für die sie mehrfach ausgezeichnet wurde, zuletzt mit dem Joseph-Breitbach-Preis, dem Thomas-Mann-Preis und dem Elisabeth-Langgässer-Literaturpreis. Nora Bossong lebt in Berlin.
Nora Bossong, 1982 in Bremen geboren, schreibt Lyrik, Romane und Essays, für die sie mehrfach ausgezeichnet wurde, zuletzt mit dem...

Aktuelles zu Nora Bossongs Roman

Podcast
Nora Bossong spricht mit Silke Hohmann über ihr literarisches Schaffen und ihren neuen Roman Reichskanzlerplatz.
Nachricht
Die Autorinnen sind für ihre Romane Reichskanzlerplatz und Hasenprosa nominiert.
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Nora Bossong spricht mit Silke Hohmann über ihr literarisches Schaffen und ihren neuen Roman Reichskanzlerplatz.
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Die Autorinnen sind für ihre Romane Reichskanzlerplatz und Hasenprosa nominiert.

Aktuelles zu Nora Bossongs Roman

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Die Autorinnen sind für ihre Romane Reichskanzlerplatz und Hasenprosa nominiert.
 

»Ihr ebenmäßiges Gesicht, ihre elegante Figur, ihre Augen, changierend zwischen Grau und Blau, aber eigentlich haben wir uns alle in ihrem Blick nur widergespiegelt. Wir sahen uns selbst, so, wie wir uns sehen wollten. Darum verliebten die Männer sich in sie, Quandt ebenso wie Hellmut, Hoovers Neffe wie der Minister, Hitler und das ganze Land, und vielleicht tat auch ich es, vor langer Zeit, für eine Weile.«

aus Reichskanzlerplatz von Nora Bossong

ZUM HISTORISCHEN HINTERGRUND DES ROMANS

Die Frau, die Magda Goebbels wurde, kam im November 1901 als Johanna Maria Magdalena Behrend in Berlin zur Welt. Im Alter von 19 Jahren heiratete sie den doppelt so alten, kurz zuvor verwitweten Großindustriellen Günther Quandt, der zu diesem Zeitpunkt als einer der reichsten Deutschen gilt. Anfang 1921 zog sie in die gleichnamige Villa am Griebnitzsee in Neubabelsberg, die Quandt mit seinen Söhnen Hellmut (Jahrgang 1908) und Herbert (Jahrgang 1910) bewohnte. Der gemeinsame Sohn Harald kam im November 1921 zur Welt.

Magda Quandts Stiefsohn Hellmut verstarb 1927 überraschend im Alter von nur 19 Jahren. Ein Jahr später erfuhr Quandt von einer Affäre seiner Frau mit einem Studenten, die Anlass zur Scheidung der Ehe wurde. Im Streit um Unterhalt und Sorgerecht erwirkte Magda Quandt eine großzügige Abfindung, von der sie eine repräsentative Wohnung am Reichskanzlerplatz in Berlin-Westend inklusive Personal für sich und ihren Sohn Harald finanzierte.

Laut den Aufzeichnungen ihrer Mutter Auguste Behrend hieß Magdas junger Liebhaber während ihrer Ehe mit Günther Quandt nicht wie im Roman Hans Kesselbach, sondern Fritz Gerber. Sie habe den Studenten nach einer Amerikareise auf einem Ball kennengelernt. Über einen früheren Umgang der beiden war Auguste Behrend nichts bekannt. Er soll auch nicht aus Berlin, sondern aus einer wohlhabenden rheinländischen Familie gekommen sein. Mit letzter Gewissheit lässt sich nicht mehr viel sagen.

Im November 1930 lernte Magda Quandt Joseph Goebbels kennen, den sie am 19. Dezember 1931 heiratete – der 10-jährige Harald Quandt wohnte der Zeremonie bei, bezeugt wurde die Eheschließung vom Trauzeugen Adolf Hitler. Ab 1933 inszenierte die NS-Propaganda Magda Goebbels öffentlichkeitswirksam als vorbildliche »deutsche Frau« und die Familie Goebbels als mustergültig, 1938 wurde Magda Goebbels als erster Frau überhaupt das »Ehrenkreuz der deutschen Mutter« verliehen. Am 1. Mai 1945  beging sie mit Joseph Goebbels Suizid, nachdem das Paar zuvor die sechs gemeinsamen Kinder töten ließ.

Magda Goebbels, 1933

Magda Goebbels, 1933
© Bundesarchiv, Bild 183-R22014 / CC-BY-SA 3.0

Günther Quandt, 1941

Günther Quandt, 1941
© Bundesarchiv, Bild 183-B03534 / Dorneth / CC-BY-SA 3.0

Joseph Goebbels, 1933

Joseph Goebbels, 1933
© Bundesarchiv, Bild 146-1968-101-20A / Heinrich Hoffmann / CC-BY-SA 3.0

Reichskanzlerplatz, 1907

Reichskanzlerplatz, 1907

Trauung von Joseph und Magda Goebbels, 19. Dezember 1931

Trauung von Joseph und Magda Goebbels, 19. Dezember 1931
mit dem 10-jährigen Harald Quandt und Adolf Hitler im Hintergrund

© Bundesarchiv, Bild 183-R32860 / CC-BY-SA 3.0

Familienporträt Goebbels, ca. 1940-42

Joseph und Magda Goebbels, ca. 1940-42
mit mit ihren Kindern Helga, Hildegard, Helmut, Hedwig, Holdine und Heidrun, dahinter Harald Quandt in der Uniform eines Feldwebels der Luftwaffe

© Bundesarchiv, Bild 146-1978-086-03 / CC-BY-SA 3.0

 

» … auf der Aufnahme stehen Magda und ihr Mann lächelnd auf dem Obersalzberg. Helga und Hilde schmiegen sich an die Eltern, sie tragen große weiße Schleifen im Haar, und Helmut, mit schiefen Beinen in Lederhose, hält die Hand seines Vaters. Hinter ihnen, unter seinem Schnurrbart fast ein Lächeln, thront das Familienoberhaupt, und der Torbogen rundet sich wie eine Aureole um Hitlers Kopf.«

aus Reichskanzlerplatz von Nora Bossong

Familie Goebbels mit Adolf Hitler auf dem Obersalzberg, 1938

© Bundesarchiv, Bild 183-1987-0724-502 / Heinrich Hoffmann / CC-BY-SA 3.0


STIMMEN ZUM BUCH

»... schon nach wenigen Seiten konnte ich kaum aufhören zu lesen. Ja, es braucht dringend dieses kluge, mitreißende Buch.«
Katja Iken, DER SPIEGEL
»Nora Bossong traut sich was.«
Tilman Krause, DIE WELT
»... schon deshalb lesenswert, weil er packende Einblicke in eine ebenso rätselhafte wie spannende Epoche zu geben weiß.«
Philip Aubreville, Berliner Zeitung
»... schon nach wenigen Seiten konnte ich kaum aufhören zu lesen. Ja, es braucht dringend dieses kluge, mitreißende Buch.«
Katja Iken, DER SPIEGEL
»Nora Bossong traut sich was.«
Tilman Krause, DIE WELT
»... schon deshalb lesenswert, weil er packende Einblicke in eine ebenso rätselhafte wie spannende Epoche zu geben weiß.«
Philip Aubreville, Berliner Zeitung
»Wie Leuchtraketen platziert sie Sätze.«
Judith von Sternburg, Frankfurter Rundschau
»[Das] Porträt der deutschen Gesellschaft in prekärer Zeit, [die] Studie eines autonom scheinenden Charakters, der sich den Autoritäten beugt. Und der das weiß, weshalb der Zweifel auch ihm selbst gelten muss.«
Andreas Platthaus, Frankfurter Allgemeine Zeitung

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NORA BOSSONG LIVE

Gespräch
08.07.2025
Zürich
Openairveranstaltung
Gespräch mit Emilia Roig zum Thema »Was bedeutet Liebe heute?« 
Moderation: Nicola Steiner

Veranstalter: Literaturfestival Zürich
Lesung
20.08.2025
Neustadt an der Orla
Lesung aus Reichskanzlerplatz
Moderation: Caroline Hentschel

Veranstalter: Stadtbibliothek Neustadt an der Orla
Lesung
18.09.2025
Osnabrück
Lesung aus Reichskanzlerplatz
Moderation: Daniel Gollmann, Jens Peters

Veranstalter: Literaturbüro Westniedersachsen