Das Labyrinth der zärtlichen Kraft
„Die Liebe zwischen den Geschlechtern hielt der gutaussehende Philosoph für keine republikanische Tugend.“
Es gibt keine menschliche Eigenschaft, die älter und fürs Überleben notwendiger ist als die Liebe. Wer liebt, sagt man, ist verkauft mit Haut und Haar. Zugleich ist Liebe, so heißt es in Bizets Carmen, „frei wie ein Vogel“. Wie verschieden ist sie von anderen guten Dingen, von ruhiger Freundlichkeit, unerschütterlicher Ruhe, Vertragstreue und von ausgeglichenen Bilanzen!...
„Die Liebe zwischen den Geschlechtern hielt der gutaussehende Philosoph für keine republikanische Tugend.“
Es gibt keine menschliche Eigenschaft, die älter und fürs Überleben notwendiger ist als die Liebe. Wer liebt, sagt man, ist verkauft mit Haut und Haar. Zugleich ist Liebe, so heißt es in Bizets Carmen, „frei wie ein Vogel“. Wie verschieden ist sie von anderen guten Dingen, von ruhiger Freundlichkeit, unerschütterlicher Ruhe, Vertragstreue und von ausgeglichenen Bilanzen! Sie ist ein ‚Attraktor’, unbezwinglich wie die Gravitation, nach der die Sterne tanzen. Zugleich aber der dunklen Energie ähnlich, die uns in eine unbekannte Zukunft vorwärtstreibt. In diesem Labyrinth der Gegensätze kann man sich verirren. In Zeiten der Not und der Finanzkrise versammelt sich die zärtliche Kraft an deren Gegenpol im Erzählten. Denn sie besitzt ihre ganz eigene Ökonomie.
Die meisten der hier versammelten 166 Liebesgeschichten sind längst geschrieben. Sie verbargen sich bisher in den 2000 Texten von Alexander Kluge. „Basisgeschichten“ war einer ihrer Namen. Nun ordnen sie sich thematisch neu und in Gesellschaft neuer Geschichten und Reflexionen zu einem Flug über die Landkarten der Liebe. Auf einem Hochplateau endet dieser Flug, im Herzen des schönsten Liebesromans der nichtsentimentalen Tradition und einem Kardinaltext der Moderne über Beziehungsökonomie: der Princesse de Clèves der Madame de La Fayette.
Im Dickicht der Umständlichkeit
Die Liebe siegt
Sie hatte nie irgendeinen Zweifel
Ein Glücksbringer
Das Schöne ist fehlerfrei
Die Unvollkommene
Wildheit als Anspruch
Mein Großvater mütterlicherseits
Die Stunde, in der das »Ich« entsteht
Die ersten sieben Sekunden
Im Zauber der Eile
II. Liebe – Dispens von der Arbeit?
Eine späte Anwendung von Immanuel Kants Naturrecht
»Für Anna Karenina«
Der leichtsinnige Hund
Liebe – Dispens von der Arbeit?
Mignon
Negativer Imperialismus
Gewaltsame Herstellung von Willigkeit
Die Lehrerin und ihr Prinz
Schnel ler als das Schicksal
Geheime Liebe
Da rief sie: Heimat, süße Heimat, wann werde ich dich wiedersehen?
III. Hinter jeder Empörung steht das Bild einer Frau
Schein und Sein in der Operette
Tod im Theater und in der Wirklichkeit
Plötzlicher Machtwechsel
Die Geschichte vom rachelüsternen Medizinmann
Das Kinoprogramm im Dezember 1917 in St. Petersburg und Moskau
Ein Fall von Klassenkampf inmitten der DDR
Zusatz zu I. Über die Liebe
IV. Und will ich in die Sterne sehen, muß stets das Aug mir übergehen
Das Gesetz der Liebe
Nördlich von Eden
Liebe kommt auf leisen Sohlen
Landschaft mit unbegehbaren Bergen
Kommentar zu Anna Karenina
Glückskind
Die große Welaschka
Ingrids Rache
Eine Episode in der Zeit der Aufklärung
Aufklärung bei unverschuldeter Unmündigkeit
V. Die Prinzessin von Clèves
Love Politics. Eigensinn der Intimität
Die Prinzessin von Clèves. Kommentar
Sechs Geschichten für Niklas Luhmann
The Kiss
So wahnsinnig böse, daß er Haare lassen mußte
Die Liebenden von Dakar
Die Woche der Verlobung
Ein neuer Gentyp der Theorie
Die Küche des Glücks
Love Politics. Eigensinn der Intimität. Essay
Die Glückssuche im Privaten
Die primäre Produktion aller gesellschaftlichen Eigenschaften der Menschen in der Intimität
Naturalwirtschaft in der Liebe
Brutstätte der menschlichen Eigenschaften: Autorität und Familie
Zuverlässigkeit
Drittschaden
Wechselwirkung von Sexualität und Erziehung
Undomestizierbarkeit der Libido
VI. Annotierter Index
VII. Nachrichten vom Tausendfüßler. Trackliste der BegleitDVD
VIII. Quellenverzeichnis
IX. Danksagung
Suhrkamp Verlag GmbH
Torstraße 44
10119 Berlin
info@suhrkamp.de
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Personen für Das Labyrinth der zärtlichen Kraft
Alexander Kluge
Alexander Kluge, geboren 1932 in Halberstadt, ist Jurist, Autor, Filme- und Ausstellungsmacher; aber: »Mein Hauptwerk sind meine Bücher.« Für sein Werk erhielt er viele Preise, darunter den Georg-Büchner-Preis und den Theodor-W.-Adorno-Preis, Heinrich-Heine-Preis der Stadt Düsseldorf und 2019 den Klopstock-Preis der Stadt Halberstadt.
»Ich bin und bleibe in erster Linie ein Buchautor, auch wenn ich Filme hergestellt habe oder Fernsehmagazine. Das liegt daran, daß Bücher Geduld haben und warten können, da das Wort die einzige Aufbewahrungsform menschlicher Erfahrung darstellt, die von der Zeit unabhängig ist und nicht in den Lebensläufen einzelner Menschen eingekerkert bleibt. Die Bücher sind ein großzügiges Medium und ich trauere noch heute, wenn ich daran denke, daß die...
Alexander Kluge, geboren 1932 in Halberstadt, ist Jurist, Autor, Filme- und Ausstellungsmacher; aber: »Mein Hauptwerk sind meine Bücher.« Für sein...

