Zukünftigkeit

Die zeitgenössische Literatur und die Vergangenheit
Aus dem Englischen von Irmgard Hölscher
Zukünftigkeit
Die zeitgenössische Literatur und die Vergangenheit
Aus dem Englischen von Irmgard Hölscher
Wir haben uns daran gewöhnt, in den menschengemachten Katastrophen der Moderne ein blutiges Schlachtfeld zu sehen, das wir »bewältigen« müssen. Durch die Vergegenwärtigung der Geschichte setzen wir uns jedoch nicht bloß dem Trauma des Früheren aus, wir befragen unsere Gegenwart zugleich radikal auf ihre Sinnhaftigkeit. Die Vergangenheit ist damit immer schon doppelter Natur: Als unerträgliche Last eröffnet sie zugleich einen Möglichkeitsraum der Veränderung – ihre »Zukünftigkeit« ist die...
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Wir haben uns daran gewöhnt, in den menschengemachten Katastrophen der Moderne ein blutiges Schlachtfeld zu sehen, das wir »bewältigen« müssen. Durch die Vergegenwärtigung der Geschichte setzen wir uns jedoch nicht bloß dem Trauma des Früheren aus, wir befragen unsere Gegenwart zugleich radikal auf ihre Sinnhaftigkeit. Die Vergangenheit ist damit immer schon doppelter Natur: Als unerträgliche Last eröffnet sie zugleich einen Möglichkeitsraum der Veränderung – ihre »Zukünftigkeit« ist die Potentialität der Geschichte, Vorschein des Besseren und Maßstab unseres Handelns im Hier und Jetzt. In Auseinandersetzung mit den derzeit bestimmenden Debatten der Philosophie und Kulturkritik wie mit den wichtigsten Autoren der zeitgenössischen Literatur aus den USA, Israel und Deutschland entwirft Amir Eshel in Zukünftigkeit eine neue Ethik der Geschichts- und Literaturbetrachtung. Ihr Fluchtpunkt ist eine neue post-utopische Humanität im Eingedenken des Vergangenen.
Einleitung: Was ist Zukünftigkeit?
Schreiben verweist auf das, was »offen, zukünftig, möglich« ist
Zukünftigkeit
Der riesenhafte Schatten, den die Zukünftigkeit auf die Gegenwart wirft
Metapher, Thema und Handlung als Ursachen
Prospektion oder die praktische Vergangenheit
Grenzen
Jenseits der symptomatischen Lesart
Nach dem »Märchen von der Weltgeschichte«
Über den »Totalausverkauf der Zukünftigkeit«
»Die Einfügung des Menschen«
Eine literarische Anthropologie des Zeitgenössischen
Zwischen Rückblick und Vorschau
Es geht um uns und unsere Zukunft – die Grass-Affäre von 2006
Literatur, Expansion und Werden
Symptomatisches Lesen und Moralismus
Zu einer praktischen Vergangenheit
Günter Grass: Nichts ist rein
»Es war einmal« als unmittelbare Gegenwart: Die Blechtrommel
»Doch selbst Seife wäscht nicht rein«: Hundejahre
Die vererbte Schuld: Im Krebsgang
Erinnerung als Versteckspiel: Beim Häuten der Zwiebel
Alexander Kluge: Literatur als Orientierung
»Worauf kann ich vertrauen  ? Wie kann ich mich schützen  ?«
»Zu nichts mehr nütze«: Alexander Kluge, Der Luftangriff auf Halberstadt am 8. April 1945
Zur Bedeutung der »Sorgen« in dunklen Zeiten: Alexander Kluge, »Heidegger auf der Krim«
Literatur und die Fähigkeit zur Differenzierung
Martin Walser: Imagination und Dissenskultur
Widerstand gegen die Normen des öffentlichen Gedenkens: Martin Walser, Ein springender Brunnen
Dissens
»Ein gutes Gewissen ist keins«: die Walser-Bubis-Debatte neu betrachtet
Die Vergangenheit als Gabe
Eine neue Sprache für die Erinnerung
»Keine Vergangenheit mehr  !« Hans-Ulrich Treichel, Der Verlorene und Menschenflug
Die Gabe der Geschichte: Norbert Gstrein, Die englischen Jahre
Der Vergangenheit neuen Sinn geben: Bernhard Schlink, Der Vorleser
Über das Geben: Katharina Hacker, Eine Art Liebe, und W. G. Sebald, Austerlitz
Die paradoxe Leistung
Das Unausgesprochene
Zeitschichten
Das Ungesagte
Staatstragende Literatur  ?
Wächter über das Haus Israel
Das Schweigen der Dörfer: S. Yishars frühe Kriegstexte
Die große jüdische Seele: S. Yishar, »Chirbet Chisa«
Die »Lastwagen der Verbannung«
Ein wiederkehrendes Licht des Schreckens fällt auf die nackten Tatsachen unseres Daseins
Falken über neuen Dörfern: S. Yishar, »Eine Geschichte, die noch nicht begonnen hat«
Und dann, ganz plötzlich, ein Feuer: Abraham B. Jehoschuas »Angesichts der Wälder«
Erkundung des Dunkels
Den eigenen Namen nicht vergessen
Tag des Gerichts
Das Nachleben des verbrannten Waldes
Die Fäden unserer Geschichte: Das »Unausgesprochene« in der neuen israelischen Prosa
Tor oder Abgrund  ? Amos Oz, Eine Geschichte von Liebe und Finsternis
Um uns daran zu erinnern, was war. Um das Unrecht wiedergutzumachen: Yitzhak Laor, Ecce homo, Daniella Carmi, Einen Elefanten befreien, Eshkol Nevo, Vier Häuser und eine Sehnsucht und Alon Hilu, Das Haus der Rajanis
Ein vorläufiger Ort der Hoffnung: Michal Govrin, Hevzekim [Snapshots]
Die Vergangenheit nach dem Ende der Geschichte
Lügnerische Zeit
Der Weg nach vorn
Hannah Arendt: Narrativ und Handeln
Das Gespenst einer ungewissen Welt
Von ganz unten anfangen
Das Anhalten der Zeit: W. G. Sebalds Austerlitz
Das Schauspiel der Geschichte
Was darunter liegt
Dinge, die man nie erwartet hätte
Handlen, Anfangen
Die unheilvolle Eigenschaft namens Utopia: Ian McEwan, Schwarze Hunde
Feste und weniger feste Ansichten: J. M. Coetzee, Tagebuch eines schlimmen Jahres
Die Schwierigkeit, »auf dieser Welt Gutes zu tun«: Kazuo Ishiguro, Als wir Waisen waren
Der Schrecken des Unvorhergesehenen
Was die Geschichtswissenschaft verbirgt: Philip Roth, Verschwörung gegen Amerika
Die Multivalenz der Wirklichkeit: Paul Auster, Mann im Dunkel, und Alexander Kluge, Tür an Tür mit einem anderen Leben
Auf der Straße: Die unwahrscheinliche Zukunft
Das tote Kind oder das drohende Ende der Natalität
Das Ende der Menschheit: Paul Auster, Nacht des Orakels
Den Opfern des Zermalmungsprozesses wieder ein Gesicht geben
Was nicht zurückgeholt werden kann: Cormac McCarthy, Die Straße
Über die Möglichkeit, »Dinge in der Zukunft geschehen zu lassen«
Coda: Eine Hermeneutik der Zukünftigkeit
Inhaltsverzeichnis
Bibliografische Angaben
Service
Umschlag / Cover (Web)Umschlag / Cover (Print)Leseprobe
Produktsicherheit

Personen für Zukünftigkeit

Amir Eshel ist Edward Clark Crossett Professor für vergleichende Literaturwissenschaft an der Stanford University. Von ihm erschienen zuletzt der Band Zeichnungen, gemeinsam mit Gerhard Richter, 2018, und Dichterisch denken. Ein Essay, 2020.
Amir Eshel ist Edward Clark Crossett Professor für vergleichende Literaturwissenschaft an der Stanford University. Von ihm erschienen zuletzt der...
Übersetzerin
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STIMMEN

»Einsatz liefert für die moralisch-politische Verantwortung des Dichters eine erfrischend altmodische, also klassische Perspektive. Und die Übersetzung ins Deutsche von Hölscher ist ebenfalls zu loben.«
Josef Joffe, DIE ZEIT
»Einsatz liefert für die moralisch-politische Verantwortung des Dichters eine erfrischend altmodische, also klassische Perspektive. Und die Übersetzung ins Deutsche von Hölscher ist ebenfalls zu loben.«
Josef Joffe, DIE ZEIT

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