Afrikanische Philologie
Afrika ist kein schriftloser Kontinent, schon gar nicht, wenn man seine Nordküste miteinbezieht: In Alexandria entwickelten sich vor mehr als zwei Jahrtausenden Verfahren des Umgangs mit Schriften, die heute Philologie heißen. Robert Stockhammer diskutiert Beiträge zur afrikanischen Philologie, von Herodot über Augustinus bis Ken Saro-Wiwa und J. M. Coetzee: Epen, Romane, Reiseberichte, historische, philosophische und rhetorische Traktate. Es zeigt sich, dass Afrika jenseits von...
Afrika ist kein schriftloser Kontinent, schon gar nicht, wenn man seine Nordküste miteinbezieht: In Alexandria entwickelten sich vor mehr als zwei Jahrtausenden Verfahren des Umgangs mit Schriften, die heute Philologie heißen. Robert Stockhammer diskutiert Beiträge zur afrikanischen Philologie, von Herodot über Augustinus bis Ken Saro-Wiwa und J. M. Coetzee: Epen, Romane, Reiseberichte, historische, philosophische und rhetorische Traktate. Es zeigt sich, dass Afrika jenseits von geographischen Festlegungen ein Schauplatz von Globalisierungsprozessen war und ist, die von philologischen Praktiken ebenso befördert wie reflektiert werden.
1 Ägyptische Experimentalphilologie
2 Von den Barbaren lernen, sie Barbaren zu nennen
3 Black Athena und Nations nègres, oder: Wie schwarz sind sie?
4 Herodots Bewohnte versus Hegels Welt
5 Uneindeutige Grenzen, wechselnde Zuschreibungen
II Alexandrinische Philologie – und die Argonauten des südlichen Mittelmeers
1 Praktiken an der Bibliothek von Alexandria
2 Dichtung und Geographie in der Argonautica und bei Eratosthenes
3 Das Afrika des Epos: Poetische Intervention in den Kolonialismus
III Afrikanische Philologie in Romanform: Heliodor, Aithiopika
1 Konstruktion des Plots aus dem Orakel
2 Barbaren als Übersetzer
3 Homer als Ägypter
4 Schwarz-Weiß-Malerei
IV Barbarismus und Christentum: Augustinus
1 Die Sprache des »punischen Kirchenvaters«
2 Barbarismos und Figur
3 sermo barbarus
V Schriftlichkeit im islamischen Afrika
1 Vernichtung von Bibliotheken oder translatio studii (Alexandria–Bagdad–Kairo)
2 Das Land der nicht unbedingt Schwarzen
3 Was ist ›Islamische Philologie‹, zumal in Afrika?
4 Timbuktu: Kurzer Abriss des afrikanischen Schrifttums in arabischer Schrift
5 Zum Verhältnis von Schriftlich- und Mündlichkeit; zwei Alphabete
VI Vom Mittelmeer zum ›schwarzen‹ Atlantik. Sklavenhandel und Ethnologisierung Afrikas in der Frühen Neuzeit
1 »Afrika passim« (Braudel)
2 Sklavenhandel im Black Atlantic
3 Schwierigkeiten einer afrikanischen Philologie in der Frühen Neuzeit
VII Alphabetisches Afrika
1 Von der Quaqua-Küste zum »purple patch«
2 Afrikanische Drucke (Raymond Roussel, Impressions d’Afrique)
3 »alphabet authority« (Walter Abish, Alphabetical Africa, I )
4 Schreib- und Radierstunde (Walter Abish, Alphabetical Africa, II )
VIII Die Sachen und die Sprachen – was ist ›Afrikanische Literatur‹?
1 Amos Tutuolas »falsches« oder »junges Englisch«
2 Der Schauplatz als Gegenstand: zum Versuch, ›Afrikanische Literatur‹ inhaltlich zu bestimmen
3 Das Original und die Schrift
4 Sprach- und/oder Literaturgemeinschaften
5 Warum es (keine) afrikanische Philosophie gibt
6 Wenn es keine afrikanische Philosophie gibt, so gibt es doch jedenfalls afrikanische Philologie
7 Vom »falschen« über das »junge« zum »neuen« Englisch
IX Der Kindersoldat als Philologe
1 »Big big grammar« (Ken Saro-Wiwa, Sozaboy)
2 Mehr Sprachigkeit (Ahmadou Kourouma, Allah n’est pas obligé)
X Genozid und Globalisierung, in Afrika und ›der‹ Welt
1 Ein Übersetzer als alexandrinische Bibliothek (Daoud Hari, The Translator)
2 »How many acts of genocide does it take to make a genocide?«
3 Schwarz-Nichtganzschwarz-Malerei
4 Die 1135. Geschichte
XI Coda: J.M. Coetzees Erzählungen über Afrikanische Philologie
1 Der Roman in Afrika
2 humanity/ies
3 Philoalogische Momente
4 »freigebig« – an einem Rand der afrikanischen Philologie"
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