Heute Neunzig Jahr

Aus dem Nachlaß herausgegeben von Norbert Mecklenburg
Heute Neunzig Jahr
Aus dem Nachlaß herausgegeben von Norbert Mecklenburg

Heute Neunzig Jahr ist das letzte, unvollendete Erzählprojekt Uwe Johnsons. Nach dem Tode des Autors im Februar 1984 fanden sich Typoskript und Material zu diesem geplanten Buch.

In einem von ihm verfaßten Vorschautext für den Verlag stellte er das Projekt unter dem Titel Heute Neunzig Jahr. Die Geschichte der Familie Cresspahl vor:

»Eine Familiengeschichte vom Oktober 1888 bis zu jenem Winter, 1978, in dem im Norden Deutschlands noch einmal Panzer, Hubschrauber...

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Heute Neunzig Jahr ist das letzte, unvollendete Erzählprojekt Uwe Johnsons. Nach dem Tode des Autors im Februar 1984 fanden sich Typoskript und Material zu diesem geplanten Buch.

In einem von ihm verfaßten Vorschautext für den Verlag stellte er das Projekt unter dem Titel Heute Neunzig Jahr. Die Geschichte der Familie Cresspahl vor:

»Eine Familiengeschichte vom Oktober 1888 bis zu jenem Winter, 1978, in dem im Norden Deutschlands noch einmal Panzer, Hubschrauber und Düsenjäger benutzt wurden zum Wohlbefinden von Menschen; so viel Schnee war gefallen, erinnern Sie sich? Anfangs ist es eine Spurensuche, die eine Gesine Cresspahl betreibt nach der Kindheit ihres Vaters im vorigen Jahrhundert; unausweichlich wird sie Zeuge des nächsten, in dem ›Willy Zweo‹ wie diverse ›Führer‹ und ›Vorsitzende‹ es schwermachen für ihre Leute, als Nachbarn und Freunde zu leben, auch ruhigen Gewissens. Mit wem immer ein Junge aus dem ›Dreikaiserjahr‹ zu tun bekommt in seinem Leben und über den Tod hinaus, sie alle sollen hier versammelt sein, in ländlicher Gegend an der Müritz, in einer südlichen Vorstadt von London wie dereinst in New York City, mit dem zuverlässigen Heimweh nach Mecklenburg. Hier sind ihre Umzüge (in zweifacher Bedeutung), ob nun Kriege gefällig waren oder im Anblick einer Baumblüte gelegentlich die Empfindung, ein Dasein auf der Erde verlohne sich. Ob es am Ende bleibt bei der Enkelin Marie, ›den letzten beiden Augen Cresspahls‹, hier wäre es zu erfahren.«


Uwe Johnson konnte seine letzte Arbeit nicht beenden. Das als Text Vorhandene erzählt die Cresspahl-Geschichte von 1888 bis 1947 » also knapp sechzig Jahre. Die Tochter Gesine vergegenwärtigt sich Jahreseintrag um Jahreseintrag das Leben ihres Vaters und ihr eigenes; von Heinrichs Geburt als Stellmachersohn auf einem Gut in Mecklenburg, einer Tischlerlehre in der Kleinstadt Malchow über seine Teilnahme am Ersten Weltkrieg, Widerstand gegen den Kapp-Putsch, seinen Weggang aus einer unheimatlichen Heimat, zuerst in die Niederlande, dann nach England, seine Etablierung als Tischler in Richmond bei London gegen Ende der zwanziger Jahre bis zu den Ereignissen, die wir aus Johnsons großem Roman-Epos Jahrestage kennen.

Erzählt werden diese »Jahre individueller und öffentlicher Geschichten, gesehen durch die Erfahrung (statt durch Temperament) einer Person«, der Erzählerin Gesine, in enger Parallelführung und Verflechtung des Privaten mit dem Historisch-Politischen, das - wie immer bei Johnson - genauestens recherchiert und scharf ironisch reflektiert wird. Dadurch wird Heute Neunzigjahr zu einem Prosastück von erstaunlicher Dichte und Komplexität, dessen erzählerische Spannweite von trockener Statistik bis zu fast lyrischer Evokation reicht.

Dem Text nachgestellt sind unter anderem ein Nachwort sowie ein philologischer Essay des Herausgebers Norbert Mecklenburg »Zur gemeinsamen Entstehung von Heute Neunzig Jahr und Jahrestage«, in welchem der Geschichte des Textes zum ersten Mal genauestens nachgespürt wird.

So lädt dieses Buch ein, den einzigartigen Erzähler Uwe Johnson in seinem letzten größeren Nachlaßtext noch einmal mit vielen seiner wichtigen Figuren und Schauplätze, darüber hinaus mit neuen, unbekannten, zu entdecken.

Bibliografische Angaben
Service
VLB-TIX
Umschlag / Cover (Web)Umschlag / Cover (Print)Leseprobe
Produktsicherheit

Personen für Heute Neunzig Jahr

Uwe Johnson wurde am 20. Juli 1934 in Kammin (Pommern), dem heutigen Kamien Pomorski, geboren und starb am 22. oder 23. Februar 1984 in Sheerness-on-Sea. 1945 floh er mit seiner Mutter und seiner Schwester zunächst nach Recknitz, dann nach Güstrow in Mecklenburg. Sein Vater wurde von der Roten Armee interniert und 1948 für tot erklärt. 1953 schrieb er sich an der Universität Leipzig als Germanistikstudent ein und legte sein Diplom über Ernst Barlachs Der gestohlene Mond ab. Bereits während des Studiums begann er mit der Niederschrift des Romans Ingrid Babendererde. Reifeprüfung 1953. Er bot ihn 1956 verschiedenen Verlagen der DDR an, die eine Publikation ablehnten. 1957 lehnte auch Peter Suhrkamp die Veröffentlichung ab. Der Roman wurde erst nach dem Tode von...

Uwe Johnson wurde am 20. Juli 1934 in Kammin (Pommern), dem heutigen Kamien Pomorski, geboren und starb am 22. oder 23. Februar 1984 in...


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