Der Kadaverräumer

Aus dem Ungarischen von Terézia Mora
Der Kadaverräumer
Aus dem Ungarischen von Terézia Mora

Die Rede war von fünf toten Füchsen, die an der ungarisch-serbischen Grenze auf der Straße lagen. Als die Männer vom Räumkommando dort ankommen, sind es Dutzende Kadaver, auch Hunde und Katzen – erschossen, wie sich herausstellt, von Grenzposten, die sich die Zeit vertreiben wollten. Der Krieg auf dem Balkan ist lange vorbei, dennoch sind es Erlebnisse wie diese, die den Erzähler in seine Vergangenheit zurückstoßen.

Im Garten einer Berliner Klinik, in der er gestrandet ist, um seine...

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Die Rede war von fünf toten Füchsen, die an der ungarisch-serbischen Grenze auf der Straße lagen. Als die Männer vom Räumkommando dort ankommen, sind es Dutzende Kadaver, auch Hunde und Katzen – erschossen, wie sich herausstellt, von Grenzposten, die sich die Zeit vertreiben wollten. Der Krieg auf dem Balkan ist lange vorbei, dennoch sind es Erlebnisse wie diese, die den Erzähler in seine Vergangenheit zurückstoßen.

Im Garten einer Berliner Klinik, in der er gestrandet ist, um seine quälenden Verdauungsprobleme loszuwerden, holt ihn die Musik eines Kusturica-Films ein, und er bricht in Tränen aus, „vielleicht, weil sie an die Oberfläche brachte, wovor er gerne weggelaufen wäre, jene alles verwüstenden, alles ausbeinenden Jahre, die einfach kein Ende nehmen konnten oder wollten, die immer noch andauerten“.

Wer ist dieser Erzähler, der in einem reißenden Redestrom zwischen den traumatischen Schauplätzen seines Lebens hin und her taumelt? Einem Kadaverräumkommando angehörte, das einmal eine ganz andere Aufgabe übernommen hatte? Ist er Opfer, Täter? Ein Überlebender, der im Sprechen Heilung sucht?

Der Jugoslawienkrieg und sein Nachleben haben Zoltán Danyi nie losgelassen – fast zwei Jahrzehnte lang scheiterte er an dem Versuch, eine monströse Realität einzufangen, die ihn selbst fast verschlungen hätte. Eines Tages war der Ton da – ein Sound, der einen beim Lesen bezwingt. Der Text schillert wie die Oberfläche eines verseuchten Gewässers. Schicht für Schicht wird sie abgedeckt. Ein Buch, gebaut wie ein komplexes Musikstück, dessen Schönheit Distanz und Berührung gewährt.

Internationaler Literaturpreis – Haus der Kulturen der Welt 2019 (Shortlist)
Miklós-Mészöly-Preis 2016
Bibliografische Angaben
Service
Umschlag / Cover (Web)Umschlag / Cover (Print)Leseprobe
Produktsicherheit

Personen für Der Kadaverräumer

Zoltán Danyi, 1972 in Senta, Jugoslawien geboren, studierte moderne Literatur an der Universität Novi Sad, Serbien, und an der Universität Szeged, Ungarn. Ab 2003 veröffentlichte er mehrere Gedichtbände und Kurzgeschichten. Sein Debütroman Der Kadaverräumer aus dem Jahr 2015 erhielt bedeutende ungarische Literaturpreise, darunter den Miklós-Mészöly-Preis, den Tibor-Déry-Preis und den Milán-Füst-Preis. Die deutsche Übersetzung des Romans stand 2019 auf der Shortlist für den HKW-Literaturpreis. Sein zweiter Roman Rosenroman wurde mit dem einzigen unabhängigen ungarischen Literaturpreis, dem Merítés-Preis, ausgezeichnet. Die deutsche Übersetzung des Romans wurde 2023 von der Darmstädter Jury zum Buch des Monats gewählt. Ebenfalls 2023 erschien in der Edition Thanhäuser...
Zoltán Danyi, 1972 in Senta, Jugoslawien geboren, studierte moderne Literatur an der Universität Novi Sad, Serbien, und an der Universität Szeged,...
Übersetzerin

Terézia Mora, geboren 1971 in Sopron, Ungarn, ist Schriftstellerin, Drehbuchautorin und Übersetzerin. Sie zog 1990 nach Berlin, studierte Hungarologie und Theaterwissenschaften an der Humboldt-Universität und absolvierte anschließend eine Ausbildung zur Drehbuchautorin an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin. Seit 1998 arbeitet Sie als freie Autorin und übersetzt ungarische Literatur ins Deutsche.

Übersetzerin

Terézia Mora, geboren 1971 in Sopron, Ungarn, ist Schriftstellerin, Drehbuchautorin und Übersetzerin. Sie zog 1990 nach Berlin,...


STIMMEN

»Der Kadaverräumer ist ein perfektes Buch von widersinniger Schönheit, das vom Hässlichen in uns erzählt.«
Andrea Heinz, Süddeutsche Zeitung
»Zoltán Danyis zorniger Romanerstling Der Kadaverräumer ist ein literarisches Ereignis über die Grenzen Ungarns hinaus. ... Unter jeder Oberfläche verbirgt sich eine unheilvolle Tiefe, in die Danyi gnadenlos hineinleuchtet. Man muss diesen Blick aushalten. Er gehört einem Schriftsteller der Sonderklasse, vor allem aber geht er uns angesichts europäischer Zerrüttung dringend an.«
Ilma Rakusa, Neue Zürcher Zeitung
»Verblüffend ist die Schönheit der Sprache, in der hier ein manischer Erzähler Kapitel für Kapitel neu ansetzt, seine Dämonen zu zähmen.«
Wolfgang Höbel, DER SPIEGEL
»Der Kadaverräumer ist ein perfektes Buch von widersinniger Schönheit, das vom Hässlichen in uns erzählt.«
Andrea Heinz, Süddeutsche Zeitung
»Zoltán Danyis zorniger Romanerstling Der Kadaverräumer ist ein literarisches Ereignis über die Grenzen Ungarns hinaus. ... Unter jeder Oberfläche verbirgt sich eine unheilvolle Tiefe, in die Danyi gnadenlos hineinleuchtet. Man muss diesen Blick aushalten. Er gehört einem Schriftsteller der Sonderklasse, vor allem aber geht er uns angesichts europäischer Zerrüttung dringend an.«
Ilma Rakusa, Neue Zürcher Zeitung
»Verblüffend ist die Schönheit der Sprache, in der hier ein manischer Erzähler Kapitel für Kapitel neu ansetzt, seine Dämonen zu zähmen.«
Wolfgang Höbel, DER SPIEGEL
»Ein sehr kunstvoll komponierter, sprachlich schonungsloser Text, der sich mit der Bereitschaft zur Verwerfung ethischer Werte auseinandersetzt.«
Esther Kinsky
»In einer eindringlichen monologischen Suada erzählt er von seinem Leben. Die Zeiten und Ereignisse schieben sich dabei höchst kunstvoll in- und übereinander.«
Andreas Wirthensohn, Wiener Zeitung

ENTDECKEN

Nachricht
06.05.2019
Gerald Murnanes Grenzbezirke (übersetzt von Rainer G. Schmidt) und Zoltán Danyis Der Kadaverräumer (übersetzt von Terézia Mora) stehen auf der...
Thema
Die literarische Landkarte Osteuropas wird von Jahr zu Jahr bunter.

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