Der Schriftsteller, Lyriker und Hörspielautor Jürgen Becker ist am 7. November im Alter von 92 Jahren in seinem Geburtsort Köln verstorben.
Jürgen Becker wurde 1932 geboren und verbrachte seine gesamte Kindheit in Köln. Während der Kriegs- und Nachkriegsjahre, zwischen 1939 und 1947, lebte er in Erfurt. Nach seinem Abitur und einem kurzem, abgebrochenem Studium begann er seine Existenz als freier Schriftsteller; seinen Lebensunterhalt bestritt er jahrelang mit wechselnden Tätigkeiten, als Arbeiter und Angestellter, als Werbeassistent und Journalist. Er arbeitete für den WDR und in den Verlagen Rowohlt und Suhrkamp. Zwanzig Jahre lang, bis 1993, leitete er die Hörspielredaktion des Deutschlandfunks.
Wende und Wiedervereinigung wirkten entscheidend auf das Schreiben Jürgen Beckers ein und motivierten einige seiner Gedichtbände sowie seinen ersten Roman Aus der Geschichte der Trennungen, der im Sommer 1999 erschien. Jürgen Becker war Mitglied der Akademie der Künste in Berlin-Brandenburg, der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, der Mainzer Akademie der Wissenschaften und der Literatur, sowie des PEN-Clubs.
Seine Werke wurden mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, wie u.a. dem Preis der Gruppe 47 und dem Literaturpreis der Bayerischen Akademie der schönen Künste. Im Jahr 2014 erhielt er den Georg-Büchner-Preis. Die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung ehrte Jürgen Becker damals als »maßgebliche Stimme der zeitgenössischen Poesie«. In der Begründung der Jury hieß es weiter: »Sein Werk hat die deutschsprachige Dichtung über Generationen entscheidend geprägt. In seinem über Jahrzehnte gewachsenen Werk hat er die Gattungsgrenzen von Lyrik und Prosa beharrlich neu vermessen und verändert.«
Zuletzt sind im Suhrkamp Verlag der Gedichtband Nachspielzeit sowie das Werk Die Rückkehr der Gewohnheiten erschienen, in dem sich Gedichte, Notate, Satzreihen, Prosastücke zu einem Journal sammeln. Zu Letzterem schrieb Martin Oehlen (Frankfurter Rundschau): »Käme jetzt die Sintflut, wäre eine der vornehmsten Aufgaben, Jürgen Beckers Bücher zu retten. Sie sind ein literarisches Archiv der Jahre, die wir kennen.«
Der Suhrkamp Verlag trauert um seinen Autor.