Klosters, 1969: Zu Beginn des Romans sind Greta Garbo und Erika Mann beide 63 Jahre alt, Signe von Scanzoni ist 53, Salka Viertel 79. Marlene Dietrich, 67, tourt immer noch mit ihren Chansons durch die ganze Welt. Das fiktive Handlungsgeschehen in Klosters beruht auf folgenden, historisch belegten Fakten:
Salka Viertel (1889–1978) lebte seit 1960 in einer Etagenwohnung im Haus Fliana in der Doggilochstraße 20 in Klosters. Im selben Jahr kam ihre alte Freundin Greta Garbo (1905–1990) zu Besuch – um fortan Jahr für Jahr im Sommer für mehrere Monate wiederzukehren, meist von Juli bis Ende September. In der unprätentiösen Chött in der Doggilochstraße 9 mietete sie ganzjährig eine Wohnung an. Ihren Scheck löste ihr Vermieter wohl selten ein, weil ihre Unterschrift – Greta Garbo gab nie Autogramme – mehr wert als die Miete war.
Am 2. Februar 1969 trafen Signe von Scanzoni (1915–2002) und Erika Mann (1905–1969) in deren weißen Ford Mustang in Klosters ein, wo Salka Viertel eine Wohnung für sie gefunden hatte, die sie für ihren gemeinsamen Lebensabend einrichten wollten – ihr sogenanntes »Niemandshaus«. Über vier Wochen wohnten sie vermutlich im Hotel Pardenn, weil Erika im Jahr zuvor bei einem Aufenthalt mit ihrer Mutter in Klosters mit dem Hotel Vereina nicht zufrieden war.
Während dieses Aufenthalts 1969 besuchte Erika Mann zum ersten Mal das Waldsanatorium in Davos, in dem ihre Mutter Katia 1912 und Signe von Scanzoni 1941 gekurt hatten und das als Berghof im Zauberberg in die Weltliteratur einging. In Klosters litt Erika Mann unter starken Kopfschmerzen. Am 6. März reisten sie und Signe wieder ab. Im Kantonsspital Zürich wurde Erika am 16. April 1969 ein Hirntumor entfernt.
Salka Viertels Memoiren The kindness of strangers erschienen einen Tag später, am 17. April 1969. Zur Buchpremiere reiste Salka nach New York.
An Erika Manns Krankenbett fanden sich alle früheren Gefährtinnen ein, Pamela Wedekind genauso wie Therese Giehse. Signe von Scanzoni, die eigentlich in Ehrwald/Tirol lebte, quartierte sich in der Nachbarschaft des Kantonsspitals ein und pflegte ihr »Muckerl«, von der Station als Ansprechpartnerin geschätzt, von Erikas Mutter Katia befremdet wahrgenommen. Nach monatelanger Qual starb Erika Mann am 27. August 1969. Signe regelte die Bestattung in Thomas Manns Grab. Katia verabschiedete sich von ihrer Tochter mit den Worten: »Du hast es geschafft, Du liegst dazwischen.« Signe warf das »Niemandshaus«, das sie im Krankenhaus aus Schere und Papier gebastelt hatte, auf Erikas Sarg.
Zur Trauerbewältigung schrieb Signe von Scanzoni ein Buch über Erika Manns letztes Lebensjahr, in das sie »die Geschichte einer Passion und eines Irrtums« (S. 231) hineinverwob, sprich die Geschichte ihrer nicht unkomplizierten Liebe zueinander. 1972 reiste sie nach Los Angeles, wo sie auch Salkas Sohn Thomas Viertel und seine Familie besuchte. Signe las Salkas Memoiren im englischen Original mit großem Interesse. 1970 erschien eine deutsche Fassung, von Salka nicht übersetzt, aber sprachlich betreut und überarbeitet.
Signe besuchte Salka hin und wieder und hielt noch bis mindestens 1973 Kontakt mit ihr (die Briefe befinden sich heute im Literaturarchiv Marbach). Obwohl von Salka ermutigt, gab Signe die Arbeit an ihrem Buch über sich und Erika auf: Sie glaubte nicht an eine Publikationsmöglichkeit. Und ihr fehlte der Mut für ein öffentliches Coming-out. Gegenüber Erika Manns Biographin Irmela von der Lühe stritt Scanzoni ab, dieses Buch je geschrieben zu haben. Von der Lühe spürte das Manuskript später in Scanzonis Nachlass dennoch auf und veröffentlichte es unter dem Titel Als ich noch lebte. Ein Bericht über Erika Mann.
Greta Garbo besuchte Salka Viertel weiterhin Sommer für Sommer, auch als Salka dement wurde. Nach Salkas Tod 1978 gab Garbo ihre Wohnung auf, nicht aber die ausgedehnten Aufenthalte in Klosters, wo sie nun bis zu ihrem eigenen letzten Sommer 1989 im Hotel Pardenn logierte, das 2011 ersatzlos abgerissen wurde. Derzeit erstreckt sich auf dem Gelände an der Monbieler Straße noch eine Wiese in Hanglage. Die Häuser in der Doggilochstraße 20 und 9 stehen noch unverändert.