Al Suhrawardi, Philosophie der Erleuchtung
Hartnäckig hält sich das Vorurteil, im islamischen Kulturraum sei die philosophische Reflexion nach dem Tod Ibn Rushds (Averroës, gest. 1198) gänzlich zum Erliegen gekommen. An der Rezeption des philosophischen Werkes von Shihab ad-Din al-Suhrawardi (gest. 1191) läßt sich jedoch demonstrieren, daß man sich in der islamischen Welt auch nach der Wende zum 13. Jahrhundert noch intensiv und innovativ mit Philosophie befaßte. Anders als im europäischen Kontext war die weitere Entwicklung des...
Hartnäckig hält sich das Vorurteil, im islamischen Kulturraum sei die philosophische Reflexion nach dem Tod Ibn Rushds (Averroës, gest. 1198) gänzlich zum Erliegen gekommen. An der Rezeption des philosophischen Werkes von Shihab ad-Din al-Suhrawardi (gest. 1191) läßt sich jedoch demonstrieren, daß man sich in der islamischen Welt auch nach der Wende zum 13. Jahrhundert noch intensiv und innovativ mit Philosophie befaßte. Anders als im europäischen Kontext war die weitere Entwicklung des philosophischen Denkens hier allerdings durch eine Annäherung an die Mystik geprägt. Al-Suhrawardis Philosophie der Erleuchtung (hikmat al-ishraq), die der Verfasser als überlegene Alternative zum Aristotelismus Ibn Sinas (Avicenna, gest. 1037) präsentiert, ist einer der einflußreichsten Versuche, eine solche Synthese systematisch und begrifflich rigoros durchzuführen und ihre metaphysischen und erkenntnistheoretischen Konsequenzen zu bestimmen.
Der um terminologische Konsistenz bemühten Neuübersetzung ist ein ausführlicher Kommentar beigegeben, der die oft verwickelte Argumentationsstruktur des Textes erhellt und al-Suhrawardis zumeist implizite Bezüge auf frühere Schriften zu identifizieren versucht.* Einleitung ( §§ 1-6)
* Erster Teil: Über die Regeln des Denkens (in drei Abhandlungen) ( §§ 7-106)
* Erste Abhandlung: Über Wissen und Definition (in sieben Regeln) ( §§ 7-15)
* Erste Regel [Über das Bezeichnungsverhältnis zwischen Ausdruck und Bedeutung] (§ 7)
* Zweite Regel [Über Bedeutungsgehalte] (§ 8)
* Dritte Regel [Über Quidditäten] (§ 9)
* Vierte Regel [Über den Unterschied zwischen wesentlichen und äußerlichen Akzidenzien] (§ 10)
* Fünfte Regel [Über die Unterteilung allgemeiner Bedeutungsgehalte in homogene, heterogene und synonyme] (§ 11)
* Sechste Regel [Über menschliches Wissen] (§ 12)
* Siebte Regel [Über Definitionen und ihre Voraussetzungen] (§§ 13-15)
* Abschnitt [Über echte Wesensdefinitionen] (§ 14)
* Erleuchtungsphilosophischer Lehrsatz [Destruktion der peripatetischen Definitionslehre] (§ 15)
* Zweite Abhandlung: Über Gründe und ihre Prinzipien (in verschiedenen Regeln) ( §§ 16-33)
* Erste Regel [Mit einer beschreibenden Definition von Aussagen und Syllogismen] (§ 16)
* Zweite Regel [Über die verschiedenen Klassen von Aussagen] ( §§ 17-18)
* Dritte Regel [Über die Modalitäten von Aussagen] ( §§ 19-21)
* Erleuchtungsphilosophische Maxime [Über die Reduktion aller Aussagen auf notwendige Affirmationen] (§ 21)
* Vierte Regel [Über den Widerspruch und seine Wesensdefinition] (§ 22)
* Fünfte Regel: Über den Widerspruch und seine Wesensdefinition (§ 23)
* Sechste Regel [Über den Syllogismus] ( §§ 24-29)
* Erleuchtungsphilosophische Subtilität [Über die Negation und die vollkommenste Schlußfigur] (§ 25)
* [Erleuchtungsphilosophischer] Lehrsatz [über die zweite Schlußfigur] (§ 26)
* [Erleuchtungsphilosophischer] Lehrsatz [über die dritte Schlußfigur] (§ 27)
* Abschnitt über Konditionale (§ 28)
* Abschnitt [Über den indirekten Beweis] (§ 29)
* Dritte Abhandlung: Über Trugschlüsse und verschiedene Schiedsentscheidungen zwischen erleuchtungsphilosophischen und peripatetischen Thesen (in verschiedenen Abschnitten) ( §§ 34-106)
* Erster Abschnitt: Über Trugschlüsse ( §§ 34-44)
* Zweiter Abschnitt: Über einige Regeln und die Lösung von Zweifelsfällen ( §§ 45-51)
* Lehrsatz [Über die konstituierenden Faktoren der Dinge] (§ 47)
* Lehrsatz [Über universale Lehrsätze] (§ 48)
* Lehrsatz und Entschuldigung ( §§ 49-51)
* Dritter Abschnitt: Über einige Schiedsentscheide hinsichtlich erleuchtungsphilosophischer Fragen ( §§ 51-106)
* Einleitung ( §§ 52-55)
* Schiedsentscheidung [Über intellektuelle Betrachtungsweisen] ( §§ 56-68)
* Abschnitt [Daß Akzidentalität etwas ist, was dem Wesen von Akzidenzien äußerlich ist] (§ 69)
* Weitere Schiedsentscheidung [Daß es den Peripatetikern zufolge unmöglich ist, irgend etwas zu erkennen] ( §§ 70-71)
* Weitere Schiedsentscheidung [Widerlegung von Form und Erster Materie] ( §§ 72-76)
* Schiedsentscheidung [Daß die Erste Materie der Elementarwelt durch sich selbst subsistente Größe ist] (§ 77)
* Weitere Schiedsentscheidung [Über Untersuchungen, die mit Form und Erster Materie zusammenhängen] ( §§ 78-88)
* Lehrsatz [Widerlegung der Atome] (§ 89)
* Lehrsatz [Widerlegung des Vakuums] (§ 90)
* Schiedsentscheidung [Über die Beweise für die Fortdauer der Seele] ( §§ 91-93)
* Schiedsentscheidung [Über die Platonischen Ideen] ( §§ 94-95)
* Lehrsatz [Daß etwas Einfaches aus etwas Zusammengesetztem hervorgehen kann] ( §§ 96-98)
* Schiedsentscheidung [Widerlegung der Körperlichkeit von Strahlen] ( §§ 99-100)
* Schiedsentscheidung [Darlegung der Schwäche dessen, was über das Sehen gesagt wird] ( §§ 101-103)
* Lehrsatz [Über das Wesen von Formen in Spiegeln] (§ 104)
* Schiedsentscheidung [Über die Gegenstände des Hörens, nämlich Klänge und Buchstaben] (§ 105)
* Abschnitt [Über Einsheit und Vielheit] (§ 106)
* Zweiter Teil: Über die göttlichen Lichter, das Licht der Lichter und die Prinzipien des Seins und deren Ordnung (in fünf Abhandlungen) ( §§ 107-281)
* Erste Abhandlung: Über das Licht, sein Wesen, das Licht der Lichter und das, was als erstes aus ihm hervorgeht (in verschiedenen Abschnitten und Regeln) ( §§ 107-134)
* Abschnitt [Daß das Licht keiner Definition bedarf] (§ 107)
* Abschnitt [Über die Definition des Unbedürftigen] (§ 108)
* Abschnitt [Über Licht und Dunkelheit] ( §§ 109-110)
* Abschnitt [Daß der Körper zu seinem Sein des immateriellen Lichts bedarf] (§ 111)
* Regel [Daß man auf ein immaterielles Licht nicht sinnlich hinweisen kann] (§ 112)
* Regel [Daß alles, was von sich aus Licht ist, ein immaterielles Licht ist] (§ 113)
* Allgemeiner Abschnitt [Daß alles, was sein Selbst erfaßt, ein immaterielles Licht ist] (§ 114)
* Abschnitt mit detaillierter Erläuterung [des gerade Dargelegten] ( §§ 115-120)
* Schiedsentscheidung [Daß die Tatsache, daß etwas sein Selbst erfaßt, darin besteht, daß es sich selbst offenbar ist, und nicht in seiner Immaterialität, wie die Peripatetiker meinen] ( §§ 119-120)
* Abschnitt [Über die Lichter und ihre Kategorien] ( §§ 121-124)
* Lehrsatz [Daß ein Körper keinen anderen Körper ins Sein treten lassen kann] (§ 124)
* Abschnitt [Daß sich die immateriellen intellektuellen Lichter der Vollkommenheit und Unvollkommenheit nach unterscheiden und nicht der Art nach] (§ 125)
* Abschnitt ( §§ 126-128)
* Lehrsatz [Daß dasjenige, was die Schranken ins Sein treten läßt, sein Selbst erfaßt] (§ 128)
* Abschnitt [Über das Licht der Lichter] ( §§ 129-133)
* Zweite Abhandlung: Über die Ordnung des Seins (in verschiedenen Abschnitten) ( §§ 134-176)
* Abschnitt [Daß von dem wahrhaft Einen als solchem nur ein einziges verursachtes Seiendes ausgeht] (§ 135)
* Abschnitt [Daß dasjenige, welches als erstes aus dem Licht der Lichter hervorgeht, ein einziges immaterielles Licht ist] ( §§ 136-138)
* Abschnitt über die Bestimmungen der Schranken ( §§ 139-140)
* Abschnitt [Darüber, daß die Bewegungen der Himmelssphären freiwillig sind und wie aus dem Licht der Lichter eine Vielheit hervorgeht] ( §§ 141-146)
* Regel [Wie es zur Vielheit kommt] (§ 143)
* Lehrsatz [Über die Freigiebigkeit des Lichts der Lichter] (§ 144)
* Lehrsatz [Über das Schauen] (§ 145)
* Weiterer erleuchtungsphilosophischer Lehrsatz [Daß das Schauen eines Lichts etwas anderes ist als das Erkennen seiner Eigenschaften] (§ 146)
* Abschnitt [Über die verschiedenen Arten von Erkenntnis und ihre Beziehungen zueinander] ( §§ 147-152)
* Abschnitt [Über die Rolle der Intuition in der Erkenntnis] ( §§ 153-158)
* Abschnitt [Über die Grenzen des menschlichen Verstandes] ( §§ 159-164)
* Dritte Abhandlung: Über die Seelenwanderung und die verschiedenen Arten von Seelen (in acht Abschnitten) ( §§ 165-200)
* Abschnitt [Über die Entstehung der Seele] (§ 165)
* Abschnitt [Über die verschiedenen Arten von Seelen] ( §§ 166-170)
* Abschnitt [Über die Wiedergeburt der Seele] ( §§ 171-175)
* Vierte Abhandlung: Über die Eigenschaften der Lichter und ihre Beziehungen zueinander (in fünf Abschnitten) ( §§ 201-228)
* Abschnitt [Über die verschiedenen Arten von Lichtern] (§ 201)
* Abschnitt [Über die Beziehung zwischen Licht und Dunkelheit] (§ 202)
* Abschnitt [Über die Eigenschaften der Lichter, die sie von anderen Wesen unterscheiden] ( §§ 203-207)
* Fünfte Abhandlung: Über Auferstehung, Prophetie und Träume (in verschiedenen Abschnitten) ( §§ 229-281)
* Abschnitt [Über die Seelenwanderung] ( §§ 229-236)
* Abschnitt [Wie die reinen Lichter ihre Erlösung in der Welt des Lichts finden] ( §§ 237-243)
* Abschnitt [Über den Zustand der menschlichen Seelen nach der Trennung vom Körper] ( §§ 244-248)
* Abschnitt [Über das Böse und die Unseligkeit] ( §§ 249-250)
* Regel [Wie aus den erhabenen Seienden unendlich viele entstandene Seiende hervorgehen können] (§ 250)
* Abschnitt [Über die Ursache von Vorhersagen und die Kenntnis von verborgenen Dingen] ( §§ 251-255)
* Abschnitt [Über die Klassen der verborgenen Eingebungen, welche den Vollkommenen zuteil werden] ( §§ 256-260)
* Abschnitt: Eine weitere Eingebung ( §§ 261-265)
* Abschnitt: Die Bedeutung des Lichts für die Erleuchtung ( §§ 266-270)
* [Ermahnung des Verfassers] ( §§ 271-281)
* Kommentar
* Al-Suhrawardı̄ als philosophiegeschichtliches Problem
* Der historische Kontext: al-Suhrawardı̄ und die islamische Welt des 12. Jahrhunderts
* Der geistesgeschichtliche Kontext al-Suhrawardı̄s: Die Entwicklung der arabischen Philosophie bis zum 12. Jahrhundert
* Spätantike Ursprünge der arabischen Philosophie
* Die arabische Übersetzungsbewegung
* Al-Fārābı̄ und seine emanationistische Kosmologie
* Avicennas Synthese der aristotelischen Tradition
* Philosophiekritik und -rezeption bei al-Ghazālı̄
* Brückenschläge zur Mystik
* Intuitive Erkenntniskonzeptionen bei Avicenna, al-Ghazālı̄ und al-Suhrawardı̄
* Das philosophische und literarische Werk al-Suhrawardı̄s
* Überblick über die Schriften al-Suhrawardı̄s
* al-Suhrawardı̄s allegorische Erzählungen und Dialoge
* Aufbau und zentrale Gedanken der »Philosophie der Erleuchtung«
* Die Einleitung
* Der erste Teil: Dekonstruktion des Avicennischen Systems
* Der zweite Teil: Ontologie des Lichts
* Zur Rezeption der Philosophie der Erleuchtung
* Zu Übersetzung und Kommentar
* Stellenkommentar
* Glossar
* Literaturverzeichnis
* Primärliteratur
* Sekundärliteratur
* Danksagung
* Zur Transliteration
* Register
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Personen für Al Suhrawardi, Philosophie der Erleuchtung
Nicolai Sinai
Nicolai Sinai, geboren 1976, Dr. phil., seit 2007 Mitarbeiter des Forschungsprojektes Corpus Coranicum - Textdokumentation und historisch-kritischer Kommentar zum Koran und ab 2011 Dozent für Islamwissenschaft an der Universität Oxford. Forschungsschwerpunkte: historisch-kritische Koranforschung, islamische Koranrezeption, Philosophie und Theologie im islamischen Kulturraum.
Nicolai Sinai, geboren 1976, Dr. phil., seit 2007 Mitarbeiter des Forschungsprojektes Corpus Coranicum - Textdokumentation und...

