Christian Lehnerts siebentes Gedichtbuch versucht erneut ein Äußerstes: Ausgehend von zweizeiligen Verknappungen bis an den Rand des Schweigens, über Sonett, Ode und Terzine bis hin zu vielgestaltig ausgreifenden Poemen sendet diese Dichtung experimentelle Sonden ins Unbekannte.
Mehrfach begibt sich der Dichter in ein »Wörterbuch der natürlichen Erscheinungen«. Darin öffnen sich ihm Welt und Signatur von Schnee und Frost, Moos und Laub. Zu Sprache werden ihm Federgeistchen,...
Christian Lehnerts siebentes Gedichtbuch versucht erneut ein Äußerstes: Ausgehend von zweizeiligen Verknappungen bis an den Rand des Schweigens, über Sonett, Ode und Terzine bis hin zu vielgestaltig ausgreifenden Poemen sendet diese Dichtung experimentelle Sonden ins Unbekannte.
Mehrfach begibt sich der Dichter in ein »Wörterbuch der natürlichen Erscheinungen«. Darin öffnen sich ihm Welt und Signatur von Schnee und Frost, Moos und Laub. Zu Sprache werden ihm Federgeistchen, Feuerkäfer, Fliegen und Falken. Ebenso versteht er sich später auf die Rede der Fichten und Buchen. Schließlich geht es um menschliches Schicksal, um mythische wie historisch-reale Stoffe. Hier verbindet er Polaritäten wie den Baal von Palmyra und die Todeserfahrung des Obersten Lehnert im Zweiten Weltkrieg.
Lehnerts Dichtung speist sich aus der deutschen Mystik. Von Jacob Böhme und Angelus Silesius übernimmt er die doppelbödig-eindringliche, Spiritualität und Physis verbindende Rede. In Lehnerts Gedichten ereignet sich, im vielberufenen Zeitalter des Digitalen, eine Wiederauferstehung analogen Denkens – und hier haben die Gedichte auch ihren widerständigen Ort in der Gegenwart: als Behauptungen von »Sinn« in den Erscheinungen, als Näherungen an eine letztlich unsagbare Mitte.
Aus einem Wörterbuch der natürlichen Erscheinungen
Oktober 2015, Breitenau, Osterzgebirge
Vierundzwanzigster Oktober 2015, Breitenau
Ende Oktober 2015, Oehlsengrund, Osterzgebirge
Januar 2016, Achterwasser, Usedom
Januar 2016, Usedom
Dreizehnter Februar 2016, Breitenau
Vierzehnter Februar 2016, Breitenau
Ostern 2016, Hennersbach, Osterzgebirge
Fünfzehnter Mai 2016, am Oberlauf der Seidewitz, Osterzgebirge
Ende Mai 2016, Pfarrwald in Breitenau
Mitte Mai 2016, am Feldrand in Breitenau
Ende Mai 2016, Moorgründe am Sattelberg, Osterzgebirge
Achtzehnter Juni 2016, vor den Walzenornamenten, Breitenau
Achtzehnter Juni 2016, im Ostwind über die Höhen
Neunzehnter Juni 2016, Schlottwitzer Bruch im Müglitztal
Ende Juni 2016, Dünen auf dem Darß
Dritter Juli 2016, am Dachfenster, Breitenau
Fünfter Juli 2016, Bergwiese bei Gottgetreu, Osterzgebirge
Achter Juli 2016, Peenemündung
Zehnter Juli 2016, Dahmer Kanal
Anfang September 2016, im Laternenlicht, Breitenau
September 2016, Nebel über den Hochwiesen am Sattelberg
Oktober 2016, Gottleubatal, Osterzgebirge
Ende Oktober 2016, am Sattelberg
November 2016, Lärchenschlag, Breitenau
Erster Advent 2016, Autobahn vor Breitenau
Neunundzwanzigster November 2016, Breitenau
Zweiter Advent 2016, Breitenau
Elfter Dezember 2016, Leipzig
Tierhaft
Sturm
Böhmischer Wind über der Autobahn, Breitenau
Traum
Und es wird ein Reis hervorgehen
Neuschnee
Aufgetauter Tümpel
Die Nacht ist vorgedrungen
Puls
Wandlung
Tag- und Nachtgleiche
Engelsgeräusch
Vorfrühling
Birkenwasser
Auge des Sturms
Bärlauch
Das ängstliche Harren der Kreatur
Muttersprache
Der eigene Ton
Im Erwachen
Abenddämmerung. Siebzehnter Mai 2016, 21.15 Uhr
Nacht. Siebzehnter Mai 2016, 23.10 Uhr
Morgen. Achtzehnter Mai 2016, 6.45 Uhr
Im Verborgenen
Von allen Seiten umgibst du mich
Urwort
Ins Offene
Im Schatten
Wo ist GOtt ?
Tagpfauenauge, Inachis io
Gabelweihe, Milvus milvus
Epiphanie
Von fern
Es gibt IHn nicht
Proömium
Das Jenseits der Fische
Ruhendes Jetzt
Völliges Dunkel
Nachtfalter
Totenkopfschwärmer, Acherontia atropos
Der Übergang
Das Bachneunauge, nachdem es ausgewachsen ist und keine Nahrung mehr aufnimmt
Credo quia absurdum
Der Ort der Sandwespe (Nachträge aus einem Wörterbuch der natürlichen Erscheinungen)
Mai 2016, Breitenau
Anfang Juli, Breitenau
Mitte Juli, Breitenau
Sechsundzwanzigster Juli, Breitenau
Ich bin, der ich bin (2. Mose 3,14)
Dorfkirche
Federgeistchen (Alucita pentadactyla), eingesponnen
Der Feuerkäfer
Gleichmaß
Immerwährendes Vorher
Dahin
Grundton
Die Arche
Bachstelze, Motacilla alba
Zwei Bienen
Die Larve
Wächter im Winter
Sonnenuntergänge
Breitenauer Zauberspruch. Gegen die Unrast
Lazarus
Jakob
Begegnung
Grenzen der Syntax
Tod eines Eisvogels
Die Auferstehung des Eisvogels
Peenemündung im Dämmern
Im Morgengrauen
Zwei Äpfel (weitere Nachträge aus einem Wörterbuch der natürlichen Erscheinungen)
Warum ist GOtt vom Tod so ungewiß verstellt ?
Abschied
Oktoberkälte
Eintagsfliege, Ephemera vulgata
Spät
Atemgeräusch
Zukunft
Limbus
Reif
Dachstuhl
Spätnachts
Moosblüten unter dem Schnee
Gebet
Hagebutten im November
Nachtfrost
Dezembermorgen
Armut
Umkehr (aus einem Wörterbuch der natürlichen Erscheinungen)
Großohr (Plecotus auritus), eins
Großohr (Plecotus auritus), zwei
Herbstzeitlose, Colchicum autumnale
Grabspruch für einen Neuntöter
Von der Unruhe
Die Ausgewanderten
Die Nonnengänse
Böhmisches Flurkreuz. Oder Passions-Salve an die leidenden Glieder Christi. An die Füße
Elegie an den Baal von Palymra
Die Morgenandacht der Füchsin an der Autobahn
Vanitas
Morgen
Mittag
Beschluß des 2015ten Jahres
Mitternacht
Morgengebet
Schneefall
Amethyst
Die Wächter
Die Gewißheiten eines Schattens
Der König Herodes
Melchior
Balthasar
Kaspar
Heilungsgeschichte
Der Holunder
Passions-Salve an die leidenden Glieder Christi. An die Hände
Passions-Salve an die leidenden Glieder Christi. An die Seite
Die Nonnengänse, zwei. Oder Passions-Salve an die leidenden Glieder Christi. An das Herz
Baumgespräche
Den Fichten abgelauscht
Im Dickicht der jungen Buchen
Ein Leib und Staub
Der Feind
Ton und Schall
Die singenden Wildkirschen
Eschenkolonne
Die Buchen und der Sturm
Suhrkamp Verlag GmbH
Torstraße 44
10119 Berlin
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Personen für Cherubinischer Staub
Christian Lehnert
Christian Lehnert, geboren 1969 in Dresden, ist Dichter und Theologe. Er leitet das Liturgiewissenschaftliche Institut an der Universität Leipzig. Seit mehr als 25 Jahren erscheinen im Suhrkamp Verlag Gedichtbücher und Prosabände, für die er mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet wurde, zuletzt mit dem Deutschen Preis für Nature Writing (2018).
Christian Lehnert, geboren 1969 in Dresden, ist Dichter und Theologe. Er leitet das Liturgiewissenschaftliche Institut an der Universität...

