Eine sozialphilosophische Kritik des Rechts befragt nicht dessen Abweichen von moralischen oder naturrechtlichen Gesetzen, sondern problematisiert seine Auswirkungen auf das menschliche Zusammenleben. Daniel Loick zeigt in seinem grundlegenden und weit ausgreifenden Buch, dass und wie die Dominanz des Rechts in bürgerlichen Gesellschaften ethisch deformierte, verzerrte oder defizitäre Formen der Subjektivität und Intersubjektivität erzeugt. Dieser Juridismus lässt sich aber nicht durch eine...
Eine sozialphilosophische Kritik des Rechts befragt nicht dessen Abweichen von moralischen oder naturrechtlichen Gesetzen, sondern problematisiert seine Auswirkungen auf das menschliche Zusammenleben. Daniel Loick zeigt in seinem grundlegenden und weit ausgreifenden Buch, dass und wie die Dominanz des Rechts in bürgerlichen Gesellschaften ethisch deformierte, verzerrte oder defizitäre Formen der Subjektivität und Intersubjektivität erzeugt. Dieser Juridismus lässt sich aber nicht durch eine Überwindung oder Abschaffung des Rechts, sondern nur durch dessen radikale Transformation kurieren – hin zu einem wahrhaft menschlichen, das heißt sozialen Recht.
I. Juridismus – eine Annäherung mit Hegel
1. »Äußerlichkeit des Einsseins«. Juridismus als Trennung
1.1 Die Sozialität menschlicher Subjektivität
1.2 Die Dissoziationseffekte des abstrakten Rechts
1.3 Was heißt Versöhnung? Hegel’sche Therapieempfehlungen
2. »Hassende Strenge der Pflichtgemäßheit«. Gesetzeskritik und Antisemitismus im Geist des Christentums
2.1 Leere, Formalität, Imperativität: Das Judentum als Manifestation eines kantischen Juridismus
2.2 Liebe, Vergebung, Versöhnung: Das frühe Christentum als Manifestation der Hegel’schen Sittlichkeit
2.3 Entsetzlich liebevoll: Das Scheitern der christlichen Juridismuskritik
3. Erpresste Versöhnung (Kritik der Juridismuskritik)
3.1 »Then must the Jew be merciful«. Christliche Juridismuskritik in Shakespeares Der Kaufmann von Venedig
3.2 »I’m arrogant because I forgive people?« Pathologien der Vergebung in Lars von Triers Dogville
3.3 »Kriminelle Verwegenheit«. Juridismuskritik als politische Paralysierung in E. L. Doctorows Ragtime
3.4 Wie ist eine kritische Theorie des Rechts (noch) möglich?
4. »Prosa des Lebens«: Der römische Geist und das Prinzip der Rechtspersonalität in den Vorlesungen zur Philosophie der Geschichte
4.1 Integration durch Entzweiung. Die Neufassung der Sozialität als Sittlichkeit im Naturrechtsaufsatz
4.2 Abstraktheit, Privatheit, Universalismus: Rom als Gründungsstätte der Rechtssubjektivität
4.3 Rechtspersonalität als abstrakte Freiheit und konkrete Unfreiheit
4.4 Der Zusammenhang von Atomismus und Despotismus
5. »Dogmatismus« und »Langeweile«: Das kommunikative Defizit der Rechtssubjektivität in der Phänomenologie des Geistes
5.1 Der Stoizismus des Rechtssubjekts
5.2 Der Skeptizismus des Rechtssubjekts
5.3 Ironien der rechtlichen Subjektivierung
6. Zwischenfazit: Hegels Depotenzierung des Rechts und der Rechtskritik
II. Genealogische Radikalisierungen: Marx und Nietzsche
7. »Isolierte, auf sich zurückgezogene Monaden«. Marx’ politische Kritik der Absonderung
7.1 Das Trennende des Rechts
7.2 Das Zusammenführende des Kommunismus
8. »Bleiernes Missbehagen« und »stolzes Wissen«. Nietzsches Genealogie der unterwerfend-unterworfenen Rechtssubjektivität
8.1 Noch einmal: Rom als Gründungsstätte der Rechtssubjektivität
8.2 Das unterwerfend-unterworfene Rechtssubjekt
8.3 Die Doppelgestalt der juridischen Affektstruktur
8.4 Die Transgression der Rechtssubjektivität
9. Zwischenfazit: Genealogische Repotenzierung der Rechtskritik – und des Rechts
III. Postjuridische Politik und Ethik
10. »Juristische Weltanschauung«. Vom Dilemma der Verrechtlichung zum Paradox der Rechte bei Habermas, Honneth und Brown
10.1 Verrechtlichung als Kolonisierung (Habermas)
10.2 Verrechtlichung als Verabsolutierung (Honneth)
10.3 Verrechtlichung als politisches Paradox (Brown)
11. »Grunzen, wühlen, grinsen«. Gilles Deleuze’ postjuridische Ethik
11.1 Das Gericht gegen das Leben
11.2 Illegale Existenzweisen
11.3 Das Recht des Lebens
12. Zwischenfazit: Exodus – Politik und Ethik jenseits des Rechts
IV. Postjuridisches Recht
13. Das »menschliche Dasein« des Gesetzes
13.1 Was heißt »menschlich«?
13.2 Das Recht der Sozialität
13.3 Die Sozialität des Rechts I: Die Vermittlung des Willens
13.4 Die Sozialität des Rechts II: Die Gemeinschaft der Interpret*innen
13.5 Die Sozialität des Rechts III: Recht als anlockende Einladung
14. Zwischenfazit: »Menschliches« Recht schaffen
15. Schluss: Anders als entsetzlich
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