Marcel Proust und die Frauen
Ohne die Frauen ist Prousts Schreiben nicht zu verstehen. Bereits in der Eingangsszene der Recherche ist Imagination mit Weiblichkeit verknüpft, wenn der Träumer eine Frau halluziniert, die aus einer falschen Lage seines Schenkels heraus geboren wird, so wie Eva einer Rippe Adams entsprungen ist. Schließlich identifiziert sich der Erzähler selbst mit einer Frau, wenn er mit dem Buch, das er im Begriff zu schreiben ist, »schwanger« geht. Das Weibliche ist so nicht nur Bestandteil des...
Ohne die Frauen ist Prousts Schreiben nicht zu verstehen. Bereits in der Eingangsszene der Recherche ist Imagination mit Weiblichkeit verknüpft, wenn der Träumer eine Frau halluziniert, die aus einer falschen Lage seines Schenkels heraus geboren wird, so wie Eva einer Rippe Adams entsprungen ist. Schließlich identifiziert sich der Erzähler selbst mit einer Frau, wenn er mit dem Buch, das er im Begriff zu schreiben ist, »schwanger« geht. Das Weibliche ist so nicht nur Bestandteil des Romans, sondern konstitutiv für Prousts Schreiben selbst, das man eine écriture au féminin nennen könnte.
Wie kein anderer vor und nach ihm erforscht Proust zudem das Rätsel weiblichen, genauer lesbischen Begehrens. Albertine ist kein Mann in weiblicher Verkleidung, sondern Figur des Femininen par excellence – Figur des Flüchtigen, Opaken, Fragmentarischen und somit Inbegriff von Prousts Modernität.
Der vorliegende Band versammelt die Beiträge des internationalen wissenschaftlichen Symposions, das die Marcel Proust Gesellschaft 2017 in München veranstaltet hat. Nicht nur biografische Quellenforschung, sondern Prousts weibliches Schreiben und sein Schreiben des Weiblichen stehen im Mittelpunkt der Untersuchungen.
Ulrike Sprenger, Fangen wir beim Kopf an: Einleitende Überlegungen zur Titelillustration
Luzius Keller, Frauengeschichten
Caroline Weber, Élisabeth Greffulhe und das Streben nach Geltung
Volker Roloff, Die Rolle Gilbertes in der Recherche
Matei Chihaia, Das allegorische Geschlecht
Kirsten von Hagen, »Je ne peux pas téléphoner sans cela je ne vous aurais ennuyée d’une lettre« – Proust, die Demoiselles du téléphone und Anna de Noailles: Korrespondenz(en)
Hermann Doetsch, Girlkultur – Telefonistinnen im Zwischenraum
Emily Eells, Proust und die »Amazone«, Natalie Clifford Barney
Alexis Eideneier, Die Geburt der Recherche aus der Liebe zur Mutter. Blicke auf Jeanne Proust
Edi Zollinger, Elstirs »Miss Sacripant«: Ein Bild von einem Mann
Wolfram Nitsch, Miss Sacripant: Betrachtung und Ermittlung
Karin Schulz, Le bruissement du fleuve oder die Resonanzen des (Un-)Nahbaren. Impressionen des Flusses und die Antizipation des Weiblichen in Marcel Prousts À la recherche du temps perdu
Cornelia Wild, Poetik auf dem Kopf. Das Häubchen von Françoise
Raymonde Coudert, Gomorrha – ein imaginäres Genre oder Sexualtheorie?
Insel Verlag Anton Kippenberg GmbH & Co. KG
Torstraße 44
10119 Berlin
info@insel-verlag.de
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Personen für Marcel Proust und die Frauen
Barbara Vinken
Barbara Vinken ist Professorin für Literaturwissenschaft, Kulturwissenschaftlerin und Modeexpertin. Flaubert beschäftigt sie seit ihrem fünfzehnten Lebensjahr.
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