Die Kriegsverbrecherlobby

Bundesdeutsche Hilfe für im Ausland inhaftierte NS-Täter
Die Kriegsverbrecherlobby
Bundesdeutsche Hilfe für im Ausland inhaftierte NS-Täter

Unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg waren in zahlreichen westeuropäischen Ländern NS-Kriegsverbrecher inhaftiert. Im Zuge der Westbindung der Bundesrepublik wurden die meisten von ihnen entlassen. Lediglich in Italien und den Niederlanden verblieben insgesamt fünf Deutsche im Gefängnis: der SS-Mann Herbert Kappler, als Kommandeur der Sicherheitspolizei verantwortlich für das Massaker in den Ardeatinischen Höhlen, sowie die »Vier von Breda«, die maßgeblich an der Ermordung der...

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Unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg waren in zahlreichen westeuropäischen Ländern NS-Kriegsverbrecher inhaftiert. Im Zuge der Westbindung der Bundesrepublik wurden die meisten von ihnen entlassen. Lediglich in Italien und den Niederlanden verblieben insgesamt fünf Deutsche im Gefängnis: der SS-Mann Herbert Kappler, als Kommandeur der Sicherheitspolizei verantwortlich für das Massaker in den Ardeatinischen Höhlen, sowie die »Vier von Breda«, die maßgeblich an der Ermordung der niederländischen Juden beteiligt gewesen waren. Hochrangige deutsche Politiker, unter ihnen die Bundeskanzler Brandt und Schmidt, setzten sich für ihre Freilassung ein.

Felix Bohr zeichnet das westdeutsche Engagement für die im Ausland inhaftierten NS-Täter nach. Er zeigt, wie sich aus Netzwerken von Kirchenverbänden, Veteranenvereinigungen und Diplomaten eine einflussreiche Interessenvertretung formierte, die rechtliche und materielle Hilfe leistete. Während Opfer des NS-Regimes um gesellschaftliche Anerkennung und Entschädigung kämpften, organisierte die Lobby Unterstützung für die Kriegsverbrecher auf höchster politischer Ebene. Auf der Grundlage bislang mitunter nicht zugänglicher Quellen wirft Bohr einen umfassenden Blick auf ein bisher kaum bekanntes Kapitel bundesdeutscher Vergangenheitspolitik.

Einleitung
Herbert Kappler und die »Vier von Breda«
Kriegsverbrechen und ihre Ahndung in der frühen Nachkriegszeit
Die Taten des »Henkers von Rom«
Kapplers Prozess und das Taktieren der italienischen Regierung in der Kriegsverbrecherfrage
Vollstrecker der Vernichtungspolitik
Die Taten der »Vier von Breda«
Der Umgang mit Kollaboration und Besatzungskriminalität in den Niederlanden
Akteurskonstellationen und politische Weichenstellungen in der jungen Bundesrepublik (1949-1961)
Die Kirchen – christliche Hilfe für NS-Verbrecher in der Nachkriegszeit
Die Politik – Rechtsschutz und »Liebesgabenpakete« Anfänge des Engagements der Bundesregierung
Die Lobby – Arbeit und Struktur der Netzwerke »alter Kameraden«
Der Einsatz für Kappler & Co. als bundesdeutsche Staatsräson (1961-1969)
»Der Eichmann-Prozess weckt alle bösen Erinnerungen«. Taktikwechsel in den Bemühungen um eine Freilassung Herbert Kapplers
Größte Zurückhaltung Das diskrete Engagement in den Niederlanden
Die Kriegsverbrecherfrage in der sozialliberalen Ära (1969-1982)
Hypotheken der Älteren. Die Bemühungen der Regierungen Brandt und Schmidt um eine Amnestie der inhaftierten Täter
Alternde Kameraden in der Offensive
Flucht aus Rom. Das Ende des Falles Kappler
Im Haus des Henkers. Erinnerungskulturelle Entwicklungen bis 1982
Der Weg zur Begnadigung der »Zwei von Breda« (1982-1989)
Persönliches Hobby? Alois Mertes und die Bundestagsresolution 1982
»Martyrium epochalen Ausmaßes«. Der Kampf der Kiesslers und der Rückzug des VdH
»Aus eigenem Gewissen und Rechtsempfinden« Finale Bemühungen der Bundesregierung und das Engagement Richard von Weizsäckers
Neue Nachdenklichkeit Amnestiediskurse in den Niederlanden
»Heim ins Reich«. Die Entlassung Fischers und aus der Füntens
Schlussbetrachtung
Inhaltsverzeichnis
Bibliografische Angaben
Service
Umschlag / Cover (Web)Umschlag / Cover (Print)Leseprobe
Produktsicherheit

Personen für Die Kriegsverbrecherlobby

Felix Bohr, geboren 1982, ist Historiker und Journalist. Er studierte in Berlin und Rom Geschichte sowie katholische Theologie. Seit 2012 ist er für das Nachrichtenmagazin Der Spiegel tätig, aktuell in der Leitung des Geschichtsressorts.

 

Felix Bohr, geboren 1982, ist Historiker und Journalist. Er studierte in Berlin und Rom Geschichte sowie katholische Theologie. Seit 2012 ist er...


STIMMEN

»Wie diese [Kriegsverbrecher], deren Todesurteile letztlich in lebenslange Haftstrafen verwandelt wurden, über Jahrzehnte von bestimmten Gruppen und offiziellen Vertretern in der Bundesrepublik unterstützt wurden, dem geht der Historiker Felix Bohr in seiner lesenswerten Studie ... nach.«
Judith Leister, Neue Zürcher Zeitung
»Es liegen über der geglückten deutschen Demokratie heute Schatten. Antidemokratische, rechtsextreme Kräfte haben Auftrieb erhalten. ... Auch deswegen ist das Buch von Felix Bohr wichtig. Es zeigt im Rückblick auf die erst jüngst vergangene Zeitgeschichte, wie verletzbar unsere Demokratie ist, welche Gefahren in ihr lauern und wie schwierig das Verhältnis der Deutschen zur Freiheit in ihrer Geschichte war.«
Gerhart Baum, DIE ZEIT
»Die Geschichte der [Kriegsverbrecherlobby] stellt Bohr akribisch und facettenreich dar.«
Matthias Arning, Frankfurter Rundschau
»Wie diese [Kriegsverbrecher], deren Todesurteile letztlich in lebenslange Haftstrafen verwandelt wurden, über Jahrzehnte von bestimmten Gruppen und offiziellen Vertretern in der Bundesrepublik unterstützt wurden, dem geht der Historiker Felix Bohr in seiner lesenswerten Studie ... nach.«
Judith Leister, Neue Zürcher Zeitung
»Es liegen über der geglückten deutschen Demokratie heute Schatten. Antidemokratische, rechtsextreme Kräfte haben Auftrieb erhalten. ... Auch deswegen ist das Buch von Felix Bohr wichtig. Es zeigt im Rückblick auf die erst jüngst vergangene Zeitgeschichte, wie verletzbar unsere Demokratie ist, welche Gefahren in ihr lauern und wie schwierig das Verhältnis der Deutschen zur Freiheit in ihrer Geschichte war.«
Gerhart Baum, DIE ZEIT
»Die Geschichte der [Kriegsverbrecherlobby] stellt Bohr akribisch und facettenreich dar.«
Matthias Arning, Frankfurter Rundschau
»Bohr ist ein glänzendes Buch darüber gelungen, wie es Rechtsextreme erreicht haben, Politik für sich zu instrumentalisieren und zugleich die Deutungshoheit über die Geschichte zu beanspruchen. Angesichts der derzeitigen Versuche, die NS-Zeit als einen ›Fliegenschiss‹ umzudenken, ist sein Buch aktueller, als uns lieb sein kann.«
Klaus Hillenbrand, taz. die tageszeitung
»Bohrs wichtige Aufarbeitung, deren gut recherchierter Faktenreichtum besticht, lässt einen fassungslos zurück ob der braunen Tentakel.«
Knud von Harbou, Süddeutsche Zeitung

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