Dieter Thomä, wie viel Vergangenheit braucht unsere Gegenwart? | Dichtung & Wahrheit #47
In dieser Folge von Dichtung & Wahrheit spricht Annika von Taube mit dem Philosophen Dieter Thomä über sein neues Buch Post-. Ein Nachruf auf eine Vorsilbe. Thomä analysiert darin den inflationären Gebrauch sogenannter Postismen – von Posthistoire bis Postmoderne, von Postkolonialismus bis Post-Truth. Sein Anliegen: Diese Begriffe zu hinterfragen – nicht aus Ablehnung gegenüber der Vergangenheit, sondern aus dem Wunsch heraus, die Gegenwart und Zukunft nicht unter dem Gewicht des Vergangenen zu entwerten. Thomä plädiert für mehr Geistesgegenwart und für eine Sprache, die Möglichkeitsräume öffnet, statt sie unter historischen Etiketten zu verschließen.
Ein Gespräch über den gesellschaftlichen Reiz des Post-Denkens, über Zeitwahrnehmung, Diversität und die philosophische Frage, wie wir das Jetzt gestalten können, ohne uns darin zu verlieren, was war.
Ein Gespräch über den gesellschaftlichen Reiz des Post-Denkens, über Zeitwahrnehmung, Diversität und die philosophische Frage, wie wir das Jetzt gestalten können, ohne uns darin zu verlieren, was war.
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Das Buch zur Folge
Bei der Vorsilbe Post- handelt es sich um die erfolgreichste Erfindung der Geistes- und Sozialwissenschaften seit 1945. Zum weltweiten Einsatz kommt sie in Großwörtern wie Posthistoire, Postmoderne oder Postkolonialismus sowie in zahllosen weiteren Kombinationen. Offensichtlich ist es Trend geworden, sich in die Nachzeit einer Vorzeit zu versetzen. Doch nicht hinter jedem Erfolg steckt eine gute Idee. Das ist auch hier der Fall, wie Dieter Thomä in seiner aufregenden Kritik jener Geistes- und Lebenshaltung zeigt, die auf den Post-Weg geraten ist.
Nicht nur zeugt es laut Thomä von epochaler Einfallslosigkeit, ein altes Wort mit Post- zu schmücken und als letzten Schrei auszugeben. Darüber hinaus haben die Post-Theoretiker ein grundsätzliches Problem: Sie lassen etwas hinter sich und schleppen es doch weiter mit. Sie fahren in die Zukunft, schauen dabei aber dauernd in den Rückspiegel. Sie bleiben in der Ambivalenz zwischen Anhänglichkeit und Aufbruch stecken. Höchste Zeit also für die Verabschiedung der Postismen unserer Zeit. Dieses Buch ist ihr Nachruf und zugleich ein Plädoyer für etwas von ihnen Verschiedenes: Geistesgegenwart.
Nicht nur zeugt es laut Thomä von epochaler Einfallslosigkeit, ein altes Wort mit Post- zu schmücken und als letzten Schrei auszugeben. Darüber hinaus haben die Post-Theoretiker ein grundsätzliches Problem: Sie lassen etwas hinter sich und schleppen es doch weiter mit. Sie fahren in die Zukunft, schauen dabei aber dauernd in den Rückspiegel. Sie bleiben in der Ambivalenz zwischen Anhänglichkeit und Aufbruch stecken. Höchste Zeit also für die Verabschiedung der Postismen unserer Zeit. Dieses Buch ist ihr Nachruf und zugleich ein Plädoyer für etwas von ihnen Verschiedenes: Geistesgegenwart.
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